Kapitel 6: Faustrecht

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"La Playa Leighte", meldete sich Lou an der Schnecke. Ben stand an der anderen Seite im Schneckenhaus der "Alten Möve". "Lou, weißt du, wo der Rote sich rumtreibt? Könnte ihn brauchen." "Benji, was'n los?", fragte Lou. "Diese Bande, Whitesharks, sie haben Fayez' Geschäft auf dem Schirm und somit mich. Fünf von denen haben mich letzte Nacht abgefangen." "Scheiße, die Hurensöhne", schimpfte Lou. "Der Rote ist später bei Yasopp, ich ruf dort durch und sag Bescheid. Die beiden werden eine große Hilfe sein." "Yasopp?", fragte Ben. "Klar", sagte Lou, "Yasopp ist zwar etwas weich, aber ein Kämpfer, dem macht so schnell keiner was vor", sagte Lou. "Meld' mich später."
Robert testete diesen Nachmittag die neue Konstruktion von Yasopp, um jemanden an den Klippen westlich vom Whiteout abzuseilen.
"Yasper", rief eine Stimme hoch, "Benjamin ist in der Scheckenbox." Yasopp lief runter zu seinen Eltern und nahm den Anruf in Empfang. Als Robert die Neuigkeiten hörte, war er von Wut und Enthusiasmus gepackt: "Die holen wir uns", sagte er. "Wer ist wir?", fragte Yasopp. "Na du, Ben, Lou und ich", sagte der Rothaarige.
Als der Abend des nächsten Tages kam, waren die Verabredeten an der Stadtmauer vollzählig. Ben hatte eine Wunde im Gesicht, aber nicht schlimm, wie es aussah. Robert verspeiste ein belegtes Brötchen, das er an der Bäckerei geholt hatte. "Ihr müsst nicht alle mitkommen", sagte Ben. "Diese Scheißer holen wir uns", sagte Lou. "Ich bin ihr Konkurent", sagte Ben, "sie wären schön blöd Fayez und seine Leute den Handel kontrollieren zu lassen." "Fayez ist mir scheißegal", sagte Robert grinsend, "dich anzufassen, verlangt nach Prügel."
"Das ist unser Mann", lachte Lou. Er zündete eine Sumpfkrautzigarette an, aber Robert nahm sie ihm aus dem Mund und drückte sie aus. "Ey, wir brauchen dich bei Bewusstsein, du bist stark." Lou war ein wenig perplex, aber nickte dann nur. "Heute ist deine Route bekannt, Benny?", fragte der Rote. "Ja, heute ist eine Ladung angekommen. Die wissen, dass ich das Zeug nach Crossed verteilen werde." "Die haben ihren Stoff ebenfalls bekommen? Nur eine Frage der Zeit, bis wir sie treffen", sagte Yasopp und zündete sich eine Zigarette an.
Die Nacht verlief relativ friedlich, Ben verkaufte ein paar Päckchen im Fabrikviertel in Crossed. Yasopp und die anderen unterhielten sich über alles Mögliche. "Lou, du kochst?", fragte der Rote. "Ja, ich bin Koch. Manchmal muss ich servieren, aber ich mache meist Mittagstisch und Abendbuffet." "Genial", grinste Robert. "Ne, ist stressig", sagte Lou. "Was kochst du so?", fragte er. "Letzte Woche hatten wir Garnelen in Soße. Ich hätte das am liebsten alles selber verputzt", sagte er. Die Jungs tranken ein paar Bier, die Lou mitgebracht hatte. "Ey, aber das vernebelt nicht die Sinne?", rief Ben. "Ihr wollt doch nicht etwa ins Whiteout, Kinder?", rief die alte Frau von letztem Mal. "Machen Sie sich bitte keine Sorgen", sagte Robert und beugte sich zu ihr herunter. "Du warst letztes mal auch hier, Kleiner", sagte sie. "Genau", antwortete der Rote, "ich passe auf Ben auf." "Und auch auf die anderen Kinder?", fragte die Frau, ihre Augen waren voller Angst. "Beruhige dich, Grete", beschwichtigte ihr Mann neben ihr. Robert nahm ihre Hand: "Klar, diese Jungs sind meine Freunde, ihnen und mir selber passiert nichts." Die Frau wurde sofort ruhig. Der Mann schaute Robert an. Er stank nach Branntwein: "Meine Frau hat damals ihr Kind verloren", flüsterte er. "Uns passiert nichts, solange ich hier bin, Herr!", sagte Robert und schüttelte dem alten Mann die Hand.
Crossed verlief unproblematisch, aber als die Truppe in Whiteground zurück war, schien ihnen bereits jemand zu folgen. An einem Hinterhof klopfte Ben an die Tür. "Ey", rief jemand. Aber derjenige war bereits ertappt. "Ebenfalls", sagte Lou. Der Junge schaute sich um. Die lachenden Gesichter der anderen tauchten aus dem Dunkel auf. Der Kunde schaute aus der Haustür: "Ey, ihr kleinen Arschkriecher", lallte er, "verpisst euch aus meiner Straße, wenn ihr euch kloppen wollt. Ich kann die Bullenschweine hier nicht meine Bude hochgehen lassen..." Er trat aus der Tür nach Ben und einem der Whitesharks. Es blieb aber bei einem kläglichen Versuch aufgrund von sicherlich zu vielen verbotenen Substanzen. "Whiteground gehört uns!", sagte ein Weiterer der Sharks. "Wem gehört denn ein Stadtteil?", fragte Yasopp. "Die Straßenpflaster oder die Bepflanzung am Straßenrand?" "Mach mal nicht den Klugscheißer", er kam auf die beiden zu. Robert ging auf auf ihn zu: "Verpisst euch besser." Nach einen Schlagabtausch hatten beide eine verpasst bekommen. Ben hatte den anderen Jungen bereits zu Boden geworfen. Lou packte sich einen weiteren und ein vierter rangelte mit Yasopp. Als ein fünfter bereits auf Yasopp zulief, schlug Lou seinen Kontrahenten nieder und packte den Angreifer ebenfalls. "Leute", rief Ben auf einmal und wenig später nochmal. Zwei bewaffnete Erwachsene, offensichtlich vollkommen vollgedröhnt, kamen aus dem Haus. "Weg hier", rief nun ebenfalls der Anführer der Whites. Robert, Ben und die anderen Jungs nahmen die Beine in die Hand. "Verpisst euch, Dreckgören..!" "Bei dem Geschrei kommt die Streife erst Recht", lachte Robert. Einer der Whitesharks lachte ebenfalls: "Dieser fette Trottel, hätte der keine Flinte, hätte ich den ebenfalls Hopps genommen", plusterte er sich auf. "So wie... eigentlich keinen von uns?", fragte Yasopp. Die Banden trennten sich nun nach wenigen Straßenkreuzungen und die Jungs stromerten weiter in die Nacht.

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