Kapitel 25

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Ich sah aus dem Fenster und überlegte, was in den letzten Stunden alles passiert war.
Ich verschränkte meine Beine zu einem Schneidersitz und sah in die Sonne und ließ die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht Wärme verbreiten.
Matthew und die anderen Anhänger haben La Rocca und seine Komplizen ins Gefängnis gebracht und eine Aussage gemacht.
Wir alle haben eine Aussage machen wollen.
Dann waren wir ins Krankenhaus gefahren und haben Castor abgeliefert und Nelio hat sich untersuchen lassen, da ihn der Stromschlag, im Umspannwerk doch ziemlich mitgenommen hatte.
Aber er musste nicht dortbleiben und konnte mit uns zurückfahren.
Es war bereits Nachts.
Und ich denke, dass keiner von uns, morgen, ins Internat gehen würde.
Als der Van endlich hielt, stieg ich erleichtert aus und freute mich auf eine warme Dusche und dass ich anschließend einfach ins Bett fallen konnte.
Page würde auch über Nacht hierbleiben.
Genug Zimmer standen ja zur Verfügung.
Aber in mir kam die Vermutung auf, dass sie sowieso zu Larson gehen würde.
Ich genießte die Dusche.
Langsam ließ ich das Wasser über mein Gesicht prasseln und konzentrierte mich ausschließlich nur auf die Wärme, mit der sich mein Körper füllte.
Anschließend gab mir Jaiden ein paar Sachen von ihm, die mir entschieden zu groß waren.
Ich legte mich in sein Bett und merkte, wie er sich von hinten näherte und die Arme um mich schlang.
Aber dennoch lag ich noch lange wach.
Glauben konnte ich das alles noch nicht.
Wir hatten es geschafft.
La Rocca war weg.
Die Gefaht ist gebannt.
Es gibt keinen Grund morgen Angst zu haben.
Keine Angst mehr, jeden Morgen das Internat zu verlassen, keine Angst, dass Menschen, die mir nahe stehen einfach verschwinden, keine Toten Menschen mehr, keine Kämpfe.
Alles würde wieder normal werden.
Endlich.

Am nächsten Tag wachte ich alleine auf.
Ich drehte mich zur Seite um zu sehen, wo Jaiden hin war, aber er war nicht in seinem Zimmer.
Draußen auf dem Flur waren Stimmen zu hören und lautes lachen.
Als ich realisierte, was gestern passiert ist, sah ich aus dem Fenster und sah, dass die Sonne aufging und die Wälder, am Horizont, in ein goldenes Licht warfen.
Mir entglitt ein seufzen und ich tapste ins Badezimmer, wo ich überrascht auf den Badewannenrand schaute.
Waren das da meine Sachen?
Nein.
Das war ein Kleid.
Ich nahm es in die Hand und mir stockte der Atem.
Das Kleid war in einem beigen Ton gefärbt und sehr schlicht.
Aber dennoch sah es aus wie ein Hochzeitskleid.
Das sollte ich anziehen?
Niemals!
,,Heather?"
ertönte eine Stimme, vor der Badezimmertür und ich öffnete sie.
Page.
,,Um Himmels Willen! Wie siehst du denn aus?"
entfuhr es mir so laut, dass ich meine Hand auf den Mund schlug.
Sie hatte ebenfalls ein Kleid an, was ihr überhaupt nicht stand.
Es war in Gold und war übersät mit Glitzer.
Meine beste Freundin sah aus, wie Belle, von die Schöne und das Biest.
Sie lachte und drehte sich im Kreis.
,,Das sieht total krass aus, oder? Ist ja auch jetzt nicht so wichtig.
Beeile dich und komme runter.
Wir haben schließlich einen Grund zum Feiern"
ratterte sie runter und war auch direkt wieder verschwunden.
Feiern?
Hm.
Ich ging zurück und machte mich fertig.
So schlechte sah dieses Kleid gar nicht aus.
Meine Haare flechtete ich mir und ließ sie an meiner Schulter, vorne, runterfallen.
Mein Make-up wählte ich passend zum Kleid.
Nach einer guten Ewigkeit ging ich runter, aber als ich den Gang hinunterging und rechts abbog um in die große Halle zu gehen, hörte ich immer mehr Stimmen, die umher wuselten.
Als ich am Anfang der Treppe stehen blieb, stockte mir erneut der Atem.
Der Saal war gefüllt mit hunderten von Leuten, die alle sehr elegante Kleider trugen und im Takt der Musik tanzten.
Und als wäre das nicht schon genug, waren an der Decke unzählige Helium Luftballons.
Aber nach dem staunen, überkam mich die Panik.
Schon wieder tanzen?
Bitte nicht.
Davon taten einem so furchtbar die Füße weh.
Ich beschloss irgendwann mal auf eine richtige Party zu gehen, wenn ich das hier überlebe.
,,Heather?"
riss mich Larson aus meinen Gedanken.
,,Erde an Heather"
Er wedelte mit der Hand vor mir herum.
,,Jaja, ich sehe dich"
Er grinste mich breit an.
,,Wo ist Jaiden?"
fragte ich.
Er deutete mit dem Finger auf einem Punkt im Raum, dem ich unschlüssig folgte.
Doch ich musste nicht lange suchen.
Er tauchte direkt vor mir auf.
,,Hallo, Prinzessin"
sagte er und verbeugte sich vor mir.
Um ihm sein Spiel nicht zu verderben, machte ich einen hoheitlichen Knicks.
,,Kannst du mir sagen, was hier los ist?"
,,Wir feiern unseren Sieg.
Schließlich haben wir gestern ein Ziel erreicht, wonach wir lange gestrebt haben"
,,Du hättest mir wenigstens Bescheid sagen können"
rief ich über die Musik hinweg.
,,Heather! Gut siehst du aus!"
Avery traf zu uns.
,,Mum!
rief Jaiden empört.
,,Störe ich?"
,,Ganz und gar nicht" sagte ich gelassen.
Dann erzählte mir Avery wie sie La Rocca schachmatt gesetzt hatte.
,,Er war noch so erstaunt über mein Auftauchen, dass er nicht merkte, wie einer von uns ihnen allen ein Pulver ins Wasser schütteten.
Es dauerte ein paar Minuten und sie alle lagen auf dem Boden und fielen ins Universum der unendlichen Träume"
,,Aber warum die Verwüstung?"
fragte ich.
,,Castor war der einzige schlaue, der nichts getrunken hat und somit gab es dann einen Kampf.
Als er verwundet am Boden lag, wollten wir ihn mitnehmen.
Doch als wir von der Explosion hörten, haben wir lieber uns gesichert und sind aus dem Gebäude verschwunden"
,,Leider kamen Matthew und Jaiden zu spät, sonst wäre alles weniger kompliziert verlaufen"
ergänzte sie noch.
,,Ach wir saßen gemütlich in unserem Auto und haben uns ausgiebig unterhalten und noch ein Stopp bei einem Fast-Food Restaurant gemacht"
witzelte Jaiden.
Wir schwiegen, aber ein grinsen musste ich mir dennoch verkneifen.
,,Ach Quatsch.
Wir sind so schnell wie wir konnten zu euch gefahren, als wir merkten, dass wir falsch waren, aber geschafft haben wir es nicht rechtzeitig"
,,Naja, wir haben es ja alle unversehrt geschafft"
Außer der Junge, setzte ich in Gedanken hinzu.
,,Safety First"
zwinkerte mir Jaiden zu.
,,Und was hast du getan?"
wollte ich wissen und sah ihn an.
,,Ich kam nicht rechtzeitig an um zu helfen.
Aber wir konnten die ganzen Vans besorgen um alle wegzufahren"
Dagegen konnte ich nichts sagen.
Alle entführten waren wieder bei ihren Eltern oder Familien.
Viele von ihen waren auch hier, wie Freya.
,,Hi!"
rief sie mir glücklich zu.
Jaiden zog sich zurück.
Ich war Freya so dankbar, sie rettete mich vor dem Tanzen.
,,Wie geht's?"
,, Gut und dir?"
,,Danke, auch gut"
,,Gar nicht am Tanzen?"
fragte sie ausgelassen.
,,Ach ne, dass ist nicht so meins"
verriet ihr aber nicht, dass ich nicht tanzen konnte.
Irgendein ein Kerl kam und zog sie wieder von mir weg.
Ich wollte mich noch bei ihr bedanken, dass sie mir geholfen hatte.
Dass würde ih auf später verlegen.
Also zog ich mich wieder zurück und fand ein kleines Buffet, an dem ich mich bediente.
Der Orangen Saft lief kalt meine Speiseröhre runter, was mir ein beruhigendes Gefühl gab.
Dann aß ich noch ein paar Erdbeeren, bevor Jaiden mich fand.
,,Jetzt habe ich dich!"
rief Jaiden in mein Ohr und hielz mich an der Hüfte fest.
Ich sah ihn mit großen Augen an und stand dann mitten in dem Gewusel.
Er hielt mich sanft und ich folgte seinen Schritten, wie bei unserem ersten Tanz.
Und dieses Mal trat ich ihm entschlossen weniger auf die Füße.
Immerhin wurde ich besser.
Es war schön, über den Boden zu schweben und dabei zwei wunderschöne Augen zu sehen, die mich in eine andere Welt katapultierte.
Und genau jetzt realisierte ich es zum aller ersten Mal.
Ich liebte Jaiden.
Ich liebte ihn wirklich.

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