Kapitel 15

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Annalena Baerbock:

Die Lichterketten blinken wild neben meinem Kopf und ich spüre die Wärme der 27-jährigen die dicht an mir dran steht. Ihr Bein zwischen meinen Beinen presst fest gegen meine Mitte. Ich spüre wie es immer heißer zwischen meinen Schenkeln wird und ich wünschte der Stoff zwischen uns würde sich in Luft auflösen. So sehr wollte ich sie spüren und ich merke auch wie sehr sie mich wollte. Sie zeigte es mir mit ihren Berührungen, mit diesem Kuss der immer intensiver wurde.
Die Menschen um uns rum und den Fakt, dass jede Sekunde jemand um die Ecke kommen könnte, haben wir völlig ausgeblendet. Ich weiß nicht ob es der Alkohol war oder die Droge die ich gerade über diesen Zungenkuss in mich aufnehme. Dieser Kuss machte süchtig ... süchtig nach mehr.

„Schatz? Alles okay Schatz? Das ist nur ein Traum!" sagt eine leise Männerstimme zu mir und reißt mich abrupt aus diesem Feuerwerk der Gefühle. Schlagartig verschwindet Yve aus meinem Blick... ihre Zunge ist nicht mehr in meinem Mund und ich starre stattdessen meine Schlafzimmerdecke an. Mein Mann beugt sich über mich und fragt: „Na was hast du denn geträumt? Du warst ganz unruhig!"
Etwas verwirrt versuche ich nach Worten zu ringen, doch meine Zunge war wie gelähmt, nach diesem atemberaubenden Kuss.
Nach mehreren Versuchen antworte ich schließlich: „Ach, Ich hab nur ... ich weiß gar nicht was ich genau geträumt habe. Es war so abrupt vorbei."

Es sind mittlerweile ein paar Tage vergangen, seitdem wir alle auf dem Weihnachtsmarkt waren und eigentlich war ich so betrunken, dass ich mich an kaum was erinnern kann von diesem Abend.
Und ich wünschte, meiner Ehe zu liebe, dass dieser Traum wirklich nur ein Traum ist. Aber tief in mir weiß ich, dass das alles genau so passiert ist. Seitdem träume ich jede Nacht davon. Es lässt mich einfach nicht mehr los. Ich weiß nicht Mal mehr, wie wir hinter diese Hütte gekommen waren. Ich kann mich nur noch an dieses Verlangen in mir erinnern. Doch wo kam das so plötzlich her? Ich habe das noch nie zuvor empfunden. Schon gar nicht für eine 13 Jahre jüngere Frau. Eine Frau. Allein das kann ich nicht glauben. Und dann auch noch der Fakt, dass ich eine Familie habe. Einen Mann, der mich liebt. Den ich auch .... liebe ich ihn? Passiert so etwas, wenn man jemand anderen liebt. „Ja Annalena. Du warst betrunken. Das alles hat nichts zu bedeuten. Das war alles ein Fehler und du schlägst es dir einfach aus deinem Kopf. Yve wird das sicher genauso sehen!" sage ich in Gedanken zu mir selbst.

Daniel, mein Mann streicht über meinen Arm und fragt: „Möchtest du noch ein bisschen weiterschlafen? Du hast ja schließlich heute frei."
A: „Nein, jetzt bin ich wach! Ich glaub ich geh kurz an die frische Luft wenn das okay für dich ist? Die Kinder sind schon in der Schule?"
D: „Ja, die sind schon weg. Dann geh du Mal eine Runde spazieren und ich mache Frühstück."

Mit einem schlechten Gewissen, lächle ich ihn vorsichtig an, stehe auf und verschwinde im Bad.
Beim Blick in den Spiegel sehe ich auf meinen Hals und als ich meine Leberflecke darauf entdecke, spüre ich gedanklich, wie Yve mit ihrer Fingerspitze sanft darüber streift und sie mit einer imaginären Linie miteinander verbindet. Ich schließe kurz meine Augen und denke daran wie sie mich im Nacken festhält.
„Nicht schon wieder." Ich strecke meinen Kopf über das Waschbecken und werfe mir schnell eine Ladung Wasser ins Gesicht, um diese Gedanken irgendwie loszuwerden. Das klappt auch für einen kurzen Moment. Doch schon kurze Zeit später sind die Bilder wieder zurück. Trotz all dem versuche ich mich weiter fertig zu machen

****

Meine Hände sind tief in der Manteltasche vergraben und ich schlendere durch die Gassen Potsdams. Die Gehwege sind gepflastert mit heruntergefallen, bunten Blättern. Mit meinen Stiefeln  kicke ich mit jedem Schritt einige Blätter nach vorne und diese tanzen kurze Zeit vor mir hin, bis sie schließlich wieder langsam zu Boden fallen. „Falling slowly" - sie fallen genauso langsam, wie ich Yve langsam aber sicher immer mehr verfalle. „Nein! Das ist absurd, das geht nicht. Das ist alles andere als richtig!" murmel ich leise vor mir hin.

Falling slowly Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt