Kapitel 37

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Habe keine Angst, das gute aufzugeben, um das Großartige zu erreichen.
Seit dem Larson und ich herausgefunden haben, dass wir zu La Rocca gehören, ist alles anders geworden.
Wir halten alle mehr zusammen und kaum einer lässt den anderen aus den Augen.
Aber ich konnte dass alles noch immer nicht fassen.
Ich gehöre zu La Rocca, der nie böse Absichten hatte?
Nein.
,,Jetzt zieh doch nicht so ein Gesicht, du musst ja nicht mit ihnen kommunizieren"
sagte Page.
Die Gute hatte ja leicht reden.
,,Ja, muss ich nicht, aber ich weiß nicht, ob es so bleiben soll, wie es ist"
,,Ist es denn nicht gut so?"
,,Nein, Page.
Dass kann ich nicht auf mir sitzen lassen"
,,Was willst du denn tun?
Du hast die Wahl zwischen drei Familien.
Den Maxwells, die Smiths und die La Roccas"
,,Jetzt sei doch nicht so halbschlau.
Du weißt genau, dass ich bei Jaiden am besten aufgehoben bin.
Aber ich habe noch ein paar Fragen, die mich nicht in Ruhe lassen"
Page sah mich mit ihren großen Waschbärenaugen an, als würde sie darauf warten, dass ich gleich eine Zeitmaschine oder eine Bombe aus meiner Tasche hervorzauber.
,,Naja, da wäre zum Beispiel, wieso hat mich mein Onkel fast getötet, wenn ich doch zu ihm gehöre?"
,,Ich denke, dass kannst du ihn nur selber fragen"
mischte sich William plötzlich ein.
,,Halt die Klappe, keiner hat dich gefragt"
schnauzte Page ihn an.
Ich hob abwehrend die Hand.
,,Nein.
Nein.
Er hat doch recht.
Wer kann mir besser diese Frage beantworten, als er selbst?
Ich fahre nach der Schule ins Pentonville Gefängnis"
,,Bist du von allen guten Geistern verlassen?!"
Jetzt sah Page mich so an, als hätte eher sie einen Geist gesehen.
Wortlos stand ich auf, gab Page einen Kuss auf die Wange und klopfte William, beim vorbeigehen, auf die Schulter.
,,Toll gemacht.
Jetzt hast du ihr die Flausen in den Kopf gesetzt"
hörte ich Page noch sagen.
Schnurstracks verließ ich den Garten und machte mich direkt auf den Weg zur Bushaltestelle.
Für mich hatte es eh keinen Zweck mehr in den Unterricht zu gehen.
Konzentrieren würde ich mich ja sowieso nicht.
Es war ein nebeliger Tag, der noch Regen versprach.
Nach kurzer Zeit stieg ich in den Bus ein, um anschließend am Bahnhof wieder auszusteigen.
Jetzt würde ich mir einfach ein Taxi bestellen.
Es würde gut zwei Stunden dauern, bis ich da bin.
Aber während der Fahrt schrieb ich Jaiden eine Nachricht, damit er sich keine Sorgen machte.
Aber das war ein fataler Fehler.
Nach wenigen Minuten rief er mich an.
Mehrmals.
Fest entschlossen schaltete ich das Handy einfach aus.
,,Na, dass muss ja wichtig gewesen sein"
Entschuldigend lächelte ich ihm zu.
Ich sah aus dem Fenster.
Es hatte bereits angefangen zu regnen.
Die dunklen Wolken, tauchten die Landschaft in eine ungemütliche Dunkelheit.
Als ich für einen kurzen Moment die Augen schloss, hörte sich der Regen, wie Applaus an.
,,So, da wären wir nun.
Das macht dann glatte 85 Euro, bitte"
Entsetzt sah ich ihn an.
,,Oh nein.
Bitte sagen sie mir nicht, dass sie den Betrag nicht zahlen können"
Der Taxifahrer sah mich panisch an.
Darüber hatte ich in der Tat noch nicht nachgedacht.
,,Doch , doch.
Schicken sie die Rechnung einfach an Isabelle und Flynn Smith.
Ich bin mir sicher, dass sie ihnen sogar ein großzügiges Trinkgeld spendieren"
Meine Adoptiveltern werden wohl gegen eine kleine Geste, der Freundlichkeit nichts einzuwenden haben.
Als ich den Wagen verließ, war ich binnen weniger Sekunden durchnässt und meine Uniform klebte an mir, wie eine Schutzhülle.
Vor mir erstreckte sich dunkel und ungeheuer groß, die Anstalt.
,,Lass die Angst nicht dich kontrollieren, sondern du sie"
hörte ich die Stimme von Matthew an mir vorbeiziehen, wie ein kleiner Windstoß.
Also sammelte ich den ganzen Mut zusammen, den ich aufbringen konnte und ging hinein.
Direkt vor der Tür stand ein dicker Mann, der wohl zum Sicherheitsdienst gehörte.
,,Wo willst du klein geratenes Ding denn hin?
Weißt du nicht, wo du dich befindest?"
maulte er mich direkt an
,,Ja, ich bin durchaus in der Lage zu sehen, wo ich bin.
Auch wenn ich nur ein klein geratenes Ding bin"
,,Nadann.
Wen willst du denn besuchen?
Mami oder Papi?"
,,La Rocca"
,,Vorname?"
,,Weiß ich nicht"
Mit hochgezogenen Augenbrauen warf er mir einen genervten Blick zu.
,,Kleines, so funktioniert dass hier nicht.
Ich brauche schon Fakten, um dich zu diesem La Rocca durchzulassen.
Hier sind um die 2500 Insassen, da weiß ich doch nicht, wer dieser La Rocca ist"
Ihm liefen Schweißperlen die Stirn herunter.
,,Ich frage mich, ob sie überhaupt etwas wissen und jetzt lassen sie mich rein"
,,Also schön, bevor wir hier noch Wurzeln schlagen, komm mit.
Ach, und lege deine Wertsachen bitte in diese Schachtel dort"
gab der dicke Sicherheitsmann sich endlich geschlagen.
Ich nahm mein Handy aus der Tasche und legte es behutsam, in die Box.
Aber ich würde meinen Gürtel unter keinen Umständen abnehmen.
Hier wusste sowieso niemand, dass es eigentlich eine gefährliche Kriegswaffe ist.
,,So, im System steht, dass er in Zelle 2.09 untergebracht ist.
Um ehrlich zu sein frage ich mich, was du von dem willst.
Der ist gefährlich"
,,Dann hören sie auf Fragen zu stellen und bringen mich zu ihm"
Wir nahmen einen Personalaufzug, der uns in den zweiten Stock führte.
Hier war das Licht flackernd gelb, was mir Kopfschmerzen bereitete.
,,Warte hier"
meinte der dicke Kerl und schloss die Zelle , mit einer Schlüsselkarte auf.
Nach ein paar Minuten durfte ich eintreten.
Die Zelle war Stockdunkel, bis auf eine Kerze die auf dem Tisch stand und ihr warmes Licht im Raum verteilte.
Die Zelle war sehr klein.
Hier war nur ein Bett an der rechten Wand, ein kleiner Tisch in der Mitte und eine Toilette in der linken Ecke.
,,Heather, schön dich zu sehen"
sagte eine veraltete raue Stimme.
La Rocca lag auf dem Bett und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt.
Einer der Gefängniswärter stand vor der Tür und sah starr geradeaus.
,,Steht dir gut.
Die Uniform"
sagte ich, als ich die rote Kleidung sah, die La Rocca trug.
Er richtete sich auf und kam näher an mich heran.
Als das Kerzenlicht sein Gesicht in ein helles Licht warf, sah ich ihn an und erschrack.
Er hatte tiefe Augenringe und die Augen waren tief in ihre Augenhöhlen gefallen, er war unrasiert und sein kompletter Körper war nur noch ein wandelndes Skelett.
,,Was willst du hier, Heather?"
seufzte er.
,,Ich habe eine Frage"
Neugierig hob er den Blick.
,,Du weißt es"
stellte er fest.
,,Ja, ich weiß alles und deshalb wüsste ich auch gerne, warum du versucht hast, mich zu töten?"
La Rocca kehrte mir den Rücken zu und sah an die schwarze Wand.
,,Weißt du.
Wir waren einst Seemänner.
Mein Bruder, William, die Maxwells und deine Eltern.
Es war wirklich schön, viele Teile der Welt zu sehen.
Aber als deine sogenannten Eltern Larson und dich entführten, haben wir Jahre damit verbracht, euch zu finden.
Als wir euch fanden, musste ich dich, als Vorwand nehmen, um deine Eltern zu uns zu führen.
Sie sollten sehen, was sie zerstört hatten.
Also verbrachte ich damit eine neue Armee zusammen zu führen.
Pablo hielt davon nichts.
Und als wir gegeneinander gekämpft haben, war ich so in einem Rausch.
Ich hatte das erste Mal die Kontrolle über mich verloren.
Deshalb habe ich dich tödlich verletzt.
Ich wusste nicht, was ich da tat.
Ich wollte Flynn und Isabelle, die Zeit lassen, die sie brauchten, um euch zu sagen, wer ihr wirklich seid.
Aber als es zu lange dauerte, nahm Pablo das selbst in die Hand"
Nachdem er fertig war, drehte er sich wieder zu mir um.
,,Weißt du, es ist gut, dass ich hier bin.
Hier lerne ich die Kontrolle zu wahren, die ich brauche.
Aber wenn ich eins könnte, dann wäre es wieder auf blauer See zu sein.
Das endlose blaue Meer, die Tiere die in den tiefen versteckt sind, die Inseln, die Schätze, die Songs die wir Abends sangen und dazu ein wahres Festmahl aßen.
Nichts auf der Welt ist schöner, als die Freiheit"
Ich musste mit den Tränen kämpfen.
Jetzt empfand ich Mitleid mit ihm.
Er wollte nie etwas böses...
,,Du verrottest hier drin"
Ich schluckte schwer.
,,Das ist die Strafe meiner Taten, Heather.
Aber auch das geht wieder vorbei"
Ich nickte und wollte die Zelle verlassen.
,,Heather?"
,,Ja?"
,,Fang an, uns zu vertrauen"
Ich schwieg und ließ mich hinausführen.
,,Welchen Teil von lass mich rein, hast du nicht verstanden!?"
Am Empfang war ein Streit in vollem Gange.
,,Freundchen, ich kann dich nicht einfach durchlassen"
,,Jaiden?"
rief ich, als ich sah wer dort vorne lauthals diskutierte.
Er rannte auf mich zu und nahm mich in seine Arme.
,,Was hast du dir dabei gedacht?"
,,Es ist doch nichts passiert.
Er ist nicht gefährlich"
,,Bitte mache nie wieder solche Alleingänge, hörst du?
Ich hatte richtig Angst um dich"
Er nahm mein Gesicht in die Hände und gab mir einen Kusd auf die Stirn.
,,Komm, wir fahren zurück.
Unsere Gastfreundschaft wird hier ja nicht wertgeschätzt"
rief er laut in die Richtung der Sichetrheitsmänner.
Dann gingen wir zu seinem Auto.
Jetzt würden wir nachhause fahren.
Manche Menschen merken erst wie sie mit anderen Menschen umgehen, wenn sie selbst so behandelt werden.
Und manche Menschen sehen oft zu spät ein, wie sehr sie geliebt wurden, wie vergesslich und undankbar sie waren...
Und wie groß das Herz war, das vorhatte ihnen für immer Treu zu bleiben.

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