Kapitel 19

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Hätte ich jetzt nicht gewusst wer sich hinter dieser Tür befunden hätte, hätte ich womöglich einen Herzinfarkt oder sowas bekommen.
Mein Herz raste wie wild.
Larson hielt mich umklammert und legte mir die Hand auf den Mund, damit ich nicht losschreie.
Vor der Tür hörte man gepolter und ein paar dumpfe Stimmen.
Dann gab es einen Knall und alles verstummte.
Dass einzige was ich hören konnte, war mein, immer noch, pochender Herzschlag.
,,Larson. Was zur Hölle ist hier los?"
versuchte ich in einem ruhigen Tonfall zu fragen.
,,Das sollte ich dir nicht erklären"
wimmelte er ab.
Ich sah ihn an und bemerkte, dass er tiefe Augenringe hatte und abgemagert war.
Als er merkte, dass ich ihn anstarrte, fiel ich ihm um den Hals.
,,Ich hoffe du hast eine gute Erklärung dafür, dass du dich Wochenlang nicht blicken gelassen hast"
Im selben Moment öffnete sich die Tür und Nelio stand in der Tür und gab uns ein Zeichen, das wir leise sein sollen und ihm folgen sollten.
Wir gehorchten und folgtem ihm einige Gänge hindurch, bis dann Treppen in den Keller führten.
Das Fest war noch in vollem Gange.
Und ich verstand immer noch nicht wohin wir eigentlich gingen und was hier los war.
Hier unten war es kalt und dunkel.
Es erinnerte mich an die Zellen, in denen Larson und ich Monatelang gefangen waren.
Auch Larson schien sich unwohl zu fühlen, denn er kam mir augenblicklich näher.
Ich fröstelte und kleine Atem Wölkchen bildete sich vor meinem Mund.
Nach ein paar Metern, der Stille, erreichten wir einen großen Raum.
In der Mitte stand ein Stuhl, auf dem der, eigentlich freundliche, Mann, saß.
In seinem Mund hatte er ein Tuch und seine Hände sowie Füße waren mit Seilen fixiert.
Nelio und Jaiden standen mit verschränkten Armen vor ihm und sahen sehr misstrauisch aus.
Larson und ich stellten uns zu ihnen.
,,Was ist hier los? Dieser Mann hat doch gar nichts getan"
gab ich von mir.
,,Doch, dass hat er. Wenn du, dass als nichts bezeichnest, dass er dich angefasst hat, dann weiß ich echt nicht, was für dich ein Grund wäre, jemanden zu fixieren"
gab Nelio von sich und zog eine Augenbraue hoch.
Der Mann sah mich an.
,,Er ist mit Sicherheit nur angetrunken"
versuchte ich mich herauszureden.
,,Nein, das ist er nicht, Heather. Jetzt sei doch nicht so naiv. Dieser Mann dort ist einer von den Männern, die zu La Rocca gehören. Und ich bin mir sicher, dass er aus einem bestimmten Grund hier ist und den werden wir gleich erfahren.
Und wenn nicht, dann werde ich die Mittel anwenden, die nötig sind, um ihn zum reden zu bringen"
schnaufte Jaiden.
Ich erstarrte.
Dieser Mann dort, der total harmlos aussah, sollte zu La Rocca gehören?
Das konnte ich nicht glauben.
Nein.
Auf keinen Fall.
Warum war er denn so freundlich zu mir gewesen?
Jaiden nahm den Mann, das Tuch aus dem Mund und wartete, dass er einen Ton von sich gab.
,,Ich stelle die Fragen und du antwortest. Solltest du dich weigern, wenden wir Gewalt an"
So kannte ich Jaiden gar nicht.
Und es machte mir Angst, dass er so besorgt war.
,,Ihr habt die kleine benutzt, um mich hier her zu locken?
Schlau von euch"
Der Mann sich mich erneut an.
Ich verstand kein Wort mehr.
,,Was meint er damit?"
Ich sah Nelio und dann Jaiden an.
Beide sahen zu Boden.
,,Es war wichtig, dass du heute Abend hier erscheinst, Heather.
Denn wenn du nicht hier gewesen wärst, wäre er auch nicht gekommen.
Und wir brauchen ihn, um herauszufinden, wie man La Rocca aufhalten kann und wo sie die anderen entführten hinbringen.
Uns war klar, wenn du kommst, würde La Rocca einen seiner Spione schicken, um dich und Jaiden zu beschatten.
Und wir konnten uns darauf vorbereiten, diesen Spion zu fangen"
erklärte Larson mir.
Jetzt verstand ich das allmählich.
Sie brauchten einen
Köder.
Mich.
,,Ihr habt mich als Köder benutzt?!"
Ich kochte vor Wut.
,,So ist das nicht, Heather.
Wir brauchten einfach eine spezielle Waffe.
Und du bist eben unsere Geheimwaffe.
Aber das macht dich noch lange nicht zum Köder"
versuchte Nelio mich zu beruhigen.
Ich warf den Brüdern einen giftigen Blick zu und zog mich im Raum zurück.
Der Mann amüsierte sich köstlich.
Und genau das sah Jaiden als sein Stichwort an und schlug dem Mann mit der Faust ins Gesicht.
,,Warum bist du hier?"
fragte er dann.
,,Den Teil mit La Rocca habt ihr schon verstanden.
Er schickte mich, um herauszufinden, ob ihr einen Plan gegen ihn schmiedet.
Und er wollte eine Bestätigung, ob Heather noch am Leben ist"
erzählte er.
,,Diese visuelle Bestätigung wird er ja nicht erhalten.
Er hätte sich wohl einen besseren Spion aussuchen sollen"
sagte Jaiden.
,,Und wo bringt ihr die anderen gefangenen hin?"
übernahm Larson das Wort.
,,Da, wo mam sie nicht finden kann"
Der Mann grinste wieder.
,,Manche Menschen sind mit einer solch herrlichen ignoranten Dummheit gesegnet, dass sie ihre eigene Lächerlichkeit nicht bemerken"
gab ich von mir.
,,Du hast ein vorlautes, kleines Mundwerk"
gab der Mann zu bedenken.
,,Nein, wenn Menschen eine sehr dumme Frage stellen, sehe ich es als meine menschliche Pflicht, eine sarkastische Antwort zu geben.
So, und jetzt sagst du uns, wo ihr die anderen Jugendlichen versteckt"
sagte ich sarkastisch.
,,Merkt euch meinen Namen.
Adrik.
Denn den werdet ihr vielleicht noch öfters hören"
Das war genug.
Ich griff nach dem Elektroschocker, den Jaiden in der Hand hielt und verpasste ihm ein paar kräftige Schläge.
Jaiden zog mich von ihm weg.
,,Eigentlich liegt die Antwort auf der Hand.
In deiner Hand"
Adrik deutete auf meine Hand.
Der Elektroschocker?
,,Elektrizität"
flüsterte ich.
,,Also hübsch und dazu auch noch schlau"
sagte Adrik und zwinkerte mir zu.
,,Warum sollten sie sie denn in ein Umspannwerk bringen?"
fragte Larson.
,,Scheinbar sind hier nicht alle so schlau wie du, meine Herzogin"
witzlete Adrik.
,,Nenn mich nicht so!"
knurrte ich.
,,Wir suchen unsere Opfer ganz genau aus.
Meistens beobachten wir sie Wochenlang und dann schnappen wir sie uns.
Als erstes behalten wir sie in diesen Zellen, wo ihr auch wart"
Er deutete auf Larson und mich.
,,Und wenn sie dann den Test bestehen, dann kommen sie in ein Umspannwerk"
,,Was müssen sie im diesen Test machen?"
fragte Nelio.
,,Das sucht sich der Boss meistens spontan aus.
Aber im größten Teil muss immer irgendjemanden seinen Kopf hinhalten"
,,Und warum bringt ihr sie in ein Umspannwerk?"
wollte Jaiden wissen.
,,Ich bin nicht befugt darüber Auskunft zu geben"
weigerte Adrik sich.
,,Das sollten sie aber tun"
Jaiden drehte sich grinsend zu mir um.
Ich nahm den Elektroschocker und verpasste ihm wieder ein paar Schläge.
,,Okay!"
gab Adrik sich geschlagen.
,,Wenn sie in dem Umspannwerk sind, wird beschlossen, ob sie Führungsqualitäten haben oder nicht.
Wenn ja, dann gehören sie zu uns.
Aber wenn nicht, dann töten wir sie"
Er war ganz außer Atem.
Tja.
Niemand legt sich mit uns an.
Aber dennoch überlegte ich, warum ausgerechnet in einem Umspannwerk.
,,Warum ausgerechnet dort?"
fragte ich dann.
,,Das ist doch klar.
Mit einem Stromschlag, kann man Menschen ganz leicht töten.
180 Volt reichen schon aus, um einen Jugendlichen zu töten"
Ich war sprachlos.
,,Wo befindet sich das Umspannwerk?"
,,Das sage ich euch nur über meine Leiche.
Und sowieso.
Finden werdet ihr es mit Sicherheit nie"
Jaiden gab ihm viele Stromschläge, aber Adrik gab nicht auf.
Also beließ Jaiden es dabei.
Jaiden und Nelio brachten ihn in den Kerker, während Larson Page und mich zurück ins Internat fahren wollte.
,,Wartet!"
Jaiden kam angelaufen.
,,Bleib heute Nacht bei mir"
flüsterte er mir ins Ohr.
,,Und Page?
Ich kann doch nicht..."
,,Sie kann auch hier bleiben"
sagte er und sah sie an.
Page strahlte über das ganze Gesicht.

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