23. Kapitel

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Arthur sah von seinem Thron auf uns hinab.
"Da sind sie also! Die Helden die für ihr Dorf losziehen um uns zu töten."
"Wir wollen euch doch gar nicht töten!", setzte Abygail an. "Wir wollten herausfinden warum ihr das getan habt, vielleicht auch mit euch reden."
"Und eigendlich wollten wir dich befreien", fügte Peter hinzu. "Doch scheinbar kommst du auch gut ohne uns zurecht!"
Wut war seiner Stimme zu hören, aber vorallem Enttäuschung.
Unsere Reise war umsonst gewesen, zumindest für den Punkt, indem wir Arthur hätten befreien sollten.

Wenn sie uns jetzt töten ließen würden wir niemandem mehr von den Fremden erzählen können.
"Tote können nichts mehr erzählen", hallte die Stimme des Fremden in meinem Kopf wieder.
Arthur lächelte überheblich und mein Herz klopfte schneller.
Dann wurden seine Züge ernster.

"Das mit Alan tut mir leid."
Erst glaubte ich mich verhört zu haben, doch nach Jasons wütendem Gesichtsausdruck zu urteilen, hatte er sich gerade wirklich bei mir entschuldigt.

"Es war nicht geplant. Er hat gesehen wie ich mich mit meinen Leuten unterhalten habe, und deshalb musste er beseitigt werden."
Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen traten.

"Warum tut ihr das? Warum tötet ihr Grundlos Menschen?" Ich versuchte meine Stimme fest klingen zu lassen, doch ich fühlte mich innerlich zerschlagen.
"Grundlos? Nein, Evelyn Rose. Nicht Grundlos"
Arthur sah mich an, seine Augen glizerten hasserfüllt.
Was hatte ich ihm getan?
Er hatte mein Leben zerstört, zumindest das was damals noch übrig geblieben war.
"Kennst du das Wort Rache?"

Die schwarzen Männer die an den Höhlen Wänden standen kamen auf uns zu gelaufen.
Ich spürte wie starke Hände unsanft meine Arme packten und ich weggezogen wurde, wieder zu dem Höhlenausgang.
Jason, Peter und Abygail wurden hinter mir hergezerrt.
Als ich noch ein letztes Mal zur Höhle schaute, konnte ich sehen, wie der Dunkelhaarige an Ort und Stelle stehen blieb und sich zu Arthur wandte.
Dann verschwandt die erleuchtete Höhle hinter einer starken Biegung.
Einer der dunkel gekleideten lief voraus mit einer Laterne in der Hand.
Wir gingen erst in die Richtung aus der wir gekommen, dann bogen wir mehrmals in kleinere Gänge ab.
Ich versuchte mir alles einzuprägen, gab es aber nach wenigen Minuten auf.
Dieses Höhlen System war zu unübersichtlich.
In meinen Augen sah jeder Gang gleich aus.

Ich hörte das knirschen unserer Sohlen auf dem feuchten Steinboden, das laute Geräusch das ertönte wenn jemand von uns stolperte.
Ich fühlte mich müde, und bemerkte das ich in der letzten Zeit kaum geschlafen hatte.

Mein Kopf konnte das alles nicht verarbeiten.
Arthur gehörte gar nicht zu unserem Dorf. Das hatte er wohl nie getan.
In dem Dorf kannte nicht jeder jeden, deshalb war es wohl nicht schwer für Arthur gewesen, sich einzu schmuggeln.
Mit den richtigen Leuten.
Mason. Vielleicht hatte er sich von Arthur bestechen lassen? Oder hatte er doch auch von Anfang an zu den Fremden gehört?
Meine Gedanken schweiften zu Lilly.
Sie war geflohen, hatte uns im Stich gelassen.
Ich konnte verstehen das sie nicht nocheinmal gefangen genommen werden wollte, aber trotzdem hatte ich sie so eingeschätzt, daß sie bei uns geblieben wäre um mit uns zusammen zu kämpfen.
Wie sehr man sich in Menschen täuschen konnte.
Und was hatte Arthur mit Rache gemeint?
Rache wofür?
Mein Kopf schmerzte, je mehr ich darüber Nachdachte, deshalb gab ich es schließlich auf.

Der Gang wurde auf einmal breiter, die Höhlen Decke lag höher über uns.
Mit einem schauder bemerkte ich das an den Seitenwänden des Ganges mehrere kleine Höhlen abzweigten.
Diese wurden von dem Hauptgang durch dicke Gittertüren getrennt.

Die Fremden schubsten uns weiter und wir liefen an ein paar der Zellen vorbei.
Sie waren leer.
In jeder war ein kleiner flachgeschliffener Fels auf dem eine staubige Decke lag.
Mir fröstelte es bei dem Gedanken in dieser Kälte in der Zelle zu sitzen und darauf zu warten was als nächstes passieren würde.

Plötzlich hörte ich ein scharbendes Geräusch.
Es kam vom Ende des Ganges.
Ich lauschte in die Stille, doch es ertönte kein Geräusch mehr.
Vielleicht war es eine Maus oder ein Ratte gewesen.

Wir wurden weitergeführt und vor uns tauchte das Ende des Ganges auf.
Der in schwarz gekleidete Mann öffnete die letzte Tür auf der rechten Seite, löste die Fesseln meiner Handgelenke und schubste mich in die kleine Zelle.

Mit einem knall fiel die Metalltür zu.
Der Fremde trat aus meinem Blickfeld und plötzlich sah ich eine Bewegung in der Zelle mir gegenüber.
Es war niemand von unserer kleinen Gruppe, weshalb ich erst dachte ich hätte es mir eingebildet.
Doch da war wieder eine Bewegung. Eine Gestalt.
Sie trat an die Gitterstäbe und das Gesicht wurde von dem flackernden Schein der Laterne, die die Fremden neben meiner Zelle abgestellt hatten, erhellt.
Mir wurde heiß und kalt zugleich, ich trat mit einem schnellen Schritt zu den Stäben und starrte durch sie hindurch.
Erst traute ich meinen Augen nicht, doch dann war ich mir sicher.
Tränen traten in meine Augen und als ich sprach, war meine Stimme nicht mehr als ein flüstern.
"Dad?!"




"Evy?" So nannte nur er mich. Seine Stimme klang rau und schwach.
Ich presste mich an die Gitterstäbe, öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch heraus kamen keine Worte.
Vage bekam ich mit, wie Schritte sich entfernten.
Die Fremden gingen.
Es war still.
Ich sah Jasons verwirrtes Gesicht, in dem Kerzenschein aufflackern.
Er hockte in der Zelle, die neben der meines Vaters lag.

"Was..." Verzweifelt suchte ich nach Worten. "Was machst du hier?!"
Mein Vater streckte die Hand durch die Gitterstäbe und ich tat es ihm nach.
Die rauen Fingerspitzen berührten meine.
Mein Vater schloss meine Hand in seine.
"Ich dachte ich würde dich nie wieder sehen", flüsterte er.
Ich spürte wie eine Träne meine Wange herunterlief.
"Haben sie dich gefangen genommen? Warum tun sie das alles?"

Mein Vater seufzte schwer.
"Es tut mir so leid, Evy. Es tut mir so schrecklich leid."
Er drückte leicht meine Hand, bevor er sie losließ.
"Was?", fragte ich leise.
"Das mit Alan...deiner Mutter...", er stockte und ließ sich zurücksinken.
"Daran bin ich schuld."

"Wieso solltest du daran schuld sein?", fragte ich verwirrt.
Mein Vater schüttelte langsam den Kopf, wickelte die Wolldecke enger um seinen Körper.
Ich sah mich um und entdeckte eine gleich aussehende Decke auf einem kleinen Felsen liegen.
Schnell griff ich danach und schlang sie um meinen Körper.

"Willst du die ganze Geschichte hören, Evy?", fragte mein Vater langsam.
Ich zögerte, überlegte ob ich es wirklich wissen wollte.
Was von alledem war eine Lüge gewesen? Was war echt?
Langsam konnte ich es nicht mehr unterscheiden.
Ich wusste das ich die Menschen nicht mehr einschätzen konnte.
Sowie bei Arthur, Mason.... Lilly.
Aber ich wollte es erfahren.
Ich wollte erfahren was für Alan's tot verantwortlich war. Weshalb Frank hatte sterben müssen.
Weshalb sie unser Dorf vernichtet hatten.
Warum sie das alles getan hatten.
Ich nickte, doch mir wurde kurz darauf bewusst das er das in dem spärlichen Licht gar nicht sehen konnte.
"Ja, ich will es wissen. Alles."





Hey und willkommen zu diesem neuen Kapitel!

Ich hoffe es hat euch gefallen! (?)
🥰

Ich freue mich mal wieder sehr über eure Vermutungen!

Ich danke euch allen für eure Kommis!

Wenn ihr Verbesserungen habt, her damit! 😅❤️

Wir lesen uns! ❤️

Evelyn Rose - GefangenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt