Kapitel 20

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Yve Winter:

Es sind nun bereits ein paar Tage seit dem Abend im Büro vergangen. Annalena und ich sind uns in den letzten Tagen weitestgehend aus dem Weg gegangen. So gut es halt ging, wenn man zusammen arbeitet.
Gedankenverloren sitze ich auf meiner Couch, bis der Klingelton meines Handys ertönt. Endlich. Ich lese ihren Namen auf dem Display. Ich weiß dass dieses Gespräch böse enden kann, aber diese Ungewissheit frisst mich genauso auf. Ich halte das Gerät an mein Ohr und lausche dem was sie zu sagen hat.

A: „Hallo Yve. Ich ... ich bin's"
Y: „Ja ich weiß. Es ist schön deine Stimme zu hören."
A: „Nicht! Sag nichts. Sonst schaffe ich das nicht."
Ihre Stimme wirkt bedrückt und ich weiß genau was gleich folgt.
A: „Ich rufe dich an, weil es anders einfach nicht geht. Klar würde ich lieber persönlich mit dir reden. Aber sobald ich dich sehe .... nein! Das ist nichts was ich dir jetzt sagen wollte."
Ein tiefes Schluchzen verlässt ihr Lippen und wandert durch den Lautsprecher direkt in mein Ohr.
Y: „Ich..."
A: „ Shh, bitte. Bitte mach es mir nicht noch schwerer. Du weißt, dass ich eine Familie habe und dass ich zur Zeit eine Menge Arbeit habe. So sehr ich es mir auch wünschen würde und so sehr du mir auch gut tust, bekomme ich das Alles gerade nicht unter einen Hut. Ich kann meine Familie nicht weiter hintergehen. Du sollst aber wissen, dass ich diese Sache keineswegs bereue. Eigentlich müsste ich das, als gute Ehefrau, bereuen, aber ich kann es nicht. Du hast mich verzaubert und es fällt mir alles andere als leicht dich gehen zu lassen. Diese Gefühle sind alle so neu für mich und ich muss sie erstmal selber versuchen zu verstehen. Wir sollten jedes unnötige Treffen erstmal verhindern, sodass so etwas nicht mehr passieren kann."

Die Tränen rennen mir unaufhaltsam die Wangen hinunter. Ich verstehe ihre Beweggründe, aber es tut verdammt nochmal weh zu wissen, dass die Gefühle nicht einseitig sind, wir aber trotzdem nicht weitermachen können, weil die Gesellschaft uns zerfleischen würde.
Y: „Annalena, du musst nichts mehr sagen. Ich verstehe, dass du das eigentlich nicht kannst. Du sollst nur wissen, dass ich jederzeit hier bin, um dich aufzufangen."
Ihre Stimme ist voller Tränen und ihre Worte kommen nur noch stotternd heraus.
A: „Ich .. ich hab .. dich.. sehr gern. Zu gern. Ich wünschte die Situation wäre eine andere. Bitte verzeih mir, dass ich das ... noch ... dass ich das nicht kann."
Das Tuten des Handys brüllt laut in mein Ohr und ich lasse es neben mich auf die Couch fallen.
Ich drehe die Musik voll auf und mache das was ich am Besten kann. Die richtige Musik für die richtige Situation raussuchen.

Schon kurze Zeit später brüllen durchaus passende Zeilen in meine Ohren.

„There are times in the still of the night
When I don't think I'll get over you
But I've got no choice, I must
There are times when I need a new light
When the darkness has dissolved
And I can see, but only just
You'll always be here with me
You're a ghost and I've been cursed"
(What Part Of My Body Hurts The Most - Jim Steinman)

Ich schmecke die salzigen Tränen in meinen Mundwinkeln und mein Herz fühlt sich schwerer an denn je. Wie soll ich das Alles, nach dieser Nacht, nur ertragen? Ich will doch nichts lieber, als sie wieder in meinen Armen zu halten.

*****

Annalena Baerbock:

Ich starre noch einige Minuten auf ihr Kontaktbild. Warum muss das alles nur so kompliziert sein? Warum kann ich nicht einfach das tun was mich glücklich macht? Und warum fühle ich überhaupt?

Die Tür springt auf und mein Mann betritt das Schlafzimmer.
D: „Schatz, ist alles gut? Was ist denn in letzter Zeit los mit dir?

Falling slowly Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt