Kapitel 4: In den Straßen

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Die beiden neuen Freunde hatten sich für eine spätere Zeit wieder verabredet, um ein Ding zu drehen. Der junge Rothaar kehrte nach Hause zurück, zumindest den Ort, den er derzeit sein Zuhause nannte. Er lebte etwas entfernt an den Klippen österlich des Hafenviertels im Wald, in einem selbstgebauten Zelt aus Segelstoff und einigen Behilfsgütern, die er zusammen geklaut hatte. Er schaute nach einem längeren erholsamen Schlaf aus seinem Schlafsack hervor. "Ich hab nichts für euch", sagte er müde zu einer Katze, einigen Raben und anderen Vögeln, sowie einem Eichhörnchen, welche sich dort herumtrieben. Er kroch aus dem Schlafsack und streichelte die Katze. Sie schnurrte und sah ihn mit großen Augen an. "Ich hol was zu futtern, versprochen", sagte er den Tieren. Ein Rabe keifte, als sei es ihm zu spät. Zwei Singvögel zwitscherten eine Melodie, die klang, als gäbe es ein Fest. Robert der Rote ging ein paar Schritte zu einem Haufen Blätter und Äste, wo er in dem dicht bewachsenen Bereich so gut wie gar nicht auffiel und schob alles an die Seite, um eine Holzplanke von einem Loch zu entfernen. Dort hatte der Junge seine Schatzkammer eingerichtet. Er kramte in jeder Menge Zeug umher, das er auf diversen Raubzügen erbeutet hatte.

Robert lief durch den Wald, an den hohen Klippen vorbei, er konnte von hier aus den Hafen überblicken. Er hatte sich ein geklautes Fernrohr eingesteckt und schaute, was im Hafen bereits vor sich ging. Ein Schiff aus dem Süden war gerade dabei, Waren zu verladen. Ebenso war ein sichtlich beschädigtes Schiff mit einer unbekannten Flagge dabei, den Hafen anzusteuern.
Er kam am Waldrand an, wo einige saftige Beeren zu hoch für ein paar Rehe hingen, die sofort mehrere Meter zurück wichen. Robert sprang an den Stamm und von da aus an einen großen Ast, der sofort zu Boden sank. Die Tiere hüpften sofort herbei und verzehrten die Blätter und Beeren des großen Strauches. Ein paar Beeren schob sich unser junger Held rein, bevor er am Hafengelände ankam.
Am Marktplatze kaufte er ein Sandwich mit frischem Fisch und lief weiter. In einem Uhrengeschäft am Marktplatz machte er Halt. In der Nähe vom Marktplatz gab es Unmengen an Fachgeschäften. Ebenfalls gab es im Hafengebiet oft ausländische Händler, die Zeug aus aller Welt anboten.
Bei einem Laden hielt der Rote an und ging hinein. Viele Uhren aus verschiedenen Materialien zierten die Verkaufsräume. "Hallo, meine Uhr ist stehen geblieben", sagte der Rote. Der Mann am Tresen war ein dünner, modisch gekleideter Herr. Er schaute sich die Uhr an.
"Hmmm, diese Uhr...", er zögerte. "Können Sie sie reparieren?", fragte Robert. Der Mann musterte ihn, er trug schmutzige Kleidung und auch seinem Körper sah man die Straße an. "Woher hast du denn diese Uhr?", fragte er und schwang sie umher. Der Rote packte die Uhr und verließ den Laden. "Nicht so wichtig", rief er.
Das Hafenvieretel war erfüllt vom Treiben der Leute, ebenso vom Duft geräuchterter Fische. Ein Marktschreier bewarb Fisch aus dem All-Blue.
Der Rote beschloss, den Personenbeförderungszug zu nehmen. Er lief auf die Bahn zu und als sie vom Einstieg am Marktplatz beschleunigte, sprang Robert auf. Ein Mann griff nach seinem Arm: "Was machst du da Junge? Das ist gefährlich!", rief er. Seine Frau packte Roberts Arm ebenfalls und hievten ihn hinein. "Danke Leute", sagte er und bemerkte, dass das gesamte Abteil ihn ansah.
Einige Stationen weiter war er in Whiteground angekomme. Er klopfte an dem bekannten Fensterladen. Wenige Sekunden später öffnete er sich. "Hallo", flüsterte er. "Hallo. Du bist es, mach das nicht, ich weiß nicht, wo die Arbeiter.." "Psst", wurde Mai unterbrochen, "die sind in der Backstube", sagte er grinsend. "Hast du etwa durch die Fenster geglotzt?", fragte Mai. "Genau", sprach Robert grinsend.
"Was willst du?", kicherte Mai. "Kommst du mit? Wir machen was mit den Jungs." "Ne", sagte Mai, "heute nicht. Ich kann nicht weg, aber hol mich übermorgen um 18 Uhr ab, okay?" "Meine Uhr ist kaputt", flüsterte der Rote. "Lass sie von Yasopp reparieren", flüsterte Mai. "Tschüss", flüsterte Robert und sprang in die Gasse zurück. "Ich lüfte und wische durch", rief Mai innen.
Als Robert zur Kneipe "Alte Seemöve" kam, stand Ben bereits an der Ecke: "Ey, kannst du keine Uhr lesen oder was?", fragte er. "Meine Uhr ist Schrott", sagte der Rote grinsend. "Lass uns gehen", rief Ben. Beide eilten los in Richtung der alten Stadtmauer. "Können wir zu Yasopp gehen?", fragte Robert. "Hast du Zeug dabei?", kam die Gegenfrage. Die beiden nahmen einen Personenbeförderungswagen nach Crossed. In einem industriell geprägten Viertel stiegen die beiden aus. Es roch nach Rauch und Abgasen. "Hier", sagte Ben. An einer alten Stahltür klopfte Benjamin: "Carry?" Beide gingen um das Gebäude herum zu einer stählernen Absperrung. "Hey, Carrington!", rief Ben. "Hallo Kinder", sagte eine Stimme in der Gasse. Es war ein alter Fischmensch, seine Haut war blau-gräulich und er hatte weißes Haar. "Kommt doch rein", sagte er. Beide traten vorn in die Tür ein, an der sie bereits geklopft hatten. "Carry ist eingeschlafen, aber gleich gibt es Tee", sagte er. "Hey Winny", sagte Ben. Die drei durchschritten einen vollgepackten Vorraum. Auf den ersten Blick konnte Robert Gemälde, Waffen und Möbel erkennen. "Carrington hat alles und du kannst hier loswerden, was du erwirtschaftet hast, egal woher es kommt", sagte Ben grinsend. In einer Stube mit Büchern und anderem Zeug vollgestellt saß ein Mann mit grauen, struppigen Haaren. "Chef, zwei Jungs sind hier", sagte der Fischmensch laut. "Hmmm", grunzte der alte Herr. Er griff auf den Tisch neben seinem Sessel, setzte seine Brille auf, sowie seinen Hut. "Ey Junge", sagte er. "Hey Carry", sagte Ben und die beiden schüttelten sich die Hände. "Das ist mein Kollege, Robert", stellte Ben vor. Beide schüttelten die Hände. "Was wollt ihr denn?", fragte der Alte. Der Fischmensch brachte nun Tee und ein paar Kekse. "Schau mal, Carry", sagte Ben. Er drehte sich zu Robert um und zwinkerte. "Oh Mensch, sind die aus der Neuen Welt? Das sind doch keine von hier", sagte Carrington freudig. Ben hatte ihm Zigarren mitgebracht. "Weiß nicht, Hauptsache sie stinken", sagte Ben. "Die aus der Neuen Welt sind besser, der Tabak ist besser und sie sind von Hand gerollt!", sprach Carrington mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. "Oh, schwarzer Tee, danke Winny", rief der Alte und klopfte dem alten Fischmenschen auf die Schulter. Ben gab ihm ein paar Sachen, die er sich ansehen sollte, doch der Alte paffte erstmal eine der Zigarren. "ich bekomm eh Husten davon", sagte Ben. Der Alte lachte.Er schaute sich die Sachen an und beriet sich mit Ben. "Hast du was zu verkaufen?", fragte Ben. Der Rote gab ein paar Stücke aus seinem Schatz her und sah sich im Raum um. Hier lagerten alte Waffen und Bücher, die so alt waren, dass sie bereits zerfielen. Es stank im ganzen Raum bereits nach der Zigarre. "Ich weiß, was ihr Jungs vorhabt", lachte der alte Herr, "kommt mal mit in den Hof." Beide folgten ihm. "Schaut mal, diese Pistole benutzten die Marinesoldaten. Auch wurden die im letzten Feldzug in der Neuen Welt benutzt." Er gab Ben eine Handfeuerwaffe. "Schau, Junge, dort hinten, ziel auf die Felgen." Eine Alte Kutsche, von der bereits Teile demontiert waren, stand im Hof. Hinter dem Hof ragte die Mauer einer Fabrik hervor. Es war bereits ohrenbetäubend laut im Hinterhof. Ben nahm die Waffe und feuerte, lud nach und feuerte erneut. "Nicht schlecht, nicht schlecht", sagte der alte Willy. "Ausbaufähig", lachte Carrington. "Jetzt du!", rief er und gab Robert die Waffe. Robert versuchte die Räder der Kutsche zu treffen. Er schaffte es aber nur, zwei mal das Rad zu treffen. Der alte Herr amüsierte sich prächtig. "Schon mal geschossen?", fragte er. "Ben zeig ihm mal deine Haltung, die ist besser." Beide versuchten es erneut. "Macht Spaß, he?", rief der Alte und lachte. Winny hatte bereits eine Flinte gebracht. "Schaut mal, Jungs", sagte er, "Geladen, Willy?" Ohne eine Antwort abzuwarten, zielte er und schoss. Geladen war die Flinte tatsächlich, denn das Holz an dem Gestell der Kutsche zersplitterte nur so. "Nun der andere Pfosten!", rief der Alte. "Klasse, Chef", klatschte Winny. Die Jungs schauten beeindruckt zu. Der Alte zerfetzte die Holzteile der Kutsche nur so.
Ben nahm das Geld für die Waren im Empfang und beide verließen den alten Carrington wieder.
Wenig später kamen sie in einem Wohnviertel an. Sie klopften an die Tür eines Hauses. Eine halbe Minute später öffnete ein junger Mann die Tür:"Ey Leute, kommt rein." Er trug nur Unterwäsche und hatte nasse Haare. Im Haus saß eine Frau. "Hallo Frau La Playa", sagte Ben freundlich. "Hallo", sagte Robert ebenfalls. "Sagt nicht, ihr wollt wieder Schrott im Whiteout sammeln", sagte die Frau mit fragendem Blick. "Genau", erwiderte Robert. "Mutter!", rief der Junge tadelnd von oben. "Ich weiß doch, dass deine Freunde da Sachen sammeln, Louis", rief sie. "Ich verurteile das nicht", sagte sie, "es ist nicht verboten dort Sachen zu suchen und jeder hat sein Auskommen, nicht wahr?" "Das stimmt", sagte Ben. Ihm war es sichtlich unangenehm. "Junge", sagte Frau La Playa, "du hast ja nur ein Hemd unter deinem Regencape." "Ach, ich friere nie", lachte Robert. "Die Dame ging in den Nebenraum und kam nach wenige Sekunden wieder: "Lass mich sehen, ja, das passt dir. Louis ist das zu klein." "Mutter...", sagte Louis erneut als er die Treppe herunter kam. Sie hielt die Kleidung an Roberts Körper und schaute. "Müsste passen." "Meine Güte", sagte Louis zu Ben, die beiden waren bereits vor die Tür gegangen. "Musst du hier jemanden anschleppen, der meine Mutter herausfordert?", seufzte er. Ben lachte. Beide hatten gerade eine Zigarette angezündet, da kam der Rote wieder raus. "Deine Mama ist echt nett", sagte er. "Auch peinlich", sagte Louis und streckte die Hand aus. "Ich bin Lou." "Hallo, Robert", erwiderte der Rothaarige. "Was für ein Scheißtag", sagte Lou, "bis eben hab ich gearbeitet und gleich wird's dunkel. Ich bin jetzt schon müde."
Die drei gingen in Crossed Richtung Whiteground. "Was arbeitest du?", fragte Robert. "Ich koche in einem Restaurant mit Pension", sagte Lou. Die drei öffneten sich ein Bier, das Lou mitgebracht hatte, und liefen durch Whiteground.
"Ernsthaft?", lachte Lou, "du hast was geklaut und eine Stadtwache umgerannt, als du abgehauen bist? Sowas dämliches hab ich ja noch nie gehört!" Die drei kamen an einem Hof vorbei. Dort wurde Musik gespielt und ein paar Leute saßen an einem Feuer. "Eeeyy, Lou", hörte man einen Schrei. Ein Partygast hatte ihn sofort an seiner Statur erkannt. Er war besonders breit gebaut und hatte einen runden Schädel mit braunem, festgebundenen Zopf. "Ey, Leute", rief Lou zurück.
Auf der Feier waren einige Kinder von Bewohnern aus Whiteground, aber ebenfalls Straßenkinder. Bier, Branntwein und auch Sumpfkraut machten die Runde. Zu späterer Stunde wurde ein Schwertkampf durchgeführt. Holznachbildungen wurden an die Teilnehmer ausgegeben. Ein schmächtiger Junge nahm das Schwert und begab sich ins Duell. Doch nur für wenige Sekunden, dann musste er sich übergeben und fiel um. "Wir haben einen Sieger!", rief Ben. "Ich will!", rief Robert und nahm sich das Holzschwert. Er bückte sich zum Jungen herunter, der sich übergeben musste, und stützte ihn zu einer Häuserecke. "Ey", rief er, "einer schaut nach ihm." Nun begab sich Robert ins Duell. Er und der andere Junge parierten gegenseitig ihre Angriffe. "Nicht schlecht", rief der Junge, "hast du schonmal gefochten?" "Eigentlich nicht", lachte Robert.
Der Abend verflog wie im Winde von Grand Storm. Yasopp tauchte ebenfalls auf der Feier auf. Es stellte sich heraus, dass Lou der beste Freund von Yasopp war. "Deswegen dachte deine Mutter, wir sind Müllsammler im Whiteout", sagte Robert. "Müllsammler?", fragte Yasopp. "Hast du mich nicht eben noch gefragt, ob ich deine Uhr repariere?", grinste er. "Entschuldige, Schatzsucher", sagte der Rote. Es war bereits nach Mitternacht, als Ben und Robert bei der Wohnung über der "Alten Seemöve" ankamen. Beide legten sich hin. "Ey, Ben, was ist das für ein Buch?", fragte Robert. Ben hatte es im Schein seiner Laterne aufgeschlagen. "Es handelt von Piraten", antwortete Ben. "Piraten?" fragte Robert. "Sind das die Bösen?" "Ich weiß nicht, so weit hab ich noch nicht gelesen, aber ich glaube, sie sind nicht böse. Sie wollen Freiheit. Sie fahren dort hin, wo niemand ihnen etwas vorschreiben kann."

One Piece - Golden AgeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt