Yve Winter:
Mein Handy klingelt, ich renne aus dem Bad und folge den lauter werdenden Tönen meines Klingeltons. „Elli ruft an" steht auf dem Bildschirm des klingelnden Handys. Mit meinem Daumen wische ich darüber und nehme den Anruf an: „Elli?! Habt ihr euch nun entschieden wo wir heute Abend hingehen?" Die aufgekratzte 23jährige antwortet: „Ja Manu will unbedingt zum Weihnachtsmarkt. Sie ist auch schon mit Tim da und mein Freund Kai holt mich gleich ab. Sollen wir dich mitnehmen?"
Der Weihnachtsmarkt. Warum denn ausgerechnet der Weihnachtsmarkt? Nach kurzem Zögern antworte ich: „Ja ... ja okay. Ich komme mit. Ich bin in fünf Minuten fertig, dann könnt ihr mich hier abholen. Bis gleich."Ich stecke mein Handy in die Hosentasche und mach mich auf den Weg in den Flur. Beim Blick auf die Kommode, steigt die Hitze in mir erneut auf. Die Deko darauf steht immer noch kreuz und quer. Seit dem erneuten Kuss habe ich mich kaum gerührt oder irgendwas im Haushalt gemacht. Immerhin habe ich es geschafft mich nach der Dusche fertig zu machen und mich anzuziehen, deshalb muss ich nun nur noch meine Schuhe und meinen karierten Mantel anziehen.
Da klingelt es auch schon an meiner Tür. All meine Hoffnung besteht darin, dass das Annalena ist, die zurückkommt und wir da weitermachen können wo wir aufgehört hatten.
Aber es ist natürlich nur meine Freundin Elli.
Es ist vielleicht Mal ganz gut andere Menschen zu sehen und auf andere Gedanken zu kommen. Ich hoffe zumindest, dass ich mich etwas ablenken kann. Doch der Weihnachtsmarkt ist trotzdem nicht grade der beste Ort um das durchzusetzen.****
Unsere kleine Gruppe, bestehend aus fünf Personen, schlendert über den gut gefüllten Weihnachtsmarkt. Elli und Manu haben Beide ihre Freunde im Arm und ich laufe wie das fünfte Rad am Wagen daneben. Wie gern hätte ich jetzt sie in meinem Arm und wie gern würde ich diese Riesenradfahrt mit ihr wiederholen. Ich will gerade nichts mehr, als sie im sanften Licht der Gondelbeleuchtung zu beobachten. Ihr nah sein. Ihre Hand in meiner spüren. Vollkommen in Gedanken laufe ich neben den beiden Pärchen.
E: „Yve? Willst du nun mit? Bist du anwesend?"
Die Fragen meiner Freundin reißen mich schlagartig aus meinen Gedanken.
Y: „Wohin will ich mit?"
E: „Tim und Kai wollen unbedingt ins Bierzelt und eigentlich wollen Manu und ich auch ganz gerne mit."
Mein Blick wandert zu dem vollen Zelt, welches sich ein paar Meter rechts von uns befindet.
Y: „Von mir aus."
Eigentlich hab ich so gar keine Lust auf ein muffiges Bierzelt, aber was soll ich hier draußen denn alleine machen. Also folge ich den Vieren, bis mir kurz vor dem Eingang schon laute Musik, tausende Gesprächsfetzen und der strenge Geruch von Schweiß und Bier entgegen strömt. Ich rolle die Augen, aber laufe weiter bis wir an einen freien Tisch kommen. Die Paare kuscheln sich eng aneinander und ich setze mich an den weiteren freien Platz.
Nach kurzer Zeit haben die Männer schon einige Bier intus und mit jedem Schluck scheinen die Sprüche prolliger zu werden. In den Gesprächen geht es plötzlich darum wer den Größten hat und wer eine Frau schneller zum kommen bringen kann und vor allem, wie man das am Besten macht.
Ich sitze einfach nur da und schüttele fassungslos den Kopf. Das Schlimme ist, dass sie wirklich denken, dass es auf Schnelligkeit und Größe ankommt.Kai schlägt mit der Hand vor mir auf den Tisch und lallt: „Yve stellt sich das Ganze wohl grad vor. Na was war dein schnellster, geilster Orgasmus?"
Noch immer erschrocken von dem Schlag auf den Tisch schaue ich Kai mit großen Augen an. Doch ich sammle mich schnell wieder und mein Blick wird wieder genervter.
Y: „Ist das wirklich euer Ernst? Fragt ihr mich grade wirklich, wie schnell ich zu einem Orgasmus komme? Erstens geht euch das so gar nichts an und zweitens finde ich es nicht erstrebenswert den Orgasmus so schnell es geht hinter mich zu bringen. Eins will ich euch sagen... Durch einen Mann bin ich noch nie gekommen! Aber das ist euch doch auch gar nicht wichtig. Hauptsache ihr habt euren Spaß!"
T: „Oh oh. Da hat aber jemand lang keinen guten Sex mehr gehabt. Glaub mir, ich würde dich zum Kommen bringen."
Für diesen dummen Spruch bekommt Tim nicht nur von mir sträfliche Blicke, auch seine Freundin ist wenig begeistert.
Doch es hilft nichts. Dieses Thema zieht sich weiter durch den ganzen Abend und ich rolle regelmäßig mit meinen Augen. Ich weiß ganz genau warum ich auf Frauen stehe und frage mich echt immer wieder, wie meine Freundinnen das nur aushalten.
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Falling slowly
FanfictionEndlich ist der Tag gekommen. Ich, Yve Winter, bin bestens auf dieses Vorstellungsgespräch vorbereitet. Das könnte mein Schritt in eine neue Zukunft werden. Pressesprecherin für die Parteivorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Annalena Baerbock. An...