Ich öffnete die Tür meiner Wohnung und zog meinen Koffer hinter mir herein. Als ich die Tür wieder geschlossen hatte, ließ ich mich auf den Boden sinken und atmete tief durch. Ich war zurück. Doch anstatt erholt und ausgeruht zu sein, fühlte ich mich unruhiger und aufgekratzter als zuvor. Langsam holte ich mein Handy hervor und wählte Allys Nummer. Ich brauchte jemanden, mit dem ich Reden konnte. Doch anstatt meine beste Freundin erreichte ich nur ihre Mailbox. Ich hinterließ ihr eine Nachricht, dass mich zurückrufen sollte.
Da ich nicht wusste, was ich jetzt tun sollte, stand ich schließlich auf und tigerte in meiner Wohnung auf und ab, immer in der Hoffnung, dass mein Handy jeden Augenblick klingeln würde. Als es einen Ton von sich gab, wollte ich gerade den vermeintlichen Anruf annehmen, als ich bemerkte, dass es eine Nachricht war:
Hey Lizzy, es tut mir leid, aber ich musste leider viel früher wieder aus Cullingfield weg, als ich anfangs gedacht hatte. Ich muss hier eine wichtige Angelegenheit klären. Genieß die restliche Zeit in Cullingfield. Vielleicht trinkst du auf dem Weihnachtsmarkt einen Glühwein für mich mit. Liam.
Im ersten Moment war ich verwundert bis mir wieder einfiel, dass wir ja unsere Handynummern ausgetauscht hatten. Er hatte Cullingfield also auch schon verlassen. Was das wohl für eine Angelegenheit war, die er klären musste?
Weihnachtsmarkt war aber vielleicht gar keine so schlechte Idee. Ich schnappte mir meine Winterjacke und Handtasche und machte mich auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt. Dabei schweiften meine Gedanken auch immer wieder zum Weihnachtself. Dort hatte mit ihm alles angefangen. Sollte ich ihm vielleicht einen Brief hier hinterlegen? Bei dem Gedanken überkam mich das schlechte Gewissen. Wie konnte ich in dem einen Moment an Liam und im nächsten schon wieder an meinen Weihnachtself denken? Was lief bei mir nur falsch?
Da mir gerade nicht nach Glühwein war, steuerte ich direkt auf den Schmalzgebäckstand zu. Ich gönnte mir gleich eine große Portion. Immerhin hatte ich heute noch gar nichts gegessen. Während ich das süße Gebäck verschling, schlenderte ich über den Weihnachtsmarkt und sah alles mit anderen Augen, als noch am ersten Dezember. Es ist schon komisch, wie sich innerhalb einiger Tage die Meinung komplett ändern kann. Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. Irgendwie hatte die Atmosphäre hier eine beruhigende Wirkung auf mich.
Bis ich ihn sah. Joshua! Was machte er schon hier? Verbrachte dieses Arschloch mittlerweile sein ganzes Leben auf diesem Weihnachtsmarkt oder warum kreuzten sich unsere Wege immer hier?! Wut stieg in mir hoch.
Du musst etwas gegen ihn unternehmen! Damit darf er nicht durchkommen.
Limas Worte schossen mir mit einem Mal durch den Kopf. Ich weiß nicht, was genau für das, was kommen sollte, sorgte, aber ich konnte in diesem Moment nicht anders. Joshua hatte schon wieder sein Blondchen in seinem Arm und ließ seine Hand immer weiter zu ihrem Hintern gleiten. Mein ganzer Körper spannte sich vor Wut an. Dann setzte ich einen Fuß vor den anderen und ging geradewegs auf ihn zu. Ohne meine Idee hätte diese Blondine doch gar kein Interesse an ihm! Was bildete er sich eigentlich ein?!
Ich war nur noch wenige Schritte von den beiden entfernt, da bemerkte er mich. Er sah mich mit seinen kalten, eisblauen Augen durchdringend und abschätzig an. Ich verstehe nicht, wie ein Mensch einen anderen nur so behandeln konnte. Für einen kurzen Augenblick stiegen Zweifel in mir auf, aber ich schob sie schnell wieder beiseite und rief mir Liams Worte immer wieder in den Kopf. Sie spielten in meinen Gedanken sich immer wieder und wieder wie ein Mantra ab. Dann stand ich direkt vor meinem Exfreund.
„Was willst du denn hier?", fragte er voller Abscheu und ich wusste, dass ihn die Antwort nicht im Geringsten interessierte.
Ich verfiel in eine Schockstarre und meine Stimme versagte.
„Hat es dir die Sprache verschlagen?!"Joshua grinste mich hämisch an.
„Ich...", fing ich an, doch meine Stimme ließ mich wieder im Stich.
„Ich, ich, ich", äffte er mich nach. Die Blondine hinter ihm fing zu kichern an.
„Verschwinde doch einfach und lass mich gefälligst in Ruhe", sagte er und wandte sich wieder seinem Anhängsel zu.In mir kochte es. Er konnte mich hier nicht so einfach stehen lassen und bloß stellen! Die Wut bannte sich ihren Weg und übernahm die Kontrolle über mich.
Ich tippte ihm auf die Schulter.„Ich hab doch gesagt, du sollst..." Weiter kam er nicht, da in diesem Moment meine Hand in seinem Gesicht landete.
Habt ihr damit gerechnet? Was meint ihr, wie Joshua reagieren wird?
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A Letter for Christmas
Short StoryWeihnachten - die Zeit der Liebe, Freude und Magie. Nicht für Lizzy. Seit einem Vorfall letztes Jahr hasst sie diese Zeit. Für sie ist es die reinste Heuchelei und nichts weiter als Kommerz. Nach einem Besuch mit ihrer besten Freundin auf dem Weihna...