Kapitel 36

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,,Wen wollen sie denn bitte auf den Arm nehmen?"
lachte ich lauthals und hörte erst auf zu lachen, als mein Bauch anfing zu schmerzen.
,,Heather.
Mir fällt, dass hier gerade nicht leicht und deshalb bitte ich dich um etwas mehr Empathie"
sagte er betont ruhig und langsam.
William schaute seinem Vater ins Gesicht.
Pablo befreite seinen Sohn, von den Fesseln und schenkte ihm eine väterliche Umarmung.
Dann drehten sich beide zu mir um.
,,Wir sollten jetzt wirklich reden"
sagte William und legte den Kopf schief.
Sie meinen das ja total ernst.
Aber worüber sollen diese Menschen mit mir reden wollen?
Pablo öffnete die Kellertür und machte eine Geste, die mir zeigte, dass wir nun aus dem stickigen Keller gehen würden.
Gepflegt langsan gingen wir die Treppen hoch und dann sah ich das Schlachtfeld.
Ich stieß einen Schrei aus.
Überall war Blut und es lagen überall Menschen auf dem Boden.
Ich schlug mir mit der flachen Hand auf den Mund, um den kommenden Würgereiz herunterzuschlucken.
,,Heather!"
rief Page und winkte mir zu.
Ich wollte gerade auf sie zulaufen, als mich jemand am Arm zurückzog.
,,Du kannst hinterher auch noch zu deinen Freunden gehen"
meinte Pablo.
Mit diesen Worten zog er mich hinter sich her, aber er passte genau darauf auf, dass er mich nicht verletzte.
Merkwürdig.
Dennoch wollte ich mich wehren und losreißen, aber der stumpfe Schmerz in meinem Bauch ließ keine ruckartigen Bewegungen zu.
Wir verließen das Schloss und gingen auf ein rotes Auto zu.
Sie werden mich doch wohl nicht von hier wegfahren?
Doch bevor ich den Gedanken verfolgen konnte, saß ich bereits im Auto und hörte wie die Autotüren verriegelt worden.
Panisch rüttelte ich am Türgriff und klopfte gegen die Scheibe.
,,Wir fahren nicht weg.
Bitte beruhige dich wieder"
William saß mit mir hinten auf der Rückbank und legte mir eine Hand auf die Schulter, die ich abwimmelte.
Pablo war nirgends zu entdecken.
,,Wo ist dein Vater?"
,,Er geht Larson holen"
,,Was?
Wieso denn Larson?
Er hat doch überhaupt nichts damit zu tun"
stieß ich erschrocken aus und spürte wie sich der Schmerz weiter ausbreitete.
,,Da wäre ich mir nicht so sicher"
Ich atmete scharf die Luft ein.
,,Sag mal.. Hast du Schmerzen?"
fragte mich ein besorgter William.
,,Kann dir doch egal sein"
Die Autotür wurde aufgerissen und Larson fand neben mir Platz.
,,Was zur Hölle soll das?"
meckerte er ebenfalls, wie ich zuvor.
Aber als er mich sah, genügte es um ihn wieder zu beruhigen.
,,So.
Jetzt können wir endlich reden.
Geht es euch gut?"
wendete sich Pablo an uns, der vorne am Fahrerplatz saß.
,,Ob es uns gut geht?
Ob es uns gut geht?!
Wir wurden gerade gegen unseren Willen in dieses Auto gezerrt und ich sehe keinen triftigen Grund, um hier zu sitzen?"
keifte Larson.
,,Ich werde euch ja jetzt erzählen, wieso"
,,Da bin ich ja mal gespannt"
Pablo sah William ernst an und atmete tief durch die Nase, um dann endlich etwas Sinnvolles zu sagen.
,,La Rocca ist ja mein Bruder, wie ihr wisst und er hatte immer ein Ziel"
,,Ja, mich und meinen Freund zu töten"
meinte ich.
,,Nein.
Er wollte lediglich deine Eltern zu uns locken.
Aber dabei hat er es wohl etwas übertrieben und es hat von Anfang an nicht funktioniert"
Ich schluckte schwer und griff schutzsuchend nach Larsons Hand.
Als ich sie ergriff rückten wir näher zusammen.
,,Aber er wollte nie deine Eltern dafür töten, dass sie uns hinter Gitter gebracht haben, sondern weil sie unsere Familie zerstört haben"
,,Sie haben dem Verbrechensschaufenster jedeglich einen Strich durch die Rechnung gemacht"
protestierte ich.
,,Nein, sie haben uns ein Familienmitglied genommen, weil sie nie die Familie sein konnten, die sie sind"
,,Was?"
,,Sie haben uns unsere Tochter und unseren zweiten Sohn genommen.
Sie haben uns nur William gelassen.
Aber diese beiden Geschwister sind noch am Leben"
,,Und warum haben sie sie euch weggenommen?"
fragte Larson jetzt neugierig.
,,Weil eure Eltern keine eigene Kinder bekommen können und weil sie der Auffassung waren, dass es meinen Kindern schlecht geht.
Ihr müsst wissen, dass wir immer auf See waren, mit unserem Schiff.
Es verging kaum ein Tag, an dem wir nicht auf See waren.
Und das war deinen Eltern damals ein Dorn im Auge.
Dabei waren sie unsere besten Leute auf dem Schiff und dann waren sie plötzlich verschwunden, mit unseren Kindern"
Mir wurde schlagartig übel und ich hatte einen Kloß im Hals.
,,Was meinen sie damit, dass meine Eltern keine Kinder bekommen können?"
fragte ich mit gebrochener Stimme.
Larson drückte meine Hand etwas fester.
,,Deine Mutter ist unfruchtbar"
,,Wie heißen eure Kinder denn?"
Jetzt schwieg Pablo und William sah aus dem Fenster, um Blickkontakt zu vermeiden.
,,Larson und...und Heather"
Wir sahen ihn völlig entgeistert an.
,,Nein"
sagte ich.
,,Ich habe mir schon gedacht, dass ihr mir nicht glauben werdet, deshalb habe ich diese hier"
Er hielt uns zwei Geburtsurkunden hin.
Meine und die von Larson.
Dort stand es schwarz auf weiß.
Heather Smith.
Leiblicher Vater Pablo La Rocca.
,,Aber meine...meine Eltern?
Sie können..."
,,Sie haben euch zwei getrennt, Heather.
Du bliebst bei ihnen, um ihre Kanzlei zu übernehmen und Larson kam zu völlig fremden Menschen.
Ihr wart nie ihre Kinder.
Ihr gehört zu mir und William"
erklärte Pablo mir.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
La Rocca wollte mir nie etwas Böses.
Meine sogenannten Eltern waren Piraten und waren hier die Bösen.
Jetzt wurde es mir klar.
,,Deshalb wollten sie, dass ich nicht mehr auf das Intetnat gehe.
Sie wussten, dass ich Larson kennen lernen würde.
Jaiden war nie der Auslöser...
Sie wollten verhindern, dass ich herausfinde, wer meine wahre Familie ist"
Pablo nickte eifrig.
Mir fiel es immer schwerer zu atmen.
Mein Brustkorb schnürte sich zu und mir wurde schlecht.
Alles drehte sich.
Ich riss die Autotür auf und fiel direkt hinaus, um mich zu übergeben.
Das war zu viel.
Jaiden kam direkt auf mich zugelaufen.
,,Heather?
Was haben sie mit euch gemacht?"
Er kam zu mir runter, um mir sanft über den Rücken zu streicheln.
Larson war ebenfalls herausgekommen und war kreidebleich.
Fast Grün.
Er ließ sich neben mir auf die Knie fallen.
Jaiden wollte auf Pablo losgehen.
,,Nicht"
schrie ich.
,,Er...er hat nichts getan.
Er ist mein Vater"
kam mir der Satz gerade noch so über die Lippen.
,,Was?"
fragte jetzt auch Page, die dazu gekommen war.
Dann spürte ich nichts mehr.
Mir fielen die Augen zu und mich verschluckte die Dunkelheit.
Mein Leben ist eine Lüge.
Eine Lüge, die ein Leben trägt, ist besser, als eine Wahrheit, die dein Leben zerstört.
Aber eins wird mir klar.
Ich.
Habe.
Mein.
Zuhause.
Gefunden.

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