15. Kapitel

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Es hatte mittlerweile aufgehört zu regnen.
Abygail arbeitet still und konzentriert.
Sie gab Peter, der neben ihr saß, leise Anweisungen, wärend sie den Pfeil entfernte und die Wunde versorgte.
Frank biss die Zähne zusammen, schrie gelegentlich auf.
Die Fackel die wir neben ihr aufgestellt hatten, verteilte ihr Orangenes Licht in die Dunkelheit.

Abygail nähte die offene Wunde geschickt zusammen, ich wandte den Blick ab.
Jason stand neben mir, das Schwert immernoch gezückt, immer in Erwartung die Fremden würden wiederkommen.
Der Wald lag so dunkel vor uns, das mein ungutes Gefühl weiter wuchs.

Lilly stand etwas abseits von uns, den Dolch in einer Hand.
Sie wirkte einsam wie sie dort alleine in den hinaus starrte
Doch ich ging nicht zu ihr.

Ich drehte mich wieder zu Frank um.
Seine Augen waren geschlossen, seine Brust hob und senkte sich jedoch leicht.
Schnell ging ich zu Abygail und Peter herüber.

"Wir geht es ihm?"
Abygail zuckte leicht mit den Schultern.
"Ich denke ich habe die Wunde einigermaßen gut verschlossen. Aber-"
Frank begann auf einmal zu zucken, wand sich.
Aus seinem Mund quoll weißer Schaum.
Jason rannte zu uns herüber.

"Was ist mit ihm?"
"Verdammt!" Abygail starrte Frank an, dann nahm sie den entfernten Pfeil in die Hand und starrte diesen an.
"Was ist los?", fragte Jason erneut und starrte den sich am Boden krümmenden Frank, hilflos an.
Abygail ließ sich zurück sinken.
In ihren Augen schimmerten Tränen.

"Gift", sagte sie leise. "An dem Pfeil war Gift."


"Und was sollen wir jetzt machen?", fragte Peter erschrocken.
Eine Träne rollte über Abygails Wange.
"Nichts."
"Was heißt nichts? Es muss doch irgendetwas zu machen sein!", Jasons Stimme wurde lauter.
Abygail schüttelte den Kopf, während Frank noch mehr Schaum aushustete.

"Ich habe kein Gegenmittel. Wir haben keine Ahnung was für ein Gift das war. Ich kann ihm nicht mehr helfen. "
In meinem Bauch breitete sich eine leere aus.
Ich kannte Frank noch nicht lange, trotzdem war er ein Teil dieser Gruppe gewesen.
Wir konnten nichts mehr für ihn tun.
Er würde sterben, so wie meine Eltern, so wie Alan.
Würde überhaupt jemand diese Reise Überleben? Würde jemand von uns nach Hause zurückkehren?
Ich spürte die Gänsehaut auf meinen Armen, aber es war nicht der kühle Nachtwind, der sie veruhrsachte.

Franks Augen starrten uns an, baten still um Hilfe.
Doch wir konnten nichts tun, außer ihm dabei zuzuschauen, wie noch mehr Schaum aus seinem Mund quoll, über seine Wange rutschte und mit einem kaum hörbaren platschen auf dem Boden landete.

Peter wandte sich hilflos zu seiner Schwester um, die hinter ihm stand und Frank einfach nur ansah.
Ob Entsetzen, Mitgefühl oder Trauer in ihrem Blick war, konnte ich nicht deuten.
Vielleicht war es auch nichts davon.
Sie kannte Frank überhaupt nicht.
Sie wusste noch weniger als wir, wer er war.
Als sie Peters Blick begegnete schüttelte sie mit trauriger Miene den Kopf.

"Ich habe keine Ahnunbg was das für ein Gift ist, Peter." Sie schien einen Moment mit sich zu ringen.
"Aber... Ich habe vielleicht eine Idee wo wir das Gegengift finden könnten."

Abygails schaute überrascht auf.
Ich selbst war plötzlich aufgeregt.
Vielleicht könnten wir Frank doch noch retten.

"Sag schon!", drängte Peter.
"Ich denke nicht, daß sie ohne Gegengift in den Kampf ziehen.
Sie könnten sich gegenseitig verletzen und sich somit töten."

Lilly hatte recht.
Ich erinnerte mich an Mason.
An ihn hatte ich gar nicht mehr gedacht.
Wir hatten ihn liegen lassen.
Obwohl er doch einer aus unserem Dorf war.
Er war jemand aus dem Dorf, aber das ist er jetzt nicht mehr. Verbesserte ich mich stumm. Sonst hätte er uns doch nie angegriffen.

"Vielleicht hatte Mason ja ein Gegengift dabei", sagte ich.
Jason sah mich verständnislos an.

"Mason war mit dabei. Du hast ihn... getötet, Jason", sagte Abygail zögernd.
Jason starrte Abygail an, dann mich.

"Mason wurde entführt! Er kann uns wohl kaum angegriffen haben."
"Ich habe auch keine Ahnung was er mit den Feinden gemacht hat. Aber wir sollten jetzt los... Sonst-", ich brach ab und sah zu Frank.
Seine Zuckungen wurden weniger.
Ich wusste jedoch nicht ob das gut oder schlecht war.
Abygail nickte.

"Beeilt euch."



"Wer ist dieser Mason?" Lilly rannte neben mir, eine lodernde Fackel in der Hand.
Ich schüttelte den Kopf. "Lange Geschichte."
Ich sprang über eine dicke Wurzel, die ich in der Dunkelheit gerade so ausmachen konnte.

Meine Gedanken drehten sich in meinem Kopf.
Ich versuchte sie zu sortieren, anzuordnen, zusammen zu puzzeln, doch es klappte nicht.
Mason war bei den anderen, zumindest hatte er uns angegriffen.
Jason hatte ihn... ermordet.
Wollten wir nicht gerade die Mörder suchen.
Die Menschen die unser Zuhause zerstört hatten.
Aber waren wir besser?
Wir drangen gerade in ihr Gebiet ein.
Wir töteten jemanden.
Vielleicht war es Notwehr gewesen, aber war das besser?

"Da vorne haben sie uns angegriffen!", holte Jason mich aus meinen Gedanken.
Ich blieb stehen, den Bogen fest in der Hand.
Nirgens war jemand von den Feinden zu sehen.
Außer dem Leblosen Körper, der ein paar Meter von uns entfernt lag.
Sie hatten ihn einfach liegen gelassen.

Jason zögerte und starrte zu dem toten hinüber.
Lilly jedoch löste sich sofort aus dem Schutz der Büsche und rannte zur Leiche hinüber.
Wir folgten ihr.
Angekommen schnappte Jason nach Luft.
Das schwarze Haar des Mannes hing ihm nass in das kalkweiße Gesicht.
Die dunklen Augen starrten in die Blätter über ihm.

"Mason", flüsterte Jason. "Das ist wirklich Mason."
Ich wandte den Blick von Masons Gesicht.
Er trug eine schwarze enge Hose, darüber eine Art Umhang, mit der Kapuze. Auf dem Umhang zeichnete sich ein großer dunkler Fleck ab.
Blut.
Das Moos unter dem Toten Körper war ebenfalls rot verfärbt.
Lilly zog mit einer Hand einen kleinen Beutel von Masons Gürtel.

"Was ist das?", fragte Jason.
Sein Gesicht war fast so weiß wie das von Mason, während er den Blick von dem leblosen Körper auf dem Boden wandte.

"Hoffentlich das Gegengift", erwiderte Lilly und stieß die Fackel in den Boden.
Schnell öffnete sie die Tasche und zog ein kleines Fläschchen hervor, in dem grünliche Flüssigkeit schimmerte.

Ich atmete erleichtert auf.
Lilly reichte mir das Fläschchen und ich verstaute es in einer kleinen Tasche an meinem eigenen Gürtel.
Schnell machten wir uns auf den Rückweg.
Die Fackel machte Anstalten auszugehen, doch von Ferne leuchtete uns anderes Licht entgegen.
Ich beschleunigte meine Schritte, hoffte das wir nicht zu spät kamen.

Als wir hinter einem Baum hervorbogen sank mein Herz in die Hose.
Abygail und Peter hockten immernoch neben Frank.
Abygail hatte den Kopf gegen Peters Schulter gelehnt und ich konnte schon von hier ihr leises schluchzen hören.
Wir sprinteten auf die Lichtung. Abygail hob den Kopf, ließ ihn dann aber wieder sinken.
Mein Blick fiel auf Frank.
Er lag reglos da.
Kein Schaum mehr, keine Zuckungen.
Als ich auf ihn zurannte, und gleichzeitig das Fläschchen herausholte, schüttelte Abygail den Kopf.

"Evelyn. Es bringt nichts mehr." Sie stockte, und sah mich aus ihren Haselnuss braunen Augen an.
"Er ist tot."





Willkommen zurück!
umm... was soll ich noch schreiben?
Es tut mir leid wenn euch Frank sehr am Herzen lag... ❤️🥺

Ich hoffe euch hat das Kapitel trotzdem gefallen und wünsche viel Spaß beim weiterlesen!

Gerne Kritik oder Verbesserungen in die Kommis! ❤️ 😅

Evelyn Rose - GefangenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt