Kapitel 12

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Annalena Baerbock:

Ich spüre noch immer den stechenden Schmerz in meinem Gesicht. Meine Augen noch immer gefüllt mit heißen, salzigen Tränen. Was ist da gerade passiert? Mit Anfeindungen im Netz musste ich schon oft kämpfen, aber dass jemand handgreiflich wird, hatte ich bis heute noch nicht erlebt.
Ich versuche doch wirklich alles um das Klima zu schützen. Natürlich bedeutet das, dass es erstmal ein paar Verbote geben muss. Warum will die Menschheit denn nicht verstehen, dass das unsere letzte Chance ist. Betrübt schau ich aus der verregneten Autoscheibe.
Bis auf die Fahrgeräusche und mein leises schniefen herrscht absolute Stille.
Ich weiß nicht Mal warum ich mehr weine. Wegen dem Schmerz in meinem Gesicht oder in meinem Herzen über so viel Hass. Wahrscheinlich ist es eine Mischung daraus und dem ganzen Stress den ich zur Zeit habe.
Im nächsten Moment spüre ich Yves Hand auf meinem Oberschenkel und sie sagt in leisem Ton: „Wir sind gleich da. Ich bringe dich noch rein, wenn das okay ist." Mit erstickter Stimme antworte ich: „Danke Dir, das ist lieb."

Keine 3 Minuten später fahren wir in meine Straße und Yve parkt in der Parklücke vor dem Haus ein. Sie ist so schnell aus dem Auto gesprungen und zu meiner Beifahrertür gesprintet, ich habe es kaum mitbekommen. Sie öffnet meine Tür und hilft mir aus dem Auto. Es war ja nicht nur mein Gesicht, welches schmerzt, auch der Fall zu Boden, hat seine Spuren hinterlassen. Ich hake mich bei ihr ein und wir laufen gemeinsam auf meine Wohnungstür zu. Ich krame in meiner Tasche und zücke wenig später meinen Schlüssel. Wir betreten meine Altbauwohnung und Yve geleitet mich zu meiner Couch, die an einem großen Fenster steht.
Y: „Jetzt setzt du dich erstmal hin und ich gehe in deiner Küche nach einem Kühlpack suchen."
A: „In der untersten Schublade links ist Eins. Die Küche ist dort drüben rechts entlang." Ich zeige ihr grob mit meinem Finger den Weg und halte mit meiner anderen Hand mein schmerzendes Gesicht fest. Ich will gar nicht wissen wie blau und dick das wird. Die nächsten TV Termine werden ein Spaß werden.

Kurze Zeit später steht die junge Frau mit einem Kühlpack und einem Glas Wasser vor mir.
Y: „So, jetzt trinkst du erstmal einen Schluck Wasser und kühlst dein Gesicht anschließend!"
Ich strecke meine Hand nach dem Glas aus und streife ihre Hand als sie es mir übergibt. Wärme macht sich in mir breit. Ich werfe ihr einen auffordernden Blick zu und sage: „Komm setz dich neben mich. Ich will jetzt noch nicht alleine sein. Ich glaube dann drehe ich durch!"
Die dunkelhaarige, junge Frau setzt sich mit etwas Abstand neben mich und wir sitzen für einen Moment nur da und schweigen, bis die 27-jährige schließlich das Wort ergreift: „Es tut mir so leid was da passiert ist. Ich hätte ihn gleich von dir fern halten sollen. Oder ihn zumindest festhalten, bis die Polizei eintrifft, aber ich wollte so schnell wie möglich zu dir um nach dir zu sehen."
A: „Ach Yve, du hast alles gemacht was du konntest. Ich bin so froh, dass ich nicht alleine war und dass du an meiner Seite warst!" Ich lehne mich rüber zu der jungen Frau und streiche ihr über ihr rechtes Knie und schaue ihr dankend in die Augen. Für einen Moment verharren wir so. Ihre eisblauen Augen scheinen mich zu hypnotisieren. Ich lehne mich wieder zurück und ziehe meine warme Strickjacke aus. Diese plötzliche Hitze war zu viel für mich: „Puh ist das hier warm drin, findest du nicht auch." Yve schaut mit lächelnd an, dreht ihren Oberkörper in Richtung Fenster und öffnet dieses einen Spalt.
A: „Besser. Vielen Dank." Doch eigentlich war das gelogen, denn diese Hitze durchströmt noch immer meinen ganzen Körper. Am liebsten würde ich mich noch weiter ausziehen, aber ich glaube selbst das würde nur wenig helfen. In ihrer Gegenwart fühle ich mich immer so wohl, sodass es mir ganz warm wird.

Yve Winter:

Meine Blicke wandern abwechselnd von ihrem langsam blau anlaufenden Gesicht bis zu ihrem nackten Hals, der einfach wunderschön aussieht. Die oberen Knöpfe der Bluse sind weit aufgeknöpft, sodass ich einen guten Blick darauf habe. Meine Augen bleiben an den 3 Leberflecken an ihrem Hals hängen und alles in mir will nach weiteren Leberflecken auf ihrem Körper suchen. Ich bin gerade mehr als froh, dass wir das Fenster geöffnet haben. Diese Frau macht mich verrückt ohne was dafür zu tun.
Ich muss meinem Körper langsam Mal klar machen, dass er sich nicht so nach ihr verzehren soll. Diese Frau ist meine Chefin, hat einen Mann und zwei Kinder und zudem ist sie auch noch extrem heiß. „Yve, streiche den letzten Teil deines Satzes, dann wird das vielleicht auch Mal was damit sich diese Frau aus dem Kopf zu schlagen." sage ich strafend im Stillen zu mir selbst.
Aber was soll ich nur tun, wenn sie mir an mein Knie packt. Ich bin auch nur eine Frau, die schon lange keinen Sex mehr hatte. „Das ist doch wirklich nicht dein Ernst, dass du in dieser Situation an Sex denkst." sagt mein Kopf zu mir und ich schüttel leicht den Kopf.
Mein Blick wandert zurück in ihr Gesicht und ich bitte sie einmal das Eispack wegzunehmen.
A: „Und ist es ganz schlimm?"
Ich zögere erst ob ich nun die Wahrheit sagen soll und antworte schließlich trocken: „Nun ja. Immerhin passt die Farbe deines Gesichts nun zu deinen Lieblingsfarben Blau und Lila." Ich ziehe meine Schultern nach oben und grinse sie an.
Sie fängt laut an zu lachen: „Au, au, aaahh, au. Okay, besser nicht lachen. Das schmerzt höllisch."
Ihr Gesicht verzieht sich und ihre Augen haben einen leidenden Blick aufgesetzt.
Tränen schießen ihr erneut in ihre tiefblauen Augen. Sie kann sie kaum noch halten oder unterdrücken. Und nur einen kurzen Moment später rennen ihr Tränen die Wangen hinunter.
A: „Ich schaffe das alles nicht mehr. Das wird mir alles zu viel. Vielleicht hatten alle Zweifler doch recht."

Falling slowly Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt