9.

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"Ja, frohe Weihnachten." Meine Tante hob ein Glas mit Sekt.
"Ja, ja wo sind die Geschenke?" Fragte mein Cousin, dessen Sektglas schon leer war. "Deswegen sind wir doch überhaupt hier. Tut nicht so, als würden wir eine Traumfamilie sein." Er sah echt schlecht gelaunt aus.

"Keiner hat das gesagt, Jihoon." Meinte meine Tante mit bösem Blick. "Aber einen Toast auszusprechen hat noch nie jemanden geschadet."

"Pfft." Er schenkte sich sein Glas wieder voll und hatte es auch schnell geleert.

Mein Onkel sah Jihoon ein paar Sekunden still an, dann stand er von seinem Stuhl auf und sprach laut. "Alles wegen dieser Scheiß Missgeburt! Wir hätten in diesem... diesem Palast leben können, aber nein, er schmeißt uns, seine eigene blutsverwandte Familie, raus! Es ist seine Schuld! Alles ist seine Schuld!"

Oh, es geht um mich. Was ein Wunder.

"Tu nicht so, als wäre er alleine Schuld. Weißt du, wie du ihn behandelt hast?" Fragte Jihoon mit zornigem Blick.

Seine Tante hatte nun das Wort. "Du nimmst das zurück! Außerdem hast du ihn immer verprügelt!"

"Und ihr habt ihn missbraucht!"

Stille.

Seim Vater setzte sich wieder hin und leerte sein Glas mit einem Schluck.

Noch mehr Stille.

Tante hatte auch das Glas geleert.

"Er hat es verdient." Sagte mein Onkel dann irgendwann mit ruhiger Stimme. "Hat sich immer benommen, als... als wäre er arm dran, dabei hat er Millionen auf seinem Konto liegen."

..?

Das Geld, von dem ich bis zum achtzehnten Lebensjahr nichts wusste! Ich war arm dran! Vielleicht nicht materiell gesehen, aber ich habe meine Eltern verloren und wurde ab dann missbraucht. Ich war arm dran. Das ist ein Fakt.

"Gehen wir." Ich sah zu Seokjin, der sich das alles ruhig angesehen hatte. "Ich glaube, das muss ich mir nicht länger geben."

Seokjins Blick kam nach zwei Sekunden zu mir. "Was eine schreckliche Familie." Sagte er ruhig, bevor das Bett mit einem heftigem Ruck nach oben geschossen wurde. Wieder durchs Dach, welches natürlich keinen Schaden davon trug.  Schade.

"Können wir wieder zu mir nach Hause? Ich mache dir einen Kakao, dann sind wir quitt." Schlug ich vor, doch er antwortete nicht einmal. Seufzend deckte ich mich mehr zu und ließ den Flug ohne zu meckern über mich ergehen. Gezwungenermaßen muss man hinzufügen.

Nach ein paar Minuten waren wir aus Seoul rausgeflogen und flogen über Bäume und vereinzelte Häuser. Irgendwann wurden es dann mehr Häuser. Ein kleiner Vorort von Seoul. Da ging das Bett dann runter.

Hä? Was habe ich hier zu suchen?

"Jetzt sei nicht so verwirrt." Meinte Seokjin, als könnte er Gedanken lesen. "Lass es einfach passieren."

Diese Worte geben mir auf keinen Fall halt. Eher will ich jetzt aus dem Bett springen und weglaufen. Aber ich weiß, das bringt nichts.

Wie bei dem Haus meines Onkels flogen wir einfach durch ein Dach und landeten dann auf dem Boden eines Zimmers.

Sofort sah ich mich um. Sieben mir unbekannte Leute saßen an einem Tisch und waren alle am Feiern. Sie lachten, erzählten und tranken. Außer die drei Kinder, die tranken zwar auch, aber nicht das Gleiche, wie die Erwachsenen.

"Wer sind diese Leute?" Fragte ich und stand aus meinem Bett auf.

"Sag du es mir."

Ich ging einmal um den Tisch, sah mir die Leute an, doch nichts klingelte bei mir. An der Tür klingelte es. Mit einem der Männer, der aufgestanden ist, ging ich mit zur Tür, da es sich richtig anfühlte.

Als die Tür sich öffnete, kam nur ein "Oh." aus meinem Mund. Deshalb bin ich also hier. Aber wer ist der andere neben ihm?

𝐏𝐚𝐬𝐬𝐞𝐝 𝐓𝐢𝐦𝐞 | ʸᵒᵒⁿᵐⁱⁿWo Geschichten leben. Entdecke jetzt