Kapitel 30

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Wenn die Menschen nur das verstehen, was sie verstehen wollen und nicht das, was sie sollten, dann bleibt nichts anderes, als aufzuhören zu sprechen.
Es macht keinen Sinn mit Menschen zu diskutieren, die davon überzeugt sind, immer recht zu haben.

Meine Eltern waren ganz fest davon überzeugt, dass sie alles richtig machen würden.
Aber eine echte Familie würde mich nicht zu einer Entscheidung zwingen, um der es nicht mal wirklich um mich geht.
Sie haben einfach Angst, dass Jaiden ihre perfekte Tochter und die perfekte Welt ruinieren würde.
Aber er tut genau das Gegenteil.
Mit ihm fühle ich mich komplett.
Der Grund für die schlechten Noten, hatte schließlich nur was mit der Mission zu tun.
Aber das würden meine Eltern nie verstehen.
Selbst wenn ich es versuchen würde, ihnen alles zu erklären.
Das letzte was ich tun würde, wäre es, in die Kanzlei meines Vaters einzusteigen.
Genau das, was er will.
Jetzt wo ich mich quer stelle, stellen sie mich vor Entscheidungen.
Dabei vergessen sie, dass ich mich auch für jemand anderen entscheiden könnte.
Und das habe ich.
Die Maxwells.
Es war Samstagnachmittag.
Die Sonne schien hell und spendete sehr viel Wärme.
Wir gingen gemeinsam an der Küste Englands spazieren und genossen das zusammen sein.
,,Heather, erzähl mal was du nach dem Internat gedenkst zu tun"
forderte mich Matthew unerwartet auf.
Puh.
Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht.
,,Also wenn du noch keine Ideen hast, kannst du in unsere Mafia mit einsteigen.
Gebrauchen können wir dich auf jeden Fall.
Du bist eine ausgezeichnete Kämpferin und bewahrst immer einen kühlen Kopf"
witzelte er und zwinkerte mir anschließend zu.
,,Was er eigentlich damit sagen will, ist, dass wir sehr froh sind dich zu haben und das dir bei uns immer eine Tür offen steht"
korrigierte Avery ihren Mann.
,,Weißt du noch, als wir so jung waren und uns Nachts immer rausgeschlichen haben, um die Sterne zu beobachten?"
fragte Matthew Avery und sah sie dabei mit verträumten Augen an, als würde er alles nochmal Revue passieren lassen.
,,Ja, bis mich mein so großartiger Bruder, bei meinen Eltern verraten hat und ich einen großen Ärger bekommen habe?
Ja, daran erinnere ich nich vage"
lachte sie und sah gen Himmel, wo bereits die ersten Sterne zu sehen waren und die Sonne ihre letzten Strahlen in alle Richtungen zum Besten gab.
,,Aber jetzt gibt es niemanden der uns irgendetwas ruinieren würde.
Dein Bruder hockt hinter Gittern und wird sobald keinen freien Fuß auf unserem Grundstück setzen"
gab Matthew zu bedenken.
Daraufhin sah ich zu Jaiden, der meine Finger mit seinen verschränkte und mich mit sich, näher ans Meer, heranzog.
,,Wo sind eigentlich die kleinere Version von dir und Page?"
fragte ich nach einer Weile der Ruhe.
,,Die sitzen zuhause und verbringen etwas Zeit zusammen"
Ich zog die Augenbrauen hoch und grinste ins nichts.
,,Ist es so schlimm mit mir alleine zu sein?"
,,Nein, das ist es nicht.
Jedenfalls nicht solange ich trocken und unversehrt zurück ankomme, oder warum gehen wir immer näher ans Wasser?"
fragte ich ihn und deutete auf seine Füße, die bereits bis zu den Knöcheln im Wasser waren.
,,Komm schon, es ist gar nicht kalt"
,,Auf keinen Fall.
Ich gehe jetzt ganz bestimmt nicht mit meiner Kleidung baden"
murmelte ich.
,,Ich habe nichts dagegen, wenn du sie dir ausziehst"
lachte er mich an und ich gab ihmveinen kleinen Schubs, sodass er sich gerade noch aufrechterhalten konnte.
,,Was wenn ich dich dazu zwinge?"
fragte er mich dann.
,,Dann werde ich mich weigern"
sagte ich und hob entschlossen den Kopf.
Jaiden trottete wie in Zeitlupe aus dem Wasser und sprang auf mich zu.
Ich schrie auf und wollte gerade die Flucht ergreifen, als er mich am Handgelenk zu fassen bekam und mich auf die Schulter warf und rannte ziellos ins blau schimmerte Meer.
Im nächsten Augenblick waren wir beide in den Fluten verschwunden und kaltes Wasser schlug über unseren Köpfen zusammen, was mir in die Ohren floss und mich von einem Rauschen umgab.
Stille.
Dann hob ich meinen Kopf, um gierig nach Luft zu schnappen.
,,Ich dachte du lässt dich nicht von mir zwingen?"
,,Ach, sei doch leise"
raunte ich ihm zu und stahl mir einen Kuss von ihm, bevor ich mich umdrehte und den Himmel sah.
Er war in sämtlichen Farben, der Natur, gefärbt.
Gelb.
Rot.
Orange.
Lila.
Und ein tiefes und warmes Blau, was von dem glitzern der Sterne begleitet wurde.
Dieser Ort war so magisch, dass es sich gar nicht real anfühlte.
,,Wow"
entfuhr es mir und ich legte meine Arme um seine Schultern, so dass er mich an sich zog und wir aus dem Wasser gingen.
Als wir wieder Sand unter den Füßen hatten, merkte ich, dass es sehr kalt geworden war und zog die Schultern hoch.
,,Komm schnell , wir gehen zum Auto, da habe ich noch ein paar Klamotten von mir"
sagte er und wir rannten laut lachend zum Auto, während die Sonne nicht mehr zu sehen war.
Jaiden öffnete schnell den Kofferraum und holte einen Pullover heraus, den er mir reichte.
Erwartungsvoll sah er mich an.
,,Was?"
fragte ich.
,,Zieh dich um"
Ich drehte mich um und wollte mir gerade das kalte und nasse Zeug vom Körper streifen, als ich innehielt.
,,Weißt du, du könntest dich wenigstens aus Respekt wegdrehen und wegschauen"
sagte ich sarkastisch ubd hörte Gemurmel von ihm.
In Sekundenschnelle zog ich mich um, um anschließend zu bemerken, dass Jaiden nicht mal daran gedacht hatte, sich auch nur wegzudrehen.
Er kam auf mich zu und küsste mich mehrfach.
Der letzte Kuss war identisch mit dem Zeitpunkt, in dem die Sonne komplett verschwand und nun auch die Milchstraße zu erkennen war.
,,Komm, wir setzen uns ins Auto und warten auf meine Eltern"
,,Sind sie noch nicht zurück?"
fragte ich empört, da mir gar nicht aufgefallen war, dass wir uns voneinander getrennt hatten.
Als wir im warmen Auto saßen, kuschelte ich mich ins Jaidens Arms und spürte seinen warmen und gleichmäßigen Atem an meinem Hals,der mir Gänsehaut bereitete.
,,Schau mal da"
Er zeigte mit dem Finger auf zwei Personen, die Arm in Arm auf einem Felsen saßen und gemeinsam zum Horizont schauten.
Die Frau hatte den Kopf an die Schulter des Mannes gelegt und er hatte den Arm um ihre Schulter gelegt.
Matthew und Avery.
Bei diesem Anblick stiegen mir die Tränen in den Augen und an dem Bild, was sich mir bot, wusste ich, was wahre Liebe ist.

Die wahre Liebe ist ein fürsorgliches Miteinander, da braucht man keine Beteuerungen, keine Beweise, wahre Liebe beinhaltet nur wenige Worte...

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