27. Kapitel

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Wir setzten unseren Weg fort, bis zu dem Höhlen Eingang.
Licht drang jns entgegen und obwohl es schon Dämmerte, blendete es mich.
Meine Augen mussten sich erst wieder an das Tageslicht gewöhnen und auch mein Vater hielt sich blinzelnd an einem Felsen fest.

"Wie kommen wir aus dem Tal hinaus?", fragte Jason flüsternd.
"Sie werden uns doch garantiert sehen!"
Mein Blick fiel zum Dorf.
Ein paar Menschen liefen zwischen den Häusern umher, unter ihnen aber auch schwarz gekleidete.
Die Kämpfer dieses Dorfes waren anscheinend immer schwarz angezogen.
Die anderen trugen verschiedene Farben und Kleidungen.
Mein Blick glitt zu dem Pfad auf dem wir gekommen waren.
Dort würden sie uns sehen.
Der Weg schlängelte sich viel zu offensichtlich den Hang hinauf.
Unter den Fremden gab es gut Schützen.
Sie würden uns einfach töten, während wir versuchten auf diesem Weg heraus zu kommen.

Auch der Wald an der offenen Seite des Tales, war viel zu weit entfernt.
Doch Lilly schien eine Lösung zu haben, denn sie schlich sich geduckt aus der Höhle, an der Felswand entlang weiter.
Ich folgte ihr zögernd.
Wir liefen an den Felsen weiter.
Bis jetzt hatte wohl noch niemand uns gesehen, denn kleine Büsche und hohes Grass schützten uns vor ihren Blicken.

Wir kamen bei dem Pfad an, den wir als Gefangene hinab gestiegen waren, doch Lilly ignorierte diesen und schlich weiter.
"Wohin gehen wir?", fragte Jason unsicher.
Lilly warf einen Blick über die Schulter.
"Zu dem See."
Ich warf einen Blick zu dem See, in den ein kleiner Wasserfall von der kargen Felswand herab stürzte.
Er lag nicht allzu nah am Dorf, aber was er uns bringen sollte, verstand ich nicht.
"Willst du etwa baden gehen?", fragte Peter entsetzt.
Lilly seufzte.
"Du wirst schon sehen."

Noch niemand hatte uns entdeckt als wir endlich bei dem See ankamen.
Zumindest hatte keiner der Fremden Alarm geschlagen und die Stimmung im Dorf schien ruhig zu sein.
Nahezu fröhlich.
An unserem Todestag...

Lilly wandte sich zu uns um.
"Ich hoffe ihr könnt alle gut die Luft anhalten."
Sie wollte also wirklich baden! Oder eher tauchen.
Doch für mich war das kein Problem.
Ich war früher öfters mit Alan im See schwimmen. Wir schubsten uns gegenseitig vom Steg ins Wasser, lachten zusammen und tauchten, um die schönsten Steine von Grund zu holen.
Ich spürte einen Stich in meiner Brust, versuchte mich aber wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren.

"Warte!" Abygails Stimme war schrill. "Wir sollen doch jetzt nicht tauchen?!"
"Wäre das ein Problem?", erwiderte Lilly und sah gleichzeitig nervös zu dem Dorf hinüber.
"Ich kann nicht tauchen!"
Lilly ließ die Schultern ein wenig herunter sacken.
"Das schaffst du!", sagte Peter aufmunternd.
"Ich konnte mich schließlich auch am Ende über den Fluß schwingen. Atme einfach tief ein-"

Ein lauter Ausruf ertönte- er schien aus der Richtung der Höhlen zu kommen.
"Die Fremden! Sie sind weg! Sie sind geflohen!"

In dem Dorf brach Tumult aus.
Schwarz gekleidete Leute strömten aus den Häusern und Höhlen.
Es waren viele.
Viel zu viele.

"Verdammt!", zischte Lilly. "Kommt schnell!"
Und dann sprang sie, tauchte elegant in dem klaren Wasser ab.
Ich konnte ihre Silhouette unter der Oberfläche deutlich erkennen.
Ich holte tief Luft und sprang hinterher.

Das Wasser war eiskalt als ich darin eintauchte.
Kein Wunder, es war ja schon Herbst, in dieser Jahreszeit war der See bei unserem Dorf auch immer eiskalt.
Ich blinzelte und hatte kurz darauf eine klare Sicht.
Lilly winkte mich mit der Hand zu ihr.
Rechts neben mir tauchte Jason auf, und kurz darauf sah ich auch meinen Vater.
Ein kurzer Blick zurück verriet mir, das Abygail und Peter nun auch Unterwasser waren.

Ich schwamm Lilly hinterher, die immer tiefer tauchte.
Es war beschwerlich, da ich den Bogen in einer Hand halten musste und meine nasse Kleidung an mir zog, doch es funktionierte.
Das prasseln wurde lauter und als ich nach oben blickte, sah ich das direkt über uns der Wasserfall auf das Wasser platschte.
Es hörte sich fast an wie Applaus - dafür das wir entkommen waren, dass wir es geschafft hatten.
Doch das hatten wir noch nicht.

Evelyn Rose - GefangenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt