Kapitel 17

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Die nächsten Tage und Wochen vergingen sehr langsam.
Ich ging wieder auf's Internat, in der Hoffnung, den versäumten Unterrichtsstoff wieder aufzuholen.
Und natürlich war ich das Gesprächsthema Nummer eins, im Internat.
Die Blicke und Gerüchte fingen an zu nerven, sobald ich mein Zimmer verließ.
Das einzige positive war, dass ich keine Geheimnisse vor Page haben musste, da sie sowieso alles wusste.
Und Deaton.
Dem vertraute ich seid dem Tag, an dem ich ihn das aller erste Mal zu Gesicht bekam.
Ich war wieder vollständig gesund und konnte wieder am Training teilnehmen.
Alles war wie vorher.
Außer das mit Larson.
Den habe ich seid dem tot, seiner Schwester, kaum noch gesehen.
Er wohnte, nach wie vor, bei den Maxwells.
Und er fehlte mir.
Larson hat sich von allem distanziert.
Sogar vom Leben.
Ich hoffe sehr, dass er bald wieder den kleinen Funken Hoffnung und Lebenswillen findet und zu uns zurück kommt.
An einem sonnigen Nachmittag, es war kurz vor Weihnachten, nahm Jaiden mich mit zu ihm nachhause.
Jaiden und ich machten einen Spaziergang, im Vorgarten und unterhielten uns.
,,Und immerhin wissen wir jetzt einiges über ihm, was wir vorher noch nicht wussten" sagte Jaiden, als wir über La Rocca zu sprechen kamen.
,,Warum liefern wir sie nicht der Polizei aus, damit sie ins Gefängnis kommen? Wie beim letzten Mal? Dann wäre alles vorbei" sagte ich.
,,Dass würde sie nicht aufhalten. La Rocca hat seine Leute überall.
Es wäre ein Teufelskreis, der sich immer und immer wiederholen würde.
Wir brauchen einen sehr guten Plan, um dem ganzen ein Ende zu bereiten"
erklärte er mir.
Ich sah auf einen kleinen Bach, der lila schimmerte und durch die Sonne spiegelte er alles wieder.
Schmetterlinge und Libellen flogen umher.
Vögel zwitscherten.
Und es war alles weit und breit weiß.
Der Schnee glitzerte in der Sonne.
Der Bach war kurz vorm zufrieren, was die ganze Umgebung noch schöner machte.
Ich hatte nicht bemerkt, wie Jaiden sich hinter mich gestellt hatte und mich, von hinten, an sich ran zog.
Sein warmer Atem kitzelte an meinem Ohr.
Beim ausatmen sah man kleine Wölckchen, die sich innerhalb von Sekunden auflösten.
,,Warum hast du eigentlich keine Angst, vor La Rocca und vor dem was noch kommen könnte?"
fragte ich ihn, nachdem wir eine Weile so dagestanden hatten.
,,Das Leben kann und sollte man an jedem einzelnen Tag genießen.
Es ist hierbei egal, ob der Tag mit Stress und Sorgen beladen war.
Wichtig ist, dass man immer auch das schöne findet.
Wer dieses sucht, der findet sie auch.
Wenn man sich dies jeden Tag sagt und danach lebt, kann das Leben sehr viel leichter werden.
Eine Hilfe ist es, wenn man zu bestimmten Zeiten des Tages an schöne Erlebnisse denkt.
Wie bei einem Ritual.
Diese Zeit sollte man sich auf jeden Fall nehmen.
Dann erst merkt man, welche Qualität das Leben hat.
Negative Gedanken werden auf diese Weise sehr schnell verschwinden" erzählte er mir.
,,Und ich bin ein guter Kämpfer" fügte er belustigt hinzu.
Er sah mich ganz lange an und in seinen Augen lag eine Gefülsmischung, die mich überwältigte: Hoffnung, Sehnsucht und eine solche Wärme, dass ich nichts anderes tun konnte, als ihn anzulächeln.
Seine Finger wanderten an meinem Arm hoch, was mir eine Gänsehaut bereitete.
,,Kann ich dich was fragen?"
flüsterte er und ich nickte.
,,Magst du mich?"
Ich grinste.
,,Ich mag dich nicht nur. Ich liebe dich sogar" gab ich von mir.
Fassungslos sah Jaiden auf mich herunter.
Ich konnte förmlich sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete.
Wie die Wörter bei ihm ankamen.
Wie er verstand, was ich da gerade gesagt hatte.
Er schluckte hart, einmal, zweimal.
,,Kannst du das bitte nochmal sagen?"
Nervös biss ich mir auf die Unterlippe.
Warum hatte ich bloß davon angefangen?
,,Ich denke du hast mich schon richtig verstanden.
Ich liebe dich.
Und es tut mir leid, davon angefangen zu haben. Ich dachte, du würdest das gleiche empfinden und desh..."
,,Du redest dich mal wieder um Kopf und Kragen"
Jaidens Zeigefinger lag auf meinen Lippen, hinderte mich am weitersprechen.
Sanft zog er mich an sich und hob mein Kinn an.
Ich verspürte ein ziehen im Bauch, als ich zu ihm hochsah, seinen Blick erwiderte.
Langsam kam seine Lippen näher und dann küsster er mich.
Küssten wir uns.
Noch nie hatte ich so empfunden wie jetzt.
Es waren nicht nur seine Lippen, die mit meinen verschmolzen.
Es war vor allem das Wissen, dass er so empfand wie ich.
Seine kräftigen Arme umschlangen meine Taille, unser Kuss wurde inniger.
Die ganzen Gefühle, die ich so lange zurückgehalten hatte, drohten mich zu überwältigen,von den Füßen zu reißen.
Hätte er mich nicht gehalten, wäre ich bestimmt zu Boden gegangen.
Ohne dass ich erklären konnte, warum, löste sich eine Träne aus meinem Augenwinkel und rollte langsam mein Gesicht entlang.
Jaiden unterbrach den Kuss und wischte vorsichtig den Tropfen weg.
,,Ist alles okay mit dir?"
fragte er leise.
Ich nickte, drückte mich fest gegen ihn und hauchte ihm einen kleinen Kuss auf den Mund.
,,Es ist mehr als perfekt"
Um uns herum, hatte es angefangen zu schneien und kleine Schneeflocken verfingen sich in Jaidens Haar.
Nach ein paar Minuten gingen wir rein, um eine heiße Schokolade zu trinken.
Als wir am Trainingsraum vorbei gingen, blieb ich stehen und warf einen Blick hinein.
Auf einem Tisch lag mein Katana.
Blitzartig sah ich La Rocca vor mir, der sein Schwert hob und dann...
,,Heather?"
Ich blinzelte ein paar Mal, um den Gedanken loszuwerden.
Verführerisch funkelte ich mit meinen Augen.
,,Meintest du nicht, du wärst ein ausgezeichnetr Kämpfer?"
sagte ich.
,,Ist das dein Ernst?"
Verzweifelt sah er mich an, während ich bereits den Raum betreten hatte.
Als ich mein Katana aufhob, sah ich dass es am Knauf beschädigt war.
Vermutlich ging es kaputt, als ich es fallen gelassen habe, im Kampf mit La Rocca.
,,Matthew wird es reparieren"
sagte Jaiden, der sich neben mich gestellt hatte.
Dennoch nahm ich es in beide Hände und richtete es auf ihn.
Dieser holte sich ein Schwert von der Wand und positionierte sich gegenüber von mir.
Mit leichten Bewegungen schlug ich ihm mehrmals sein Schwert aus der Hand.
Egal, was er tat, er kam nicht gegen mich an.
Ich war zu gut.
Nach mehreren Versuchen schlug ich ihm immer wieder aus der Hand.
Bei einem weiteren Angriff, drehte ich mich um die eigene Achse, sodasd Jaiden plötzlich hinter mir stand.
Er zog mich zu sich, drehte sich vor mir und gab mir einen Kuss, wobei er mir mein Schwert aus der Hand nahm.
,,Du hast betrogen"
hauchte ich ihm entgegen.
Er packte mich an der Taille und sah mir tief in die Augen.
Dann strich er mir mit der Hand über den Rücken und flüsterte
,,Nein, ich bin einfach ein ausgezeichneter Kämpfer"
Anschließend küsst er mich erneut.
Sein Kuss war zärtlich, als hätte er Angst etwas zerbrechliches zu zerstören.
Als wir dann in dem riesigen Wohnzimmer saßen, mit heißer Schokolade, fragte Jaiden mich
,,Hast du dir schon Gedanken über den Winterball gemacht?"
,,Was für einen Winterball?"
,,Auf dem du mich begleiten wirst"
Verblüfft sah ich ihn an.
,,Meine Eltern veranstalten jedes Jahr im Sommer und im Winter einen Ball.
Dort treffen dann andere Familienmitglieder und Mafias aufeinander, um sich auszutauschen und zu unterhalten"
erklärte er mir dann.
,,Und du willst das ich dich dorthin begleite?"
,,Dass hatte ich jedenfalls gehofft.
Von mir aus kannst du auch Page mitbringen"
,,Okay"
,,Also ja?"
,,Du hast mich nicht mal gefragt"
Ich grinste.
,,Oh, entschuldige bitte"
Jaiden stellte seine heiße Schokolade auf den kleinen Tisch ab und ging vor mir auf die Knie.
,,Liebe Heather Smith.
Würdest du mir die Ehre erweisen, mich auf dem Winterball zu begleiten?"
Belustigt sahen wir uns an.
,,Da meine Eltern sowieso nie Weihnachten feiern, spricht nichts dagegen.
Also ja.
Ja, ich will mit dir auf den Winterball gehen, Jaiden Maxwell"
Wir lachten beide.
Dann nahm ich sein Gesicht in meine Hände und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.
Zusammen saßen wir auf dem Sofa.
Jaidem hatte den Arm um mich gelegt.
Wir lauschten, dem Feuer im Kamin, was vor sich hin knisterte und tranken unsere heiße Schokolade.

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