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"Stimmt das?"

Es ist schon Abend. Jimin hatte anscheinend nichts zum Reden, denn er kam an dem Tag nicht zu mir. Ich nehme es ihm natürlich nicht übel. Wenn ich so viel über eine Person gelesen hätte, die Leute schlecht behandelt, würde ich auch nichts mit der zu tun haben wollen. Also keine harten Gefühle.

Doch nun war er da. Ich sah von meinem PC-Bildschirm weg zu ihm. Er kam auf mich zu und zeigte mir einen Artikel auf seinem Handy, weshalb ich mich ganz mit dem Stuhl zu ihm drehte.

"Eines der teuersten Hotels Koreas gibt anlässlich Weihnachten Unterschlupf und Essen an Obdachlose. Und das alles umsonst!"

Ich sah vom dem Artikel weg. "Ja."

"Bist du dafür verantwortlich?"

"...hätte ich es nicht machen sollen?" Fragte ich mit einer etwas kleinlauten Stimme. Jimin Wortwahl hört sich nämlich nicht so positiv an.

"Doch, natürlich!" Er steckte sein Handy in seine Hosentasche. "Aber warum hast du es gemacht? Hört sich nicht nach einer Sache an, die du machen würdest, wenn man dem Internet glaubt."

"Ich habe eine Frau kennengelernt, die Obdachlos ist. Sie ist obdachlos, weil ihr Mann ihr und ihrem Kind Sachen angetan hat. Da ich mich sehr in ihrem Schicksal wiedersehe hatte ich Mitleid." Erklärte ich.

"Also war das, bevor ich dich angemeckert habe?" Fragte er beinahe vorsichtig.

Ich nickte einmal. "Heute Morgen."

Jimin nickte und sah aus einem mir unbekannten Grund echt fröhlich aus. "Warum gehst du nicht zum Hotel? Da sind Leute, die dir bestimmt danken wollen. Oh! Die bekommen bestimmt einen besseren Eindruck von dir!" Jimin sah nun plötzlich sehr motiviert aus.

Ich zuckte mit meinen Schultern. "Mir ist es wirklich egal, was Leute von mir denken, Jimin."

"Aber- Aber du bist eine Person der Öffentlichkeit. Was Leute von dir denken ist... wichtig."

"Die Hotels weltweit sind sehr erfolgreich, auch wenn Leute mich sehen, als wäre ich Satan."

"Willst du wirklich nicht dahin?"

"Nein, die Obdachlosen stinken bestimmt. Außerdem solltest du auch nicht anders von mir denken, denn ich beherberge sie nur für eine Nacht, nicht mehr. Wenn sie bleiben wollen, kostet das von 150 Euro* bis zu 500 Euro pro Nacht.. Oder mehr."

(*Ich nehme in dieser Geschichte einfach Euro statt Won, um es einfacher zu halten.)

Tatsächlich verflog Jimins Motivation und Freude etwas, doch nicht ganz. "Auch wenn es nur eine Nacht ist, sind die Leute dir bestimmt dankbar, denkst du nicht?"

"Die denken doch nicht an mich, sondern nur daran, dass sie jetzt für eine Nacht essen und in richtigen Betten schlafen können."

Jimin denkt zu viel darüber nach. Es interessiert keinen, ob ich da bin oder nicht. Weihnachten war gestern, ich habe nichts bei der Spendenaktion zugetragen. Diese Aktion hier ist... gar nichts.

"Im Artikel steht, ein Kamerateam wird da sein." Informierte Jimin mich nach einer kurzen Stille. "Ich mag dich Yoongi. Ich will, dass Leute dich mögen." 

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Mit einem unangenehmen Gefühl im Bauch saß ich im Fahrersitz meines Autos.

Jimin hat es also wirklich geschafft.

Mein Blick ging zum genannten, der aus dem Fenster zum Hotel sah. Langsam sah ich auch aus dem Fenster, zu meinem Hotel, in dem jetzt hunderte Obdachlose ein Festmahl essen und danach in weichen Betten schlafen können.

Vielleicht... vielleicht habe ich doch etwas Gutes getan, auch wenn es wenig ist.

𝐏𝐚𝐬𝐬𝐞𝐝 𝐓𝐢𝐦𝐞 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt