„Dankeschön", sagte ich, als ich aus dem Taxi stieg und reichte dem Taxifahrer das Geld. Dann wandte ich mich dem Gebäude zu, vor dem ich stand. Ein Lächeln huschte über meine Lippen. Ich hatte es tatsächlich getan. Nun stand ich direkt vor der Pension „Sol de nieve" in Cullingfield. Mittlerweile war es richtig kalt geworden. Hier lag sogar schon Schnee. Schnell ging ich durch den Eingang rein ins Warme. Drinnen umhüllte mich die Wärme und sofort breitete sich ein Gefühl der Geborgenheit in mir aus.
Rechts befand sich die Rezeption und links führte eine kleine Treppe hinauf zu den Zimmern. Mitten in der Eingangshalle stand ein großer Weihnachtsbaum, der in rot und silber geschmückt war. Weiter hinten rechts befand sich ein Durchgang. Wenn ich mich recht erinnerte, führte er zu einem gemütlichen Aufenthaltsraum und Speiseraum.
„Kann ich dir helfen?", fragte eine ältere Dame an der Rezeption.
„Ja, gerne. Ich wollte fragen, ob Sie noch ein Zimmer frei haben", antwortete ich. Es wäre wahrscheinlich schlauer gewesen, vorher einmal anzurufen, aber in meiner Spontanität und Eile hatte ich das total vergessen. Zuerst war ich nochmal auf den Weihnachtsmarkt gegangen, um dort meinen Brief zu hinterlegen. Danach hatte ich meinen Koffer geholt und war zum Bahnhof gegangen. Von der Bahnstation in Cullingfield hatte ich mir dann ein Taxi genommen und jetzt war ich wirklich hier. Spontanität gehörte eigentlich nicht zu meinen Stärken, aber besondere Umstände erfordern besondere Aktionen.„Lass das Sie doch weg. Ich bin Irma", sagte sie und lächelte warmherzig.
„Na gut. Ich bin Lizzy", stellte ich mich vor.
„Schön, dass du da bist, Lizzy. Du hast Glück. Drei Zimmer sind noch frei. Ich geb dir das Zimmer mit Blick auf den See. Gerade kann man dort auch toll Schlittschuhlaufen gehen", meinte sie und überreichte mir einen Schlüssel mit einem Schild, auf dem die Zahl 18 eingraviert war.
„Dankeschön, das ist sehr nett", bedankte ich mich.
„Weißt du schon, wie lange du bleibst?", fragte sie.
„Um ehrlich zu sein, bin ich mir da noch nicht ganz sicher. Bis wann kann ich denn bleiben?", erwiderte ich.
„Bleib so lange, wie du möchtest. Ich denke, das wird dir gut tun", meinte sie und schenkte mir ein aufmunterndes und warmherziges Lächeln.
„Das hoffe ich", murmelte ich und machte mich dann auf den Weg zu meinem Zimmer.Ich schloss die Tür auf und betrat das Zimmer. Sofort kam mir ein Tannengeruch und wohlige Wärme entgegen. Es war genauso eingerichtet, wie ich es noch von früher kannte. Links von der Tür stand eine großes Bett mit einem kleinen Nachttisch. Direkt gegenüber befanden sich zwei große Fenster, die den Blick auf den See freigaben, der im Sonnenlicht glitzerte und funkelte. Auf der Fensterbank stand ein Avendsgesteck mit Kerzen und echter Tanne. Rechts an der Wand stand ein Kleiderschrank und ein Stück weiter hinten führte eine weitere Tür ins angrenzende Badezimmer.
Glücklich ließ ich mich auf das Bett fallen. Meiner Sorgen waren weit weg. Ich erinnerte mich daran, wie ich früher immer mit meinen Eltern hier gewesen war. Ein Highlight der Weihnachtszeit. Ich war lange nicht mehr hier gewesen. Dabei war es so schön. Auch der Ort Cullingfield war total romantisch. Er war zwar nicht besonders groß, aber hatte viele kleine Cafés, ein paar Restaurants und kleinere Geschäfte. Die Pension „Sol de nieve" war eine von zwei Übernachtungsmöglichkeiten für Gäste.
Ohne meine Sachen auszupacken, machte ich mich wieder auf den Weg nach unten. Dazu hatte ich später noch genügend Zeit. Ich wollte erstmal durch den Ort schlendern.„Und, wie gefällt dir das Zimmer?", wurde ich von Irma gefragt, als sie mich sah.
„Es ist perfekt. Dankeschön", antwortete ich.
„Was hast du jetzt vor? Möchtest du Schlittschuhlaufen gehen?" Fragend blickte sie mich an.
„Nein, das ist eher nicht so meins. Aber ich war lange nicht mehr hier und wollte etwas durch den Ort schlendern. Vielleicht setze ich mich in eins der Cafés", erwiderte ich.
„Kennst du Cullingfield von früher?", fragte Irma neugierig.
„Ja. Als Kind war ich immer mit meinen Eltern hier. Das ist aber schon eine ganze Weile her", erzählte ich.
„Na, dann wurde es ja höchste Zeit, dass du mal wieder her kommst. Dann wünsche ich dir viel Spaß."
„Danke. Bis später, Irma", verabschiedete ich mich.
DU LIEST GERADE
A Letter for Christmas
Short StoryWeihnachten - die Zeit der Liebe, Freude und Magie. Nicht für Lizzy. Seit einem Vorfall letztes Jahr hasst sie diese Zeit. Für sie ist es die reinste Heuchelei und nichts weiter als Kommerz. Nach einem Besuch mit ihrer besten Freundin auf dem Weihna...