33. Kapitel

33 11 27
                                    

Nach und nach lösten sich Fremden aus dem Kreis um uns herum.
Schritt für Schritt gingen sie auf den Fluss zu, sprangen hinüber und traten zu den anderen.
Doch viele blieben, und die, die gingen, warfen ängstliche Blicke zu Arthur.
Arthurs Gesichtszüge waren Hasserfüllt als er ihnen nach starrte.

"Er lügt!", brüllte er und wand sich unter dem festen Griff Jacobs.
"Wir müssen uns rächen! Sie haben uns alles genommen, wisst ihr das nicht mehr?"
Die verbliebenden Männer um uns herum murmelten zustimmend, die Bogenschützen hielten ihre Waffen immernoch auf Jacob gerichtet, doch es hielt ihn nicht davon ab, das Messer weiterhin an Jacobs Kehle zu pressen.
Obwohl der tot drohte, ließ er sich nicht beirren.

"Evelyn!" Der Schrei war laut, unerwartet und ich konnte nicht schnell genug reagieren, da wurde ich schon zu Boden gestossen.
Ich schmeckte die trockene Erde auf den Lippen und spürte wie sich ein Schuh in meinen Rücken borte.
Kurz darauf wurde ich hochgezogen.
Ich hustete, schnappte keuchend nach Luft.
Doch da spürte ich, wie sich etwas kaltes an meinen Hals legte.

Der Fremde hinter mir drückte mir die Klinge stärker an die Kehle und ich atmete flacher.
"Lassen sie unseren Anführer los, sonst sterben sie hier, sie alle!", brüllte eine Stimme hinter mir.
Es war der Fremde, der mich festhielt und mich mit dem Messer bedrohte.

Ich blinzelte, schielte nach rechts.
Jason, Peter, Abygail, Lilly und mein Vater knieten in der gleichen Position wie ich auf dem Boden, jeweils einer der Fremden stand hinter ihnen.
Mein Blick wanderte zu Jacob, der mich ebenfalls ansah.

"Du willst Frieden, Jacob?", schrie der Fremde hinter mir.
"Du willst Frieden mit denen, die uns das alles genommen haben? Das wirst du nicht bekommen, denn heute werden sie sterben!
Außer du lässt Arthur los!"

Jacob schien für einen Moment hin und hergerissen.
Aber wenn er Arthur jetzt losließ, dann würden Arthurs Bogenschützen ihn erschießen.
Vielleicht würde Jacobs Armee angreifen, aber Arthurs leute könnten dann wegrennen, sie könnten verschwinden.
Das dürfte nicht passieren.
Doch wenn Jacob nichts tat, dann würden wir der Gefahr unterlaufen, zu sterben.

Wenige Schritte von mir entfernt lag ein dünnes Messer, noch in der fahlen Hand eines gefallenem Fremdens.
Wenn ich dort nur irgendwie hinkommen könnte.
Ich sah kurz zu den anderen.
Jason neben mir beobachtete das geschehen auf der anderen Seite des Flusses. Er war angespannt, wirkte aber nicht so wie Abygail, Peter und mein Vater.
Die drei schienen aufgegeben zu haben.
Sie starrten träge auf die Erde, obwohl ein Messer eng an ihren Kehlen lag.

Als ich zu Lilly sah, erwiederte sie meinen Blick, nickte unmerklich.
Jason würde auch bereit sein, dass wusste ich.
Lilly ließ die Hand langsam zu ihrem Gürtel wandern und zog dann ihr Messer mit einer schnellen Bewegung heraus.
Sie stach es in einer Blitzschnellen Bewegung in den Arm des Fremden hinter ihr.
Den Arm, der dass Messer hielt, mit dem Lilly in Schach gehalten worden war.
Der Fremde brüllte auf und ließ das Messer fallen.
Lilly sprang auf die Beine, ging auf den Fremden hinter mir los.
Die Unruhe die nun entstand war perfekt.

Meine Freunde, mein Vater und ich konnten uns befreien.
Doch immernoch umringten uns die Fremden, die nun auf uns losgehen.

"Auf die andere Seite!", schrie ich und rannte los.
Heftige schmerzen ließen meinen Bauch zusammenkrampfen, doch ich rannte so schnell ich konnte auf den Fluss zu.
Die anderen folgten mir, aber auch die Fremden.

Und plötzlich war da der Fluss.
Mit einem mal war er viel breiter als zuvor.
Ich wollte anhalten, nicht springen, um nicht in dem Eiswasser zu landen.
Doch da umschloss eine Hand mein Handgelenk und zog mich weiter.
Meine Füße hoben vom Boden ab und ich flog durch die Luft.
Schmerzhaft landete ich im Grass, die Luft wurde mir aus der Lunge gepresst.

Evelyn Rose - GefangenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt