Wir rannten durch den Wald, achteten kaum darauf wenig Geräusche zu machen.
Mein Herz schlug schmerzhaft gegen meine Brust und das Seitenstechen wurde immer heftiger.
Wir rannten zu schnell und zu lange.
Der Bogen schwankte bei jedem Tritt auf meiner Schulter herum und machte mir den Sprint durch den Wald noch mühsamer.
Zudem schwirrten mir tausende Gedanken durch den Kopf.
Was würde passieren nachdem der Fremde- Jasper in das Horn geblasen hatte?
Wussten die Fremden jetzt von unserem ehemaligen Standort?
Zu wievielen würden sie kommen?
Könnten wir überhaupt noch gewinnen wenn sie alle uns fanden?
Und war es eine gute Idee zu den Bergen zu gehen?
Was wenn es eine Falle war und wir mitten in die Arme von Arthurs Männern rannten.Lilly wandte sich weiter nach rechts, sie wirkte überhaupt nicht ermüdet, ihr Atem ging im Gegensatz zu meinem gleichmäßig und ruhig.
Rennen konnte ich eigentlich ziemlich schnell, doch nicht auf lange Zeit hin.
Ich warf einen schnellen Blick zu Jason.
Er wirkte auch noch relativ Fitt, doch ich merkte das er den Verwundeten Arm dicht an den Körper presste.
Wir mussten anhalten um seine Wunde zu versorgen.
Egal ob die Fremden uns dann fanden. Das würden sie vermutlich eh tun."Stopp!", rief ich aus und Lilly hielt ruckartig an.
Ich ging mit schnellen Schritten auf Jason zu und nahm behutsam seinen Arm.
"Das geht schon", meinte Jason und versuchte mit der anderen Hand abzuwinken, doch ich schüttelte energisch den Kopf.
Langsam zog ich den zerfetzten Ärmel hoch und bemerkte wie Jason zusammen zuckte.
Ein tiefer langer Schnitt entblößte sich mir.
Er zog sich von seinem Unterarm, bis hinauf zur Schulter.
Das Blut strömte nur so über seine helle Haut.
"Verdammt!", murmelte ich Leise.
Sofort musste ich an Abygail denken.
Sie hatte Frank verartzten können, kannte sich in so einem Bereich viel besser aus als ich. Wenn sie jetzt nur hier wäre...
Ich warf Lilly einen hilfesuchenden Blick zu, doch diese zuckte mit gequälter Miene die Schultern."Tut mir leid, ich bin nicht die geborene Ärztin."
Sie zog den Rucksack vom Rücken und holte eine dicke Feldflasche heraus.
"Vielleicht sollten wir die Wunde säubern?"
"Gute Idee!" Ich griff danach und schraubte den verschluss auf.Jason hatte bis jetzt noch gar nichts gesagt und auch jetzt biss er nur kurz die Zähne aufeinander als ich das Wasser über die offene Wunde goss.
Das Blut wurde davon geschwemmt und erst jetzt konnte man sehen, wie tief die Wunde war.
Schnell hob ich meinen Pullover hoch und riss ein großes Stück von dem darunterliegenden Shirt ab.
Ich wickelte es um Jasons Wunde und sofort färbte sich der weiße Stoff rot.
Erschrocken starrte ich den behelfsmäßigen Verband an."Wir müssen zu Abygail! Jetzt!"
"Wie bitte?", fragte Lilly verblüfft.
"Siehst du nicht diese Wunde? Sie könnte sich entzünden und dann-", ich brach ab, als ich bemerkte wie schrill meine Stimme wurde.
"Nein Evelyn!", mischte sich Jason ein. "Nein. Wir müssen unseren Plan vollenden! Wir müssen-"
"Wir müssen gar nichts!", unterbrach ich ihn aufgebracht. "Vielleicht ist es wirklich eine bessere Idee mit den Fremden zu verhandeln-"
"Sie wollten uns umbringen, Evelyn" Jasons Stimme klang seltsam ruhig, ganz anders als meine. "Ihnen habe ich diese Wunde überhaupt zu verdanken. Wir müssen das endlich beenden, das weißt du. Ich komme zurecht!"Ich wollte etwas erwiedern, doch er legte einen Finger sanft auf meine Lippen.
"Schon gut. Ich werde zurecht kommen. Aber jetzt müssen wir weiter, bevor eine Horde Fremder uns findet."
Ich wusste nicht, warum ich diesen Gedanken auf einmal so komisch fand- vielleicht war es der Begriff "Horde"- doch ich musste lächeln während ich nickte.
"Gut, kommt! Bald sind wir bei den Bergen."Lilly hatte recht behalten. Wenige Minuten später traten wir aus dem Wald hinaus.
Vor uns erstreckte sich eine weite Wiese- die gleiche die wir auf unserer Hinreise gesehen hatten, nur von einer anderen Seite.
Die Berge ragten nun links von uns empor, der Fluss schlängelte sich vor uns durch das grüne, satte Grass.
DU LIEST GERADE
Evelyn Rose - Gefangenschaft
AdventureEvelyn Rose lebt in einem kleinen Dorf auf dem Planeten Syrax. Alle leben dort in Frieden zusammen, bis Evelyn eines Tages die Leiche ihres Bruders findet. Niemand weiß mehr wem er trauen soll und Evelyn wird auch noch wegen Mordes verdächtigt. Trot...