Mein Vater seufzte und lehnte sich ein wenig zurück.
Ich sah in dem wenigen Licht, wie sich tiefe Sorfenfalten auf seinem Gesicht bildeten.
Er sah alt aus. Viel älter als an dem Tag an dem er uns verlassen hat.
Damals wollte er unbedinngt wissen was hier draußen war, sogar so sehr, das er seine eigene Familie dafür verließ.
Es war still, ich hörte nur den schweren Atem meines Vaters, der zu überlegen schien, wie er das Geschehene in Worte fassen konnte."Wir sind aufgebrochen um zu sehen was da draußen ist. Um herauszufinden ob es noch etwas anderes gibt ausser unserem Dorf, indem wir ein Leben lang lebten."
Er schwieg kurz, und erneut blitzte das Bild in meiner Erinnerung auf.
Ich sah meinen Vater winkend die Hand heben und mit den vier weiteren Männern zwischen den Bäumen verschwinden."Wir wanderten lange, dachten beinahe schon, es gäbe nichts anderes außer den nie endenden Wald.
Manche wollten schon umkehren, doch da entdeckten wir die Berge.
Wir waren außer uns vor Freude und kletterten hinauf.
Doch dann fanden wir das Tal.
Kleine Holzhäuser, sowie die unseres Dorfes, standen auf der Wiese.
Da waren Leute. Menschen.
Meine Freunde dachten sie könnten gefährlich sein.
Sie wollten nicht mit ihnen reden- sie wollten sie aus dem Weg schaffen. "Ich hörte wie Jason die Luft einsog und auch ich konnte mir denken auf was es hinaus laufen könnte.
Trotzdem wollte ich es nicht glauben.
Mein Vater fuhr sich mit einer Hand durch das braune Haar."Ich wollte sie aufhalten! Ich habe versucht-" Er brach ab, schwieg.
"Sie haben aus dem Hinterhalt angegriffen, meine Leute haben das Dorf der Fremden vernichtet.
Sie haben ein Feuer gelegt, haben alle Häuser in Brand gesetzt und viele Menschen getötet.
Trotzdem wurden meine Freunde und ich von den Fremden geschnappt.
Meine Freunde wurden getötet- aber mich ließen sie am Leben...
Sie schworen mir, sie würden Rache an meinem Volk nehmen..."
Mein Vater stockte, bevor er Fortfuhr."Das haben sie getan. Als erstes ermordeten sie meinen Sohn, dann verbrannten sie mein Zuhause. Ich konnte nichts tun, ich saß
Jahrelang in dieser Zelle.
Es ist meine Schuld."Ich konnte nichts sagen, mein Mund wirkte wie ausgedörrt.
Doch Jason übernahm es und sprach genau das aus was ich hätte sagen sollen."Ich denke nicht das es ihre Schuld war.
Sie haben es versucht-"
"Und ich habe versagt!", unterbrach mein Vater Jason. "Ich konnte meine Freunde nicht davon abzuhalten, daß anzugreifen was ihnen Fremd war. Wovor sie Angst hatten.
Und ich konnte die Fremden nicht davon abhalten, meine Freunde vor meinen Augen zu töten."Für eine lange Zeit herrschte Stille.
Wir verarbeitete die gesprochenen Worte.
Langsam ergab alles für mich einen Sinn.
Deshalb hatten die Fremden unser Dorf in Flammen gesteckt und dessen Bewohner getötet.
Nicht Grundlos- aus Rache.Ich hörte wie jemand sich räusperte - Peter.
"Ähm... Haben sie hier auch einmal ein Mädchen gefangen genommen?", fragte er zögernd.
Ich sah wie mein Vater die Stirn runzelte.
"Meinst du Lilly? Ja, sie war hier. Sie wurde vielleicht ein Jahr nach dem Angriff in eine Zelle gesperrt.
Sie war noch klein und verstand nicht, warum die Fremden das taten, und als sie älter wurde, ließen die Leute uns arbeiten.
Wir mussten ihre Häuser wieder aufbauen und wurden dabei immer bewacht.
Es war eine harte Zeit, doch sie sahen es als die richtige Strafe an.
Obwohl Lilly doch gar nichts getan hatte.
Auch jetzt noch mussten wir vieles für sie tun...
Auch diese Höhlen und Gänge waren nicht schon immer da... " Mein Vater schwieg und wandte seinen Blick zur Zelle neben mir, in der wohl Peter sitzen müsste."Warum fragst du das? "
"Sie... Naja, sie ist meine Schwester..."
"Hast du sie gesehen? Sie ist vor einem Jahr entkommen. Sie sagte sie würde mich befreien. "
Mein Herz begann zu schneller zu schlagen und ein Kloss bildete sich in meinem Hals.
Warum hatte Lilly uns nicht von meinem Vater erzählt?
Hatte sie uns deshalb zu den Bergen führen wollen, um ihn zu befreien?
Oder hatte sie ihr Versprechen meinem Vater gegenüber vergessen?"Ja, sie hat uns zu den Bergen geführt", antwortete Jason nur.
Es wurde still.
Es war nicht die Stille die ich früher so genossen hatte. Es war eine unangenehme Stille, in der unsere Emotionen wie wild im Raum herum flogen.
Ungewissheit, Angst, Trauer, vielleicht auch Wut.
Ich wusste nicht wirklich was ich fühlen sollte.
In meinem Kopf herrschte Chaos.
Alles was wir erfahren hatten, war einfach zu viel um es zu verarbeiten."Ist es wirklich wahr das unser Dorf zerstört ist?", riss mein Vater mich aus meinen Gedanken.
Er klang Matt und starrte mit leerem Blick auf den Boden."Woher wissen sie das?", fragte Jason.
"Die Fremden haben es mir erzählt, sie haben mir von Tag zu Tag berichtet was euch zugestoßen ist, doch ich konnte es immer kaum glauben.
Um sich zu rächen taten sie also genau das was wir ihnen angetan haben.
Sie vernichteten unser Dorf.
Also ist es Wahr. Sie haben mich nicht belogen."
Mein Vater schwieg und ich hörte wie jemand zitternd ausatmete- vielleicht war es Abygail."Was ist euch auf eurer Reise geschehen?", fragte mein Vater.
Kurz schwiegen wir alle, keiner von uns fand die Worte um die Geschehnisse der letzten Woche zusammen zu fassen.
Schließlich begann Jason zu erzählen.
Von dem Tag an, an dem die Feinde das Dorf angegriffen hatten, an dem die Häuser niederbrannten, an dem viele Menschen starben.
Wir überließen ihm das Reden, nur ab und zu warfen Peter oder Abygail etwas ein.Ich schwieg, wickelte die Decke enger um meinen Körper und lehnte den Kopf seitlich an die kalte Felswand.
Ich hörte einfach nur zu und sah, wie sich alles was er da erzählte, vor meinem Inneren Auge erneut abspielte.
Wie Lilly zu uns stieß, wie wir in das neue Gebiet traten, ohne jegliche Ahnung was uns dort erwarten würde.
Der Angriff der Feinde, Franks Tod.Ich verspürte die Freude die ich für einen Moment beim Anblick der Berge empfunden hatte, und fühlte den Schmerz, als wir erfuhren, das Arthur gar nicht zu unserem Dorf gehörte, uns hintergangen hatte.
Fassungslosigkeit, darüber das mein Vater noch lebte, das ich ihn nur wegen einer Reihe von Ereignissen wiedersehen konnte.Hätten die Fremden ihren Angriff Jahre später geplant, wäre mein Vater vielleicht schon tot.
Hätte mich Arthur nicht für Alan's tot verdächtigt, wäre ich wohl nie auf diese Reise gegangen.
Wäre Jason nicht von diesem Baum herabgesprungen um den Fremden anzugreifen, wären wir nie gefangen genommen worden, und somit nie in dieser Zelle gelandet.
Ich hätte meinen Vater nie wieder gesehen.
Hätte für immer mein einsames Leben geführt.
Ohne Familie- ohne Freunde.
Ich hätte Abygail, Peter und vorallem Jason niemals richtig kennengelernt.Ich merkte wie meine Augenlider immer schwerer wurden, wie sie langsam zufielen und mein Körper auf die Seite sank.
Für einen kleinen Moment war ich froh darüber, in dieser Zelle zu sein.
Zwischen sicheren vier Wänden, bei meinen Freunden, meiner Familie.
Fürs erste brauchte ich mir keine Sorgen darüber zu machen, was passieren würde.
Ich konnte nichts anderes tun als hier zu warten und genau deswegen hatte ich endlich die Zeit mich auszuruhen.
Denn Zeit hatten wir nun wohl zu genüge.Heyy, willkommen zu einem neuen Kapitel!
Und endlich kennt ihr die Hintergründe von allem was passiert ist.
Was haltet ihr davon?
Schreibt gerne Verbesserungen in die Kommis! ❤️
DU LIEST GERADE
Evelyn Rose - Gefangenschaft
AdventureEvelyn Rose lebt in einem kleinen Dorf auf dem Planeten Syrax. Alle leben dort in Frieden zusammen, bis Evelyn eines Tages die Leiche ihres Bruders findet. Niemand weiß mehr wem er trauen soll und Evelyn wird auch noch wegen Mordes verdächtigt. Trot...