Türchen Nummer 17: Konfrontation

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„Lizzy!" Jemand rief meinen Namen. Ich öffnete die Augen und erkannte Liams Gesicht über mir.
„Was ist denn passiert?" Langsam richtete ich mich auf.
„Du bist gestürzt. Es tut mir so leid. Geht's dir gut? Soll ich dich ins Krankenhaus bringen?", fragte er besorgt.
„Nein, alles gut. Das war nicht deine Schuld, glaub mir. Ich war... unaufmerksam. Ich brauche keinen Arzt", erwiderte ich.
„Bist du sicher, Lizzy? Ich denke, es ist besser, wenn du einmal durchgecheckt wirst. Immerhin warst du für ein paar Minuten weg. Nicht, dass du eine Gehirnerschütterung hast", sagte er.
„Liam, das ist wirklich nicht notwendig", protestierte ich. Doch Widerspruch war zwecklos. Er war genauso stur wie Ally. Ich hatte keine Wahl und ließ mich von Liam zum Arzt bringen, der ihm zustimmte, dass es richtig war mich vorsichtshalber untersuchen zu lassen. Zum Glück war aber alles in Ordnung. Nur ein paar blaue Flecken würde ich davon tragen.

„Was ist denn auf dem Eis los gewesen? Warum warst du unkonzentriert?", fragte Liam vorsichtig, als wir auf dem Rückweg zur Pension waren. In der letzten Nacht hatte es wieder geschneit und überall um uns herum glitzerte der weiße Neuschnee im Sonnenlicht.
„Ich habe mir nichts getan, also ist doch alles gut", versuchte ich seiner Frage auszuweichen und schenkte ihm ein kleines Lächeln. Aber so einfach machte er es mir leider nicht.

„Ich weiß, wir kennen uns bisher kaum, aber ich merke, dass da mehr als nur Unaufmerksamkeit war", meinte er.
Starr richtete ich meinen Blick auf den Boden und setzte wortlos einen Fuß vor den anderen. Liam schwieg ebenfalls und so gingen wir eine Weile nebeneinander her. Der Schnee knirschte unter unseren Schritten. Doch dann brach er das Schweigen.
„Lizzy, ich will dir wirklich nicht zu nahe treten, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass du wegen etwas unkonzentriert warst, das dich noch immer beschäftigt. Manchmal hilft es wirklich darüber zu reden", startete er einen neuen Versuch.
„Reden?! Das habe ich getan. Mehr als genug. Aber gebracht hat es rein gar nichts!", erwiderte ich wütend. Ich wollte nicht darüber reden. Konnte er das nicht einfach akzeptieren? Meine Reaktion schien er zumindest nicht erwartet zu haben. Er schwieg kurz bis er das Thema wechselte.

„Was machst du denn gerne? Was hast du so für Hobbies?", fragte er.
Ich überlegte kurz, ob ich ihm vom Schreiben erzählen sollte, entschied mich jedoch schnell dagegen. Das Risiko war zu groß, dass ich dann vielleicht wieder wütend werden würde - gerade nach diesem Vorfall auf dem Eis.

„Ich lese gerne. Jede Geschichte ist für mich einzigartig und versucht dir etwas zu sagen. Manche Botschaften sind offensichtlich, andere verstecken sich mehr zwischen den Zeilen", antwortete ich und für einen kurzen Augenblick schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen.
„Das hört sich wirklich schön an. Dann kennst du bestimmt dieses eine Buch. Ich komme gerade nicht auf den Titel. Es ist letztes Jahr zur Weihnachtszeit erschienen. Irgendwas Science Fiction Mäßiges. Leider lese ich nicht wirklich viel. Sonst wüsste ich jetzt bestimmt...", überlegte er, brach dann jedoch ab, als er bemerkte, wie blass ich wurde. Ich wusste genau von welchem Buch er sprach.

„Happiness Plus", murmelte ich kaum merklich und war wieder den Tränen nahe. Müsste das nicht irgendwann mal aufhören?!
„Ja, das ist der Titel... Ist bei dir alles in Ordnung?" Liam blieb stehen. Ich wollte weitergehen, aber er hielt mich am Arm zurück. Auch diesen Kampf gegen die Tränen hatte ich verloren und sie liefen mir stumm übers Gesicht. Langsam drehte Liam mich zu sich.

„Was ist denn los? Habe ich irgendwas Falsches gesagt?", fragte er und versuchte dabei ruhig zu bleiben, aber ich bemerkte, dass er ziemlich verwirrt war.

„Nein, es ist nur..." Meine Stimme versagte und ich schüttelte den Kopf. Ich wollte nicht mehr an das Ganze denken. Weg. Ich musste ihr weg.

„Lass mich los", brachte ich mit Mühe hervor und versuchte mich von Liam loszumachen.
„Nein", sagte er mit ruhiger und fester Stimme. Abrupt stoppte ich. Was?!

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Wie gefällt euch die Geschichte bis jetzt?
Ich habe außerdem eine Frage an euch. Ich habe das auch schon auf meinem Profil gefragt. Möchtet ihr lieber am 24. Dezember ein langes Kapitel oder soll ich das auf den 24. und 25. aufteilen? Schreibt mir eure Meinung gerne in die Kommentare.

A Letter for ChristmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt