Ich war fassungslos. Sie waren weg. Langsam versuchte ich mich zu beruhigen. Ich hätte darauf schon viel früher kommen sollen. Es lag doch wohl in der Hand, dass sie versuchen würden, über meine Eltern, an mich ranzukommen. Was soll ich denn jetzt machen? Ich schleppte mich zurück zur Tür. Als ich nach meinen Rucksack griff, fiel mir ein, dass ich nicht mal genügend Geld für die Rückfahrt hatte. Also ging ich in das Büro, meines Vaters und schnappte mir Geld aus der Urlaubskasse. Ich grinste. Es war doch lächerlich. Einen Urlaub, den es nie geben wird. Eine Welle von unbändiger Wut überkam mich. Ich würde ihnen nie wichtig genug sein, um mit ihnen in den Urlaub zu fahren. Geschweige denn fliegen. Aus einem merkwürdigen Grund, zog mich der Laptop, auf dem Tisch, an. Pf und wenn schon. Ich würde eh keine Informationen erhalten, da der Laptop mit einem Passwort versehen war. Dad bewahrt dort sowieso nur Unterlagen, von seinen Klienten, auf. Anwälte eben. Ich gab mir einen Ruck und verließ, ohne weiteres, den Raum. Unten angekommen sah ich auf die Uhr. 21.14 Uhr. Mit einem leeren Gefühl verließ ich das Haus. Wenn ich mich beeile, würde ich den Bus noch bekommen. Schnell legte ich den Schlüssel zurück in den Blumentopf und lief zur nächsten Bushaltestelle.
Ich hatte Schwierigkeiten meine Augen offen zu halten, meine Lider wurden schwer und ich hatte das Gefühl, als würden Tonnen auf mir lasten und mich in die Tiefe reißen. Umso mehr war ich erleichtert, als ich zurück im Ravenscourt Internat war. Es war bereits 00.31 Uhr. Im Zimmer angekommen, blieb ich erschrocken stehen. Jaiden saß auf meinem Bett und starrte aus dem Fenster. Wortlos legte ich meinen Rucksack in die Ecke und stellte mich vor ihm. Es sah so aus, als suchte er all die Antworten, auf seine Fragen, in den weiten des Universums.,, Ich habe mir Sorgen gemacht! " fing er an zu reden.,, Mir geht's gut" entgegnete ich. Jaiden starrte immer noch aus dem Fenster. Page atmete tief, im Hintergrund, ein. Ich drehte mich um. Ich hatte sie völlig vergessen.,, Sie haben meine Eltern ",, Das habe ich mir schon fast gedacht" Er zog tief die Luft ein und sah mich endlich an.
,,Und genau deshalb achte ich ganz besonders auf dich"
flüsterte er. Ich schwieg.,, Meine Eltern arbeiten bereits daran, deine Eltern ausfindig zu machen. Und solange sollten wir vorsichtig sein. " Er stand auf und stand ganz dicht vor mir. Er war deutlich größer als ich.,, Das sollten wir wohl" flüsterte ich.Jaiden kam noch einen Schritt näher. Er nahm meine Hand und sah mir in die Augen. Mein Herz schlug Purzelbäume und mein Atem wurde schneller. Das schien er zu merken, denn er grinste und ließ von mir ab.
,, Gute Nacht, Heather " Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und ließ mich grinsend zurück. Ich zog mein Piyama an und legte mich ins Bett. Aber erneut fiel ich in einen unruhigen Schlaf.
Ich hatte großes Glück, da nun Wochenende war und ich den Schlaf, der mir fehlte, nachholen konnte. Und genau das tat ich. Ich machte nichts, außer das Wochenende durchzuschlafen. Die darauffolgenden Tage, nahm ich kaum war. Ich war wie in Trance. Aber was ich deutlich wahrnahm, waren Jaiden und Nelio. Sie waren ja auch nicht zu übersehen. Egal, wo ich hinsah, sie waren immer in unmittelbarer Nähe. Manchmal auch nur einer von ihnen. Sie folgten mir mir durchs Internat und in die Kurse. Sie hatten ihren Unterricht so verlegt, dass er mit meinem stattfand. Es wurden immer zwei Klassen von einem Lehrer unterrichtet. Die Krönung war aber, wenn sie mir bis zur Toilette oder ins Zimmer folgten. Sie taten ja so, als wenn mich ein Massenmörder in Einzelteile zerlegen wolle. Dennoch hatten sie etwas beruhigendes an sich. Sie gaben mir Halt und Schutz. An einem sonnigen Tag verabredete ich mich mit Page im Garten. Es war an der Zeit, ihr alles zu erzählen. Wir gingen zu einem kleinen Teich, in dem kleine flauschige Küken schwammen und Frösche quakten. Zusammen saßen wir im Gras und aßen Waffeln und Blaubeermuffins. Und dann erzählte ich meiner Besten Freundin alles, was sie verpasst hatte. Als ich fertig war sah sie mich ungläubig an und ihre Kinnlade fiel runter. Page sah so aus als hätte ich ihr soeben erzählt, dass der Junge, der gerade an uns vorbeigelaufen ist, sich in ein pelziges Monster verwandeln würde. Jaiden saß am anderen Ende des Gartens und beobachtete mich. Immerhin gab er mir den
" Freiraum" und die Privatsphäre die ich brauchte. Nelio gesellte sich zu ihm.,, Und was machst du jetzt? " fragte Page.,, Gar nichts. Jaiden meinte er arbeitet dran"
,, Heather, du willst mir jetzt ernsthaft weiß machen, dass du diesen fremden Jungen dein Leben und das Leben deiner Eltern in seine Hände legst? Du bist naiver als ich dachte. Ich meine du kennst ihn nicht mal ". Da war sie wieder. Die Page, die immer alles hinterfragte und allem skeptisch gegenüber trat.
,, Ich weiß nicht, was ich sonst tun soll, Page" gab ich kleinlaut von mir.,, Egal was, rufe von mir aus die Polizei! Aber du weißt ja nicht ob du ihm trauen kannst. Und ein guter Aufpasser scheint er ja wohl auch nicht zu sein " Ich folgte ihrem Blick, zu der Stelle, an dem Jaiden und Nelio eben noch saßen. Sie waren weg.,, Mhm" machte ich nur. Sie konnten nicht weg sein. Ich konnte diesen Schatten schließlich immer noch spüren. Außerdem würden sie mich doch nicht alleine lassen. Aber Page hatte recht. Konnte ich ihnen wirklich trauen? Plötzlich wusste ich, mit wem ich darüber reden sollte. Ich wusste genau, was zu tun war.
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Alles, was ich sehe
Romance'' Ein Schiff, das im Hafen steht ist sicher. Aber dafür werden Schiffe nicht gebaut " Genau sowas muss sich Heather täglich anhören. Sie hat immer diesen Druck, genug für jeden und alles zu sein. Und dieses beklemmende Gefühl, wird stätig größer. I...