Annalena Baerbock:
Es ist Montag Morgen; eine neue Arbeitswoche beginnt. Ich bin heute extra früher aufgestanden, damit ich eine frühere Regionalbahn nehmen kann. Ich bin einfach noch nicht bereit sie wieder zufällig zu treffen. Sie an einem Ort zu treffen, an dem ich nicht fliehen kann.
Mein Plan geht auf und ich kann die Fahrt allein und in Ruhe verbringen. Ich bin natürlich auch die erste Person im Büro und nachdem ich mir einen Kaffee gemacht habe, verziehe ich mich in mein Büro.
Vorsichtig klappe ich meinen Laptop auf und beginne zu arbeiten. Die Arbeit hat mich bis jetzt immer am besten von Allem abgelenkt und so war es auch heute. Ich verschwende kein weiteren Gedanken an das was vorgefallen war.Doch nach einer Stunde füllt sich das Gebäude der Grünen Partei langsam und natürlich muss auch Yve heute arbeiten. Sie kommt mit Robert zusammen in unser Büro und begrüßt mich mit einem zaghaften „Guten Morgen"
Ohne sie anzusehen, begrüße ich Beide und tippe währenddessen weiter auf meinem Laptop herum. Ich spüre ihren stechenden Blick auf mir, aber ich kann mich einfach nicht zu ihr drehen. Nach all dem kann ich ihr nicht in die Augen sehen und so tun als wäre nichts gewesen. Eigentlich hätte ich das alles gern geklärt bevor wir wieder zusammen arbeiten müssen, aber mir fiel ja nichts besseres ein, als sie in ihrem Flur wieder zu küssen.
Gedankenverloren fahre ich mit meinem Zeigefinger über meine Unterlippe und starre auf den Bildschirm meines Laptops.
Robert reißt mich aus meinen Gedanken und fragt: „Seit wann bist du denn schon da? Sieht so aus als hättest du schon so einiges geschafft."Ich nehme den Finger von meiner Lippe und schaue ihn an, in der Hoffnung, dass sie nicht genau neben ihm steht, aber das tut sie. Ich versuche mich voll und ganz auf Robert zu fokussieren, doch mein Blick wird automatisch von ihr angezogen.
Sie trägt ein braunes, kurzes Strickkleid mit einer schwarzen etwas dünneren Strumpfhose darunter. Dick genug, dass sie warmhält, aber trotzdem so dünn, dass ihre Knie gut zu erkennen sind. Bei ihrem Anblick wird mir plötzlich wieder heiß. Ich kann dieses Gefühl einfach nicht zurückhalten. Sobald ich sie sehe, spüre ich dieses tiefe Verlangen. Ein Verlangen was ich schon so lange nicht mehr gespürt habe. Ein Verlangen was mich sogar meine Familie einfach vergessen lässt. Aber das darf nicht sein. Ich benehme mich wie ein liebeskranker Teenager, der sich austoben will. Ich kneife meine Augen zusammen und schaue schließlich wieder meinen Kollegen an.A: „Ja ich konnte nicht schlafen. Da bin ich dann einfach schon früher zur Arbeit gefahren."
R: „Du siehst fertig aus. Gehts dir gut?"
Robert schaut mich besorgt an und streicht mir im nächsten Moment über meinen Rücken.
A: „Es ist alles gut. Alles ist gut. Ich ... ich bin einfach nur etwas müde."
Er kommt noch einen Schritt näher an mich ran und geht in die Knie.
R: „Wenn du Mal reden willst, können wir später Beide gerne etwas länger bleiben."
A: „Das ist ganz lieb, aber ich muss heute pünktlich nach Hause. Mein Mann will etwas mit mir unternehmen."
R: „Na da wünsche ich euch viel Spaß. Sind die Kinder außer Haus?"
Er schaut mich mit einem frechen Lächeln im Gesicht an und wartet gespannt auf eine Antwort, doch ich schüttele nur mit dem Kopf. Mein Blick wandert an ihm vorbei, denn ich will sehen ob Yve unser Gespräch mitbekommt.
Ich sehe wie die 27-jährige Tränen von ihren Augen wischt und plötzlich den Raum verlässt. Alles in mir möchte ihr hinterherlaufen und sie in den Arm nehmen, aber ich muss mich zusammenreißen.
Ich richte meinen Blick wieder auf meinen Schreibtisch und fahre mit der Arbeit fort.
Nach kurzer Zeit betritt Yve den Raum wieder und geht zielstrebig und ohne ein Wort zu sagen an ihren Schreibtisch. Wie gern würde ich sie gerade wieder ansehen; sehen was sie macht; sehen wie sie sich fühlt.Ich habe bis heute nicht auf ihre SMS geantwortet, denn ich bin noch immer von meinen zwei SMSen geschockt, die ich ein Glück wieder gelöscht habe. Wie konnte ich ihr nur sowas schreiben? Was wäre nur gewesen, wenn ich sie nicht hätte löschen können?
Eigentlich habe ich mich sonst mehr unter Kontrolle. Seitdem ich klein bin, bin ich diszipliniert und weiß was ich will. Aber zur Zeit weiß ich einfach überhaupt nicht was ich will.
Ich weiß nur, dass ich der jungen Frau noch ein Gespräch schuldig bin, doch ich muss warten bis Robert aus dem Büro geht. Denn mein Mann hat heute Abend überhaupt nichts mit mir geplant und eigentlich planen wir nie irgendetwas zusammen. Unsere Zeit zu Zweit ist sozusagen überhaupt nicht mehr vorhanden. Ich fühle mich nicht mehr begehrt ... von meinem Mann. Diese ganze Magie von früher; die Dates; Zweisamkeit; Überraschungen; das alles gibt es nicht mehr. Aber das ist ganz sicher kein Grund meine junge Kollegin zu verführen. Trotzdem möchte ich heute Abend gerne mit ihr reden.
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Falling slowly
FanfictionEndlich ist der Tag gekommen. Ich, Yve Winter, bin bestens auf dieses Vorstellungsgespräch vorbereitet. Das könnte mein Schritt in eine neue Zukunft werden. Pressesprecherin für die Parteivorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Annalena Baerbock. An...