Türchen Nummer 24: Ein letzter Brief

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„Warum denkt er, dass ich nichts mehr von ihm wissen möchte?" Entsetzt sah ich Ally an.
„Du hast ihm an den Kopf geworfen, wie man sich darüber freuen könnte. Er hat das so aufgefasst, dass man sich nicht darüber freuen könnte, dass er der Weihnachtself ist und sich in dich verliebt hat", antwortete sie.

Verzweifelt sackte ich in meinem Sessel in mir zusammen. Wie sollte ich das wieder hin bekommen? Ich hatte es ziemlich verbockt. Wie konnte ich ihm nur zeigen, dass ich ihn auch mochte und er mir wichtig ist? Wie konnte ich ihm sagen, was ich für ihn fühlte? Wie konnte ich ihn dazu bringen mir noch eine Chance zu geben? In meinem Kopf drehten sich die Gedanken bis mir plötzlich etwas einfiel.

„Ally, ich könnte deine Hilfe gebrauchen", sagte ich.
„Okay. Was hast du vor?", fragte sie und sah mich neugierig an.
„Ich habe eine Idee, wie ich Liam zeigen kann, was er mir bedeutet. Aber dafür brauche ich deine Hilfe. Kannst du ihn morgen für 14 Uhr zum Schmalzgebäckstand am östlichen Eingang auf den Weihnachtsmarkt bestellen? Wenn ich ihn bitte, dann kommt er vielleicht nicht", antwortete ich.

„Ich bin gespannt, was du vor hast. Klar, helfe ich dir. Ich hoffe, du bekommst das wieder hin. Ihr würdet wirklich gut zusammen passen. Er hat Glück, dass du ihm geantwortet hast. Ich will gerade gar keine Beziehung, aber dir würde das wirklich gut tun und vor allem zeigen, dass mich alle Typen wie dieses Arschloch sind", meinte sie.
„Hoffentlich", erwiderte ich.

Ich verabschiedete Ally und sie versprach mir Liam auf den Weihnachtsmarkt zu bekommen. Bis morgen hatte ich noch etwas zu tun. So dumm und unheimlich ich die Idee mit den Briefen anfangs auch gesehen hatte, sie waren die Idee Liam zu zeigen, was ich für ihn fühlte. Ein letzter Brief. Nachdem ich mir Kerzen angezündet und Weihnachtskekse bereit gestellt hatte, setzte ich mich hin und fing an zu schreiben. Die ersten Versuche verwarf ich bereits nach der Begrüßung. Was sollte ich schreiben? Hey? Hi? Liam? Oder doch lieber Weihnachtself? Der Brief sollte perfekt werden, aber das gestaltete sich schwieriger, als ich gedacht hatte. Doch schließlich ließ ich meinen Gedanken und Gefühlen freien Lauf und hielt am Ende einen Brief in den Händen, der der ehrlichste von allen war:

Lieber Liam alias mein Weihnachtself,

es ist schwieriger diesen Brief zu schreiben, als ich erwartet hatte. Jetzt weiß ich, wie es dir am Anfang ging.
Ally war hier und hat mir alles erzählt. Dass der Brief eigentlich für sie bestimmt war, dass du wegen mir nach Cullingfield gekommen bist, dass du dich in mich verliebt hast...
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht damit, dass ich nicht dachte, jemand könnte mir wieder so viel bedeuten. Vielleicht damit, dass ich nicht dachte, jemand könnte mir den Zauber der Weihnachtszeit wieder geben. Vielleicht damit, dass ich nicht dachte, jemand könnte mich dazu bewegen, dass zu tun, was ich schon längst hätte tun sollen.
Es gibt so vieles, womit ich anfangen könnte. So vieles, wofür ich mich bei dir bedanken möchte. Denn du hast das geschafft, was bisher noch niemand geschafft hat. Du hast mir gezeigt, was es heißt mutig zu sein, zu glauben und für sich einzustehen.

Die Situation bei Ally... Ich muss mich bei dir entschuldigen. Wir haben komplett aneinander vorbei geredet. Ich kann verstehen, dass es auf dich so gewirkt hast, als wenn ich nichts mehr von dir wissen möchtest. Aber das ist nicht die Wahrheit.
Jemand meinte mal zu mir, dass ich mich den Menschen öffnen und eine Chance geben muss, die Wahrheit zu erkennen. Und genau das tue ich jetzt. Ich möchte dir die Wahrheit sagen und hoffe, dass du mir glaubst:

Du dachtest, ich würde mich freuen. Und ja, das tue ich. Du glaubst gar nicht wie sehr! Die ganze Zeit war ich hin- und hergerissen, wusste nicht, was mit mir los war, dass ich nach Joshua so etwas nochmal fühlen könnte. Doch du hast mir gezeigt, dass das geht.
Du bist das Beste, was mir passieren konnte. Durch dich habe ich zurück zu mir gefunden und habe wieder angefangen die Dinge, die mir früher so viel bedeutet haben, zu schätzen. Ich habe die Weihnachtszeit wieder mit den Augen von früher gesehen, bin mutig gewesen und habe sogar das Schreiben wieder angefangen - wenn auch erstmal durch Briefe, aber es ist ein Anfang und eine gute Geschichte noch dazu.

Ich hoffe, dass ich meine Chance nicht schon vergeudet habe und die Wahrheit dieses Mal siegen wird.

Lizzy

In der Nacht machte ich kaum ein Auge zu. Die ganze Zeit musste ich an das morgige Treffen denken. Wie würde es werden? Würde der Brief Liam gefallen? Wie würde er reagieren? Oder war es schon für alles zu spät? Ich hatte sein Herz bereits gebrochen und hoffte, dass ich es wieder zusammensetzen könnte. Schließlich fiel ich in einen unruhigen Schlaf.

A Letter for ChristmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt