Kapitel 1

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Da war es wieder. Dieses Gefühl. Als würde mich jemand verfolgen und ich konnte nichts, rein gar nichts, dagegen ausrichten. Nur mühsam schleppte ich mich zum Geschichtskurs. Ich hatte es wirklich satt. Jeden Tag dasselbe. Ich stand morgens in aller Frühe auf, um mich, jeden verdammten Tag, Stunde um Stunde in verschiedene Kurse zu stürzen. Von dem gefasel verstand ich sowieso nichts. Wen interessiert es wer Alexander der Große war und was er gemacht hat? Richtig. Mich nicht. Ich kam pünktlich zum Glockengong in den großen dunklen Raum. Es war ein großer Raum, in dem die Sitzreihen hintereinander in die Höhe stiegen. Aber ich will mich nicht beschweren. Das Internat war und ist das einzige Zuhause, was ich besitze. Ich ließ mich auf meinen Sitzplatz, in die Mitte der Reihen, plumsen und holte meine Unterlagen raus und starrte auf den Platz neben mir. Wo steckt sie nur? :,, Wer kann mir sagen was wir letzte Stunde durchgenommen haben? Heather?" drang die Stimme des Professors zu mir. :,, Also... ich...es ging um..." Die Tür des Raumes wurde mit einem lauten Knall aufgeschlagen. :,, Es tut mir so leid für die Verspätung, Professor. Sie glauben gar nicht... "Page kam im perfekten Timing. Ihre roten Haare waren, vom rennen, ganz zersaust. Die Uniform, die sie trug war auf links gekrempelt, sodass die Nähte nach außen hin zu sehen waren. Zu allem Überfluss hatte sie noch verschiedene Socken an. Jeder sah sie an. Ich grinste. Ein seltener Anblick. :,, Miss Page Greenborg, würden sie es wohl für angemessen halten, ihre Uniform ordentlich und gemäß anzukleiden? "tuschelte der Professor. :,, Es tut mir so leid leid, Sir" gab Page kleinlaut zurück. :,, Nun denn. Setzen Sie sich bitte, damit ich mit dem Unterricht fortfahren kann. Davon profitieren Sie alle! "hob er die Stimme. Sie setze sich neben mich. :,, Klugscheißer. Als wenn er noch nie verschlafen hätte" zischte Page. Ich lachte. Page hat mir definitiv den Tag versüßt.

:,, Wartest du dann auf mich? " :,, Wie?" fragte ich. :,, Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?! Ich habe dich gefragt, ob du auf mich wartest, wenn ich nachsitze? "wiederholte Page sich genervt. Im Schein der Nachmittagssonne glänzten Page ihre Augen, in einem matten Grün. :,, Achso, entschuldige. Natürlich warte ich auf dich" gab ich zurück. :,, Was ist los Heather? Du bist seid Tagen woanders mit deinen Gedanken. " In Page ihrer Stimme, hört ich Besorgnis. Ich weiß es ja selber nicht. Wir Bogen gerade nach links ab, um durch den großen Garten zu gehen, der uns zur Cafeteria führte. Ich liebte Blumen. Sie haben etwas beruhigendes an sich. :,, Geh schonmal vor. Ich muss noch was erledigen "blockte ich ihre Frage ab. Noch bevor Page etwas erwidern konnte, drehte ich mich um und machte auf den Absatz kehrt und wartete, bis Page nicht mehr zu sehen war. Dann ging ich zurück zu der Stelle, wo ich sie habe stehen lassen und setzte mich auf eine Bank. Mitten in einem Rosengestrüpp. Perfekt. Ich ließ die warme Sonne auf meine blasse Haut scheinen und genoss den Moment der Stille. Bis ein Schatten auf mein Gesicht fiel :,, Wen haben wir denn da? ". Ich blinzelte und versuchte meine Augen zu öffnen, was mir durch die Sonne aber nicht gelang. :,, Oh. Mr. Deaton" gab ich von mir, als ich erkannte wer es war. Der Bibliothekar. Seine braunen gegelten Haare, glänzten im Schein der Sonne. Er hatte dieselbe Haarfarbe wie ich. Nur das meine mir bis zu den Ellenbogen reichte. :,, Hast du gar keinen Hunger? "er hielt mir ein belegtes Sandwich hin. :,, Nein, danke" :,, Heather, ich will dir ja nicht zu Nahe treten, aber du siehst sehr blass aus" :,, Das liegt am Frühling "log ich. :,, Du musst mich nicht anlügen, liebes" Er setzte sich neben mich. Ich grinste. Mr.Deaton war wie ein guter Freund für mich. Mit seinem weißen Hemd und der schwarzen Hose, hatte er etwas vertrautes an sich. Und ja. Ich vertraute ihm. Sehr sogar. :,, Ich bin weder jung noch alt. Aber mit 31 Jahren bin ich noch in der Lage zu sehen, wenn es einem nicht gut geht " versuchte er es nochmal. Ich überlegte fieberhaft. :,, Ich weiß auch nicht. Ich bin ständig müde, komme nicht mehr im Unterricht hinterher und ich habe dieses ständige Gefühl verfolgt zu werden. Kurz gesagt, ich bin von meinem Leben gelangweilt." platze ich heraus. Das tat gut. :,, Wow, für eine 16-Jährige hast du echt viele Probleme. Aber du sagtest du würdest dich verfolgt fühlen? Kannst du das genauer beschreiben?" Mr. Deaton zog die Augenbrauen zusammen, was ihn besorgt wirken ließ. :,, Das ist es ja. Ich kann es nicht. Es ist wie ein dunkler Schatten, der mich verfolgt. Aber nicht mein eigener Schatten, sondern wie einer, der nicht dazugehört. Ein zweiter Schatten" versuchte ich es zu beschreiben. :,, Merkwürdig, dass höre ich in Moment von vielen. Aber das hat bestimmt nichts zu bedeuten. Wenn du magst, komm doch später zu einem Tee in die Bibliothek vorbei, hm?" lenkte er ein. :,, Okay, ja" gab ich zurück. Ich war verwundert, als er aufstand und ging. Der hatte es ja eilig. Mühsam stand ich auf um in den Astronomiekurs zu gehen. Auf dem Weg dorthin, sah ich mir den Teil des Gebäudes vom Internat an. Es war abgelegen, kalt, farblos und dunkel. Wie ein dunkler Schatten. Wie mein Schatten.

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