Kapitel 23

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Die nächsten Wochen verflogen so dahin.
Der Frühling war nun vollständig angekommen und verbreitete einen fröhlichen süßen Duft.
Aber es lag auch etwas anderes in der Luft.
Anspannung.
Deaton war nun seit Wochen, wie vom Erdboden, verschluckt.
Außer Jaiden, Nelio, Larson, Page und ich, wusste niemand, was an diesem Abend in der Bibliothek vorgefallen war.
Er fehlte mir.
Das einzige positive war, dass Larson wieder zurück ist.
Er geht nun ebenfalls auf das Internat und verbringt Zeit mit uns.
Die wir allerdings nicht wirklich genießen konnten, da wir immer dabei waren einen perfekten Plan zu schmieden um einen erneuten Angriff, auf La Rocca, zu planen.
Aber wir wussten, egal wie perfekt der Plan sein würde, es würde immer etwas schief laufen. Zudem war der Plan, dass Page und ich in das Shoppingcenter gehen auch perfekt gewesen.
Aber auch da kam etwas dazwischen.
Deatons Entführung.
Von daher machte ich mir nicht so viele Hoffnungen.
An einem Mittwochnachmittag saßen wir alle zusammen in meinem Zimmer und planten weiter.
Ich saß auf meinem Bett, neben mir Jaiden.
Er hatte eine Hand auf meinem Oberschenkel gelegt, während Page und Larson auf das Bett von Page saßen.
Die beiden kamen sich von Tag zu Tag immer näher.
Was auch langsam Zeit wurde.
Jeder wusste, dass die beiden sich mochten.
Der einsame Wolf, Nelio, saß auf dem Fußboden, mit dem Rücken gegen das Bücherregal gelehnt.
Ich hatte immer noch die Situation vor Augen, als Jaiden und ich uns näher gekommen sind und er plötzlich einen Rückzieher gemacht hat.
Ich weiß bis heute nicht, wieso.
,,Also wir wissen, dass sie alle in einem Umspannwerk sind"
riss mich Larsons Stimme aus den Gedanken.
,,Und die Spione, meiner Eltern, sind alle Umspannwerke abgefahren und haben zwei gefunden, die scheinbar bewohnbar sind"
sagte Jaiden.
,,Damit haben wir nur noch zwei Möglichkeiten, sie ausfindig zu machen"
mischte sich Nelio ein.
,,Meine Eltern haben bereits eine Strategie gefunden, um unbemerkt in eines der Umspannwerke einzudringen"
meinte jetzt wieder Jaiden.
,,Also haben wir jetzt alle Informationen, die wir brauchen?"
fragte Page.
,,An sich schon"
,,Aber?" fragte ich nun.
,,Es wird schon dieses Wochenende passieren"
meinte Nelio und sah mich dabei an.
,,Desto früher, desto besser"
Natürlich war ich erleichtert, dass wir nun alle retten konnten.
Aber ich wunderte mich, dass das alles auf einmal passierte.
Wahrscheinlich haben Avery und Matthew jeden Tag darüber nachgedacht, während wir in der Schule waren.
,,Mein Vater möchte, dass wir alle am Freitagabend bei uns sind, damit er uns sagen kann, was wir zu machen haben.
Und vor allem, wie der Plan lautet.
Bisher wollte er uns nichts sagen" meinte Jaiden.
,,Eure Familie scheint ein paar Kommunikationsprobleme zu haben"
meinte Page und fing an zu lachen.
Wir fielen mit ihr ins Lachen und konnten für einen Moment ganz normale Teenager sein.
Es würde mir schwer fallen, bis Freitag so zu tun, als wäre alles wie immer.

Freitagabend. Wir saßen alle im Arbeitszimmer von Matthew und hatten uns alle auf das Sofa gequetscht.
Auf dem kleinen runden Holztisch, vor uns, lagen Kekse und eine Kanne mit Milch.
Als Matthew, Avery und ein paar Anhänger, das Zimmer betraten, verstummten wir alle sofort.
Matthew stellte sich vor uns und sah uns ernst an.
Wir warteten darauf, dass er endlich sagte, was Sache ist.
,,Morgenabend wird es ernst. Dank unserer tollen Agenten konnten wir zwei Umspannwerke ausmachen und wir werden beide belagern.
Damit das funktioniert, werden wir uns in zwei Gruppen aufteilen"
Wir sahen uns Gegenseitig an.
,,ICH werde die Gruppen einteilen. Jeder hat eigene Kampferfahrungen und seine Taktiken"
Matthew hatten soeben unsere Gedanken gelesen.
Aber er hatte recht.
Es wäre nur fair, wenn die Gruppen gleich stark wären.
,,Page, Heather und Nelio. Ihr seid die, die in das Umspannwerk in der Nähe der Seven Sisters fahren"
,,Jaiden und Larson kommen mit mir" Avery lächelte mich an.
Ich prustete die Luft aus und war erleichtert, dass sie uns begleiten würde.
,,Wir werden die Umspannwerke von unseren besten Kämpfern umstellen lassen und dann unbemerkt eindringen.
Dann teilt ihr euch alle auf und wir beginnen mit der Suche, nach den vermissten Leuten.
Ganz klare Sache.
Irgendwelche Fragen?"
Aus seinem Mund klang das alles so einfach, aber ich wusste, dass es das nie sein wird.
Ich schluckte schwer, als ich daran dachte, dass ich mein Katana nun wieder brauchen würde.
Dieses Mal würde ich ganz bestimmt nicht zögern, es zu benutzen.
Dessen war ich mir sicher.
Und ich wusste auch, warum Page nicht mit Larson in einer Gruppe war oder ich mit Jaiden.
Wenn irgendwem von uns etwas zustoßen sollte, würden wir falsch handeln und vermutlich uns alle in Gefahr begeben, da wir eine ganz besondere Bindung zueinander hatten.
Den Rest des Abends verbrachten wir, indem wir uns stärkten, alles zusammen packten, Waffen ausprobierten, eine unauffällige Kleidung raussuchten und ein letztes Mal eine Trainingsstunde ablegten.
Es würde morgen für uns alle eine Herausforderung werden.
Aber wir lieben neue Herausforderungen- vor allem, wenn wir die alten nicht erfüllen konnten.

,,Also ist jedem klar, was er zu tun hat?"
fragte einer der Anhänger von Matthew und Avery.
,,Skadi, du hast jetzt jedem 3- mal erklärt, was sie zu tun haben. Entspann dich mal etwas"
sagte Avery.
Wir waren auf dem Weg ins Umspannwerk nahe der Seven Sisters Küste.
Jeder hatte eben seine Aufgaben bekommen, die er hatte.
Page würde, falls uns jemand sehen sollte, die Wachen ablenken.
Nelio würde zusammen, mit mir, weiter vordingen und die anderen ausfindig machen.
Avery würde sich höchstpersönlich um La Rocca kümmern.
Vorausgesetzt wir sind im richtigen Umspannwerk.
Wenn nicht, dann würden wir den anderen zur Hilfe kommen.
Ich sah aus dem Fenster.
Draußen schien die Sonne und alles blühte in roten und gelben Farben.
Als der Wagen hielt und wir alle ausstiegen, war mir klar, dass wir im richtigen Umspannwerk waren.
Denn draußen hing, an einer Flagge, das Logo von La Rocca.
Eine weiße Taube in den Klauen eines Adlers.
Ich warf Nelio einen ernsten Blick zu und griff nach meinem Schwert, was sich merkwürdig schwer anfühlte.
Genauso wie meine Brust.
,,Also gut. Ihr drei geht vor. Wir werden nachkommen, sobald ihr außer Sichtweite seit"
Avery zog mich beiseite, während Skadi noch ein paar Worte mit Page und Nelio wechselte.
,,Hör zu, Heather.
Ich weiß, dass das jetzt nicht einfach für dich ist, aber versuche deine Angst zu überwinden. Du weißt doch, was Matthew dir gesagt hatte?
Lass deine Angst nicht dich kontrollieren. Sondern du sie"
sagte Avery im verführerischen Ton.
Ich nickte und wendete mich von ihr ab, um Richtung Eingang zu gehen.
Page und Nelio stellten sich links und rechts neben mich.
Als sie mich ansahen zog ich die Augenbrauen hoch und atmete tief ein.
Dann griff Page nach der Klinke und öffnete die Tür des Grauens.
Drinnen umfing uns pure Dunkelheit.

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