Kapitel 4

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Vor mir stand ein völlig fremder Mann. Er war ziemlich klein und pummelig. Er hatte einen schwarzen Anzug an und auf der Nase trug er eine Nickelbrille. So sah er eher aus wie ein Bankmann. Ich konnte mich nicht erinnern, diesen Menschen schonmal gesehen zu haben.,, Wieso sollte ich von jemanden überrascht sein, den ich nicht kenne? "schnauzte ich den unbekannten an.,, Die große Klappe scheinst du von deinem Vater zu haben, hm?" Mein Dad?,, Das geht sie gar nichts an"konterte ich.,, Das wird es noch. Und solange hast du genügend Zeit darüber nachzudenken. Wir zwei hübschen reden später nochmal" Er kam ein paar Schritte auf mich zu. Ich konnte seinen warmen Kaffee Atem förmlich riechen.,, Vielleicht sollte ich dir eine kleine Motivation geben, die dir hilft dich an mich zu erinnern. Was würde denn deine kleine Freundin Page dazu sagen, wenn sie erfährt, dass ihrer Freundin etwas zugestoßen ist? " Er beugte sich zu mir runter.,, Halten sie Page daraus!" zischte ich. Der Fremde lachte gehässig. Ich könnte ihm jetzt direkt ins Gesicht spucken. Kaum hatte ich den Gedanken zueende gedacht, da war es auch schon passiert. Volltreffer. Seine Augen sahen mich voller Hass an.,, Mutig, Mutig" Er lachte laut und wendete sich von mir ab. Er gab den anderen Männern, im Raum, ein Zeichen und sie verschwanden alle aus dem Raum. Der Dicke, mit der Nickelbrille, warf mir noch einen Blick zu, ehe auch er aus dem Raum verschwand. Ich war alleine. Endlich. Ich sah mich um. Es war hier drinnen ausgesprochen groß. Das einzige was im Raum war, war ich. Der Raum war kalt und gelbliches Licht zierte den Raum. Ich vermutete, dass ich in einem Keller war. Hinter mir war ein kleines Fenster. Es war geöffnet. Bingo! Ich müsste mich nur von den Fesseln befreien und dann...,, Psst! Hier oben! " erklang eine kaum wahrnehmbare Stimme. Ein Junge kletterte durch das kleine Fenster. Er hatte langes braunes Haar, das ihm in die Stirn fiel. Seine Augen sahen mich an. Blaue Augen. Ich hatte diese Augen schonmal irgendwo gesehen.,, Keine Zeit für Erklärungen "flüsterte er. Er zog einen spitzen Dolch und fing an mich von den Fesseln zu befreien. Als er es geschafft hatte, sprang ich auf und lief zum Fenster. Der unbekannte Junge half mir, mit einer Räuberleiter, aus dem Fenster. Ich wollte mich gerade umdrehen, um ihm zu helfen. Doch er stand bereits Kerzengerade vor mir und grinste mich breit an.,, Los,komm!"er griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her. Wir irrten um das große Gebäude herum.,, Weißt du, wo du lang läufst?" fragte ich ihn schwer atment.,, Du würdest dich wundern "keuchte er. Wir rannten immer weiter. Ich merkte wie mich meine Kraft verließ. Ich stolperte über meine eigenen Füße und verlor das Gleichgewicht. Doch zwei große Hände packten mich an die Taille und hielten mich fest. Als ich wieder das Gleichgewicht fand, drehte ich mich um und sah in Jaidens blauen Augen. Ich entspannte mich sofort.,, Jetzt beeilt euch schon! "rief der Junge. Jaiden zog mich mit sich und mitten auf dem Waldweg stand ein graues Auto. Der, mir immer noch unbekannte Junge, hielt mir die Tür auf und ich kletterte auf den Rücksitz. Jaiden stieg ein, startete das Auto und raste los. Wir schwiegen eine Weile.,, Woher wusstest du, wo ich bin? " fragte ich Jaiden.,, Ich verfolge dich schon eine Weile" gestand er,während er die Straße fixierte. Deshalb der Schatten. Deshalb das Gefühl verfolgt zu werden. Das erklärte alles.,,Und wer bist du? "fragte ich den Jungen neben mir.,, Mein kleiner Bruder" kam Jaiden ihm zuvor.,, Nelio Maxwell " stellte er sich vor. Deshalb kamen mir seine Augen so bekannt vor.,, Danke, Nelio" sagte ich.,, Kein Problem, war ein Kinderspiel. Ich hätte es locker mit einen von denen aufnehmen können "sagte Nelio überzeugt von sich.,, Mit seinen 15 Jahren ist er ganz schön überzeugt von sich" erklärte Jaiden mir. Ich lachte.,, Wer waren diese Männer? " platzte ich heraus. Jaiden zögerte.,, Also, wir sind so eine Art Gruppe",, Deine Familie?",, Ja, richtig" Jaiden sah Nelio im Rückspiegel an. Doch dieser wich seinem Blick aus.,, Wir erledigen Sachen,die uns andere auftragen "versuchte er zu erklären.,, Deine Familie ist eine Mafia?!" fragte ich mit großen Augen.,, Sozusagen"flüsterte Jaiden Gedankenverloren. Schweigen.,, Aber wir gehören zu den guten, Heather. Wir tun niemandem etwas. Aber diese Leute, die du heute kennengelernt hast. Das sind die bösen.",, Kanntest du diese Leute? "fragte ich.,, Ich bin mir nicht sicher. Die Geschwister von meinen Eltern gehören nicht zur guten Sorte, weißt du. Es kann sein, dass sie es waren. Aber ich habe niemanden gesehen. Es könnte jeder gewesen sein" Jaiden sagte dass mehr zu sich selbst, als zu mir.,, Und was habe ich damit zu tun? "fragte ich.,, Das wissen wir noch nicht" gestand Jaiden. Es war inzwischen dunkel, als wir das Internat erreichten. Der Mond stand hell leuchtend am Himmel. Wie in Trance schleppte ich mich hoch ins Zimmer und legte mich aufs Bett. Meine Gedanken überschlugen sich. Im Hintergrund hörte ich Page friedlich atmen. Ich starrte an die Decke, bis meine Lider schwer wurden und ich in einen unruhigen Schlaf fiel.

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