Yve Winter:
Ich hänge noch einen letzten Dekostern in das Fenster unseres Büros, bis es endlich vollbracht ist. Die Vorbereitungen für unsere Weihnachtsfeier sind erledigt.
A: „So ich denke wir haben alles. Yve, kannst du mir grad noch helfen den Glühwein in der Küche vorzubereiten?"
Das ist das erste Mal seit unserem kleinen Techtelmechtel, dass Annalena mich bittet ihr bei irgendwas zu helfen. Breit grinsend folge ich ihr in die Küche unseres Büros und hole einen großen Topf aus dem Schrank. Vorsichtig platziere ich diesen auf der Herdplatte und warte auf weitere Anweisungen meiner Chefin.
A: „Danke Dir. Es ist schön dich lachen zu sehen. Ich weiß, dass die letzten Tage hart für dich waren. Aber ich bin dir unendlich dankbar, dass wir noch normal miteinander umgehen können."
Y: „Ich bin einfach froh, dass ich noch hier arbeiten darf, auch wenn es hart ist. Es ist sehr hart, aber ich verstehe es."
A: „Ich hab kaum jemanden in deinem Alter kennengelernt, der die Dinge so Erwachsen sieht. Schau mal da drüben neben der Tür, da steht der Kasten mit den Glühweinflaschen. Bringst du mir bitte ein Paar."
Ich drehe mich zur Küchentür um und sehe einige aufeinander gestapelte Kisten. Ich nehme gerade so viel Flaschen raus wie ich tragen kann und stelle sie zu Annalena auf die Arbeitsplatte.
Mit einer geschickten Drehung öffnet sie die Flaschen nacheinander und befüllt den großen Topf mit der dunkelroten Flüssigkeit. Einige Tropfen spritzen aus dem Topf, direkt auf ihr weißes Top.
A: „Mist!! Jetzt muss ich Daniel nochmal anrufen, dass er mir was anderes zum anziehen mitbringt."Allein seinen Namen zu hören ist wie ein Stich in mein Herz und der Fakt, dass er heute Abend anscheinend auch kommt, macht das ganze nicht besser. Eigentlich kam ich in den letzten Tagen gut damit klar, dass sie nicht mir gehört. Doch auf ihren Mann könnte ich heute trotzdem verzichten. Die 40-jährige schnappt ihr Handy und verlässt kurzerhand den Raum. Doch sie ist trotzdem noch so nah, dass ich das Gespräch mitbekomme.
Er wird wirklich in 2 Stunden hier sein. Ich versuche mir meine schlechte Laune nicht anmerken zu lassen, doch Annalena konnte mich schon immer ganz genau lesen.
A: „Alles Gut Yve? Ich weiß, das wird nicht einfach heute Abend. Lass uns einfach versuchen alles auszublenden, um eine schöne Weihnachtsfeier zu haben."
Y: „Ja ich werde es versuchen. Ich .. ich geh Mal zurück an meine Arbeit. Den Rest schaffst du alleine?"
A: „Ja, geh ruhig."
Ich drehe mich um, um den Raum zu verlassen.
A: „Ach .. Yve?"
Y: „Ja?"
A: „Du .. du siehst toll aus."
Ohne etwas zu sagen gehe ich schließlich aus dem Raum und atme tief durch. Das war der erste Moment seit Tagen, an dem ich mich zusammenreißen musste ihr nicht direkt in die Arme zu fallen. Wir haben jetzt so viele Tage durchgehalten. Wir können das nicht schon wieder kaputtmachen.****
Ein paar Stunden später ist die Party schon in vollem Gange und auch Daniel ist bereits dazugekommen. Es ist einfach so komisch Annalena und ihn zu beobachten. Den Mann, der jeden Abend neben ihr einschlafen darf. Und die Frau, die mir noch immer, ohne etwas zu tun, jede Nacht aufs Neue den Schlaf raubt. Es hilft alles nichts. Ich muss von ihr loskommen. Ich nehme einen großen Schluck Glühwein und dann noch einen weiteren bevor ich die Tasse auf einen der Tisch stelle. Mit meinen Handflächen richte ich mein Kleid und fang an mich in Bewegung zu setzen. Einige der Kolleg*innen sind schon auf der Tanzfläche und ich will auch tanzen und alles vergessen. Schnellen Schrittes laufe ich auf Melanie Thiel zu und greife nach ihrer Hand und ziehe sie kurzerhand mit auf die Tanzfläche. Sie schaut mich erst verdutzt an, beschwert sich aber nicht und beginnt mit mir zu tanzen.
Ein Lied nach dem anderen vergeht und wir tanzen immer ausgelassener. Völlig aus der Puste schaffen wir es trotzdem noch gemeinsam zu lachen. Schon allein über die wilden 90er Songs die der DJ gerade aufgelegt hat. Im Augenwinkel sehe ich Annalena an einem Tisch stehen. Ihr Blick scheint mich förmlich zu durchbohren. Wenn mich nicht alles täuscht sehe ich so etwas wie Eifersucht in ihrem Blick. Doch das rede ich mir wahrscheinlich auch nur ein.
Ein Song später steht plötzlich auch sie mit ihrem Mann auf der Tanzfläche. Unbeirrt tanze ich mit Melanie weiter und lege meine Arme auf ihre Schultern. Das scheint sie nicht zu stören, also tanzen wir einige Minuten so weiter.
DU LIEST GERADE
Falling slowly
FanfictionEndlich ist der Tag gekommen. Ich, Yve Winter, bin bestens auf dieses Vorstellungsgespräch vorbereitet. Das könnte mein Schritt in eine neue Zukunft werden. Pressesprecherin für die Parteivorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Annalena Baerbock. An...