Scheiß Schule. Wer hatte die überhaupt erfunden? Mit einem gequälten Stöhnen stand ich auf und begrüßte als aller erstes mal meine Morgenlatte. Na prima. Ich schlurfte ins Bad und nahm erst mal eine kalte Dusche, von der ich erstens wach wurde und die zweitens meine Latte verschwinden ließ. Ich hatte absolut kein Bock auf Schule, ich hätte sie wohl auch einfach geschwänzt, wenn wir nicht eine Neue bekommen würden. Seit einer Woche malten wir uns schon aus, wie sie wohl aussehen könnte, was den Mädels natürlich ziemlich auf die Nerven ging. Vor allem meiner Freundin Tess. Die Ober-Cheerleaderin und Barbie der Schule. Das absolute Klischee, wenn man mal bedachte, das ich der Quaterback der Schul-Football-Mannschaft war.
"Morgen Mom" rief ich ihr zu, als ich in die Küche kam und nahm sie fest in die Arme. Seitdem die Scheidung offiziell vollbracht war, strahlte sie viel häufiger und außerdem hatte sie auch schon einen aus ihrer Firma gedatet. Schon ein paar mal und Luke war eigentlich auch ganz cool. Jeder Mann war besser als das Arschloch mit dem sie mal verheiratet war und der jetzt seit einem Jahr im Knast hockt.
"So gut gelaunt" stellte sie überrascht fest und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich zuckte bloß mit den Schultern und fing an mir ein Brötchen zu machen.
"Bist du heute Abend zu Hause?" fragte ich mit vollem Mund, woraufhin sie mir leicht gegen die Schulter schlug.
"Sprich nicht mit vollem Mund. Und Nein, bin ich nicht. Luke hat mich zum Essen eingeladen" sagte sie. Ich grinste breit, als sie anfing zu schmunzeln und ihre Wangen sich rosa färbten.
"Okay, aber wenn du die ganze Nacht weg bleibst und dich morgens rein schleichen willst, mach es doch nicht so auffällig wie letzte Woche" sagte ich schelmisch und wich einem weiteren Schlag aus. Jetzt war sie total rot angelaufen und ich konnte nicht anders als zu lachen. Doch schließlich nahm ich meine Tasche, drückte ihr einen Kuss auf die Wange und ging dann. Da die Schule nur fünf Minuten entfernt war, ging ich zu Fuß und fing auf der Weg dorthin noch Asher und Tyler ab.
"Alter, heute kommt die Neue" trällerte Ty gleich los und schlug mir auf die Schulter. Ich bedachte ihn mit einem breiten Grinsen.
"Verschreck das arme Ding aber nicht gleich wieder" sagte Ash zu ihm und kassierte dafür einen Seitenhieb, der ihn fast von den Füßen riss. Ich lachte in mich hinein und ging direkt auf die anderen aus dem Team und den Cheerleadern zu. Meine Tasche warf ich auf den Tisch und setzte mich auf die Bank, da warf sich Tess gleich auf mich und schmierte mir ihren Lippgloss auf die Lippen.
"Hey Süßer" sagte sie und grinste mich breit an, nachdem sie von mir abgelassen hatte. Ich wischte mit so beiläufig wie es ging über den Mund.
"Hey" sagte ich nur gelangweilt und schob sie von mir runter. Ohne sie weiter zu beachten stellte ich mich wieder zu meinen Jungs und gleich fingen wir an über die Party am Wochenende zu reden. An viel erinnerten wir uns nicht mehr, aber wir erinnerten uns noch daran wie Vanessa mit einer Flasche Sekt in der Hand auf dem Tisch getanzt hatte und dann das Gleichgewicht verlor und runterfiel. Wir lachte lauthals los, als wir zu ihr rüber sahen und sie dann beleidigt wegging. Während Tyler und ich also noch weiter lachten, war Asher plötzlich ganz still und sah mit verwirrter Miene an uns vorbei. Auch wir drehten uns um. Also erst fiel mir bloß der gelbe Camaro auf, aber dann fiel mein Blick auf dessen Besitzer. Ein Mädchen. Falsch, DIESES Mädchen. Ich erkannte sie sofort unter der Kaputze ... meines Sweatshirts, ihre leuchtenden Augen und die langen gewellten Haare. Sie sah geschockt zu uns rüber, und wenn ich mich nicht irrte sahen wir genauso aus. Sie zupfte am Ärmel des Sweatshirts rum und da zog sie sich die Kaputze tiefer ins Gesicht und ging mit schnellen Schritten in die Schule. Ich sah ihr weiter nach, bis sie endgültig im Gebäude verschwunden war.
"Fuck" hörte ich hinter mir Tyler sagen und nickte bloß mit dem Kopf.
"Das war die Neue" bemerkte Tess, die jetzt plötzlich neben mir stand. "Na, entspricht sie eurer Fantasie?" fragte sie gleich zickig weiter. Ich warf ihr bloß einen genervten Blick zu und drehte mich dann zu den anderen beiden um. Sie sahen genauso geschockt aus, wie ich mich fühlte.
"Sie trägt mein Sweatshirt" war alles was ich dazu sagen konnte.
"Wieso sollte sie dein Sweatshirt tragen?" fragte John, der sich jetzt mit den anderen Jungs zu uns gestellt hatte.
"Man, was ist denn mit euch los?" fragte Mike und tippte Asher gegen den Kopf.
"Wisst ihr noch vor einem Jahr, das Mädchen das wir gefunden hatten?" fing Tyler an.
"Alter" knurrte ich warnend, doch er ignorierte mich einfach.
"Die wo von ..." murmelte John und zeigte kurz auf mich. "entführt wurde?" Ich sah ihn wütend an, hielt aber die klappe, denn leugnen konnte ich es ja schlecht.
"Ja. Jer hat ihr doch sein Sweatshirt gegeben weil sie ja ... Naja, jedenfalls, die Neue ..." sagte er leise, als könnte uns jemand hören, der es nicht durfte. Eigentlich hätte ich Tyler am liebsten umgebracht das er ihnen jetzt erzählt hatte was Sache war.
"Moment" mischte TJ sich ein. "Ihr wollt uns nicht gerade sagen dass das Mädchen da, diejenige ist, die von Jer's Vater entführt wurde, oder?" fragte er ungläubig und sah uns der Reihe nach an. Ich steckte die Hände in die Hosentaschen und sah Asher und Tyler nur kurz an, bevor ich die Schultern hob.
"Können uns ja auch versehen haben" sagte ich dann schließlich und die beiden nickten zustimmend, obwohl wir ganz genau wussten, das wir uns sicherlich nicht versehen hatten. Bevor noch jemand etwas dazu sagen konnte, klingelte es zur ersten Stunde und man, ich war noch nie so erleichtert darüber diesen Gong zu hören. Ich packte mir meine Tasche und ging ungewöhnlich ruhig neben den wenigen aus meinem Team, mit denen ich in einer Klasse war, her zu unserer ersten Stunde.
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Wenn die Vergangenheit dich einholt.
Roman pour AdolescentsIch nehme mir einen Moment, ich nehme mir nur diesen einen Moment und denk darüber nach, was mir passiert ist. Und gerade wenn ich mir diesen Moment nehme, werde ich erneut hineingezogen. In diese Fabrik. In die Angst. In dieses Gefühl, wenn er mich...