Kapitel 14: Was überwiegt

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Der Rote saß auf der Veranda von Silverstin. "Was siehste so traurig aus, Shanks?" "Damals im Krieg sind doch viele Leute gestorben oder, Opa?" Robert klang wie ein kleiner Junge. "Das ist immer schwer, ob's Freund oder Feind ist", sagte Silverstin. "Feinde auch?" "Natürlich, im Krieg gibt es nur Opfer, aber manchmal muss man Kämpfen, für etwas Besseres. Da kannste nur hoffen, auf der richtigen Seite zu sein." Robert war heute wortkarger als sonst. "Was ist passiert, Junge?", wollte der Alte wissen. Robert erzählte zögerlich die Geschichte. "Hm", sagte Silverstin, "wichtig ist, dass du da für dich eingestanden bist." Robert wollte etwas antworten, aber Silverstin ergänzte: "Das wichtigste ist, dass du etwas gelernt hast. Den Jungen macht eh nichts wieder lebendig. Dennoch möge er in Frieden ruhen." "Gelernt... ich weiß nicht, Opa", sagte der Rote fast verlegen. "Hach", sagte Silverstin, "deine Feinde wollten deinen Freund töten, haben dich in den Hinterhalt gelockt," Robert nickte. "Die haben euch in Überzahl und bewaffnet unvorbereitet angegriffen." Er gestikulierte lebhaft. "Die haben dich abgestochen!" "Ja...", bestätigte Robert, noch nicht so ganz wissend, auf was der alte Mann hinaus wollte. "Aber du, du hast Frieden angeboten, du hast Verzeihen gepredigt!" Robert nickte. Nun lächelte er. "Dabei wär die Reaktion nachvollziehbar gewesen: Auf die Fresse, jetzt erst Recht!" Dazu gestikulierte Silverstin Faustschläge, während er im Stuhl saß und ihm dabei seine dicke Wolldecke auf den Verandaboden rutschte und er in Unterhose da saß. Nun lachte Robert herzlich.

Lorette und ihr Mann Graham waren froh, dass Robert nun auf der Farm arbeitete. Fayez hatte für Robert nicht komplett die Tür für eine Zusammenarbeit zugeschlagen und ihn auch nicht mal getadelt oder weitere Konsequenzen angedroht. Allerdings hat er über Dritte verlauten lassen, Robert solle Whiteground wieder - oder eher weiterhin - meiden und sich von seinen Geschäften fernhalten. Robert versuchte, nicht weiter Kontakt aufzunehmen. Er blieb also in Cornerblue.

Robert richtete sich in seinem Zimmer im Haus der Familie ein. Dort lebten öfter Mägde und Tagelöhner. Robert realisierte nicht einmal, dass es sein erstes "festes Dach über dem Kopf" in Lodea war. Robert stellte sein Glücksschwert neben sein Bett und legte seine Uhr auf den Nachtschrank. Er fütterte die Kühe und lernte zu melken. Besonders Spaß hatte er daran, den Acker zu bearbeiten, indem er bis zur Erschöpfung die Hacke schwang. "Ein tolles Schwert", sagte Silverstin, als er sich Roberts Zimmer ansah, "kannst du damit umgehen?" Ab und an übte er mit Silverstin. Einmal gingen die zwei zusammen Jagen. Robert mochte kein Wildtier erschießen, machte also Zielübungen auf leblose Objekte. Silverstin war unglaublich. Er traf einen Biber von extremer Entfernung. Kaum hatte er den Schuss abgegeben, sagte er: "Keine Sorge, Junge, der kleine Racker ist sofort Geschichte, ich hab ihn am Hinterkopf erwischt." "Warst du im Krieg ein Schütze?", fragte Robert. "Genau, Scharfschütze meiner Einheit", erzähle Silverstin. Abends bereitete Lore den Biber zu. Robert fand es seltsam, aber der Alte nannte es eine Trappermahlzeit und erzählte, dass es sehr üblich sei in der Neuen Welt, Biberfleisch zu essen. Es schmeckte etwas gewöhnungsbedürftig, dachte sich Robert. "Robert", sagte Lore, die die Geschichte aus dem Whiteout auch mitbekommen hatte: "du musst mit deinem Freund reden." Robert antwortete nicht. "Papa, sag doch auch was dazu!" Der Alte kaute genüsslich. "Das wird er, Lore. Sowas müssen Männer regeln. Die müssen auch mal über Gefühle sprechen." Lore nickte. "Und dann wird einer gehoben und alles ist wieder gut, nicht wahr, Robert? Oder, Graham?" Lores Mann winkte nur ab. Robert grinste Silverstin an. "Mach ich, Opa."

Ben und Robert saßen zusammen an der Stadtmauer. "Schau mal, das ist irgendein Weinzeug, haben die in New Corner." Ben hatte Schnaps aus dem Whiteground dabei. "Schmeckt komisch", sagte Ben, "Ich bleibe wohl Team Bier." "Oder wie Lou, Team Kopfschmerzen", sagte Robert. "Und Team Kotzen", lachte Ben. "Ey Benj, ich wollte nicht, dass das passiert..." Ben griff Robert an die Schulter: "Das weiß ich, man, weiß ich doch." "Es tut mir so Leid, dir Ärger gemacht zu haben, und vor allem für Boomer..." Ben schwieg. "War ein ätzender Kerl", eränzte Robert, "aber das hatte er nicht verdient." Er hob die Flasche, "Ruhe in Frieden!" "Prost!", ergänzte Ben und nahm die Flasche von Robert. Beide schüttelten sich vom bitteren Geschmack. "Entschuldige auch die Fressenpolitur", grinste Ben. "Achwas, das war Klasse, sehr intensiv, aber nächstes Mal gibt's eine zurück." "Gern", sagte Ben. 


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