„Lizzy, dein Verhalten ist nicht normal und es hat irgendwas mit diesem Buch zu tun. Und ich möchte jetzt wissen, was los ist. Lass mich dir helfen", meinte er und sah mir mit seinen grünen Augen tief in die Augen.
„Bitte", flüsterte er.
Schluchzend gab ich nach und ließ den Tränen ihren freien Lauf. Liam zögerte nicht lange und zog mich zu sich in eine Umarmung.
„Es wird alles wieder gut", sagte er leise.
„Nichts wird wieder gut. Du weißt nicht, was er getan hat. Niemand weiß es. Alle glauben ihm und ich stehe wie die Lügnerin von uns beiden da", schluchzte ich verzweifelt.
„Wem glauben alle?", fragte er und streichelte mir sanft über den Rücken.Ich zögerte. Sollte ich ihm wirklich alles erzählen? Würde er mir glauben? Selbst wenn, er könnte mir auch nicht helfen. Es gab keine Beweise dafür, dass die Rechte an der Geschichte mir gehörten.
„Alle glauben meinem Exfreund Joshua, der behauptet das Buch „Happiness Plus" sei alles seine Idee gewesen", schluchzte ich schließlich und weinte heftig. Es tat gut, ihm das alles zu erzählen. In seinen Armen fühlte ich mich sicher und irgendwie... geborgen. Eigentlich wollte ich das nicht, da ich noch immer der Auffassung war, dass es dafür noch viel zu früh war. Aber in dieser Situation war dieses Gefühl genau das, was ich brauchte. Liam strich mir weiter beruhigend über den Rücken bis ich schließlich aufhörte zu schluchzen. Dann löste er langsam die Umarmung.
„Dann erzähl mir, wie es wirklich war", forderte er mich auf.Es dauerte eine halbe Stunde bis ich Liam die ganze Wahrheit erzählt hatte. Immer wieder wurde ich von heftigen Schluchzern, Tränen oder einer nicht vorhandenen Stimme unterbrochen. Liams Gesichtsausdruck wurde mit jeder Minute finsterer.
„Du musst etwas gegen ihn unternehmen! Damit darf er nicht durchkommen", meinte er.
„Du hörst dich schon wie meine beste Freundin an. Die würde ihn am liebsten jedes Mal, wenn sie ihn sieht, mit ihrer Faust bekannt machen", erwiderte ich.
„Sie hat vollkommen recht. Der Typ hat es nicht anders verdient. Du musst die Wahrheit ans Licht bringen", sagte er.
„Ich habe es versucht. Nichts hat geholfen. Manchmal habe ich das Gefühl die Menschen wollen die Wahrheit gar nicht sehen." Traurig senkte ich den Blick.
„Das denke ich nicht. Du musst ihnen nur die Möglichkeit geben sie zu erkennen. Wenn du einen Weg findest ihnen deine Geschichte zu erzählen, wirst du merken, dass mehr Menschen dir glauben werden, als du denkst." Zärtlich streichelte mir Liam über die Wange und hob meinen Kopf dann leicht an, sodass ich ihm direkt in die Augen blickte.
„Ich glaube dir, Lizzy", sagte er.Gedankenverloren lag ich auf dem Bett in meinem Zimmer und starrte an die Decke. Liam hatte mich bis zu meinem Zimmer begleitet. Eigentlich hatte ich den Rest des Tages mit ihm verbringen wollen, aber ich brauchte ein bisschen Zeit für mich. Das Weinen und Erzählen von Joshuas Betrug hatten ziemlich an meinen Kräften gezerrt. Liam und ich hatten noch unsere Handynummern ausgetauscht, sodass ich ihn anrufen könnte, falls etwas sein sollte. Und jetzt lag ich hier. Ich war so müde und hätte gerne wenigstens für ein paar Minuten meine Augen geschlossen, aber meine Gedanken ließen mich nicht.
Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Gedanken.
„Hey, wie geht es dir? Alles gut bei dir?" Bei Allys Stimme breitete sich ein müdes Lächeln auf meinen Lippen aus.
„Warum bist du ohne ein Wort zu sagen nach Cullingfield gefahren?", fragte sie weiter ohne Luft zu holen.
„Ich musste da einfach weg. Nachdem ich wieder Joshua und seinem Blondchen auf dem Weihnachtsmarkt begegnet bin...", fing ich an.
„Ich hasse diesen Kerl! Wenn ich den das nächste Mal sehe, kann der was erleben", unterbrach sie mich.
„Da kannst du dich mit Liam zusammen tun. Der sieht das genauso wie du", meinte ich.
„Sehr sympathisch. Aber echt, du musst etwas gegen Joshua tun, Lizzy. Moment mal... wer ist Liam?" Ally stoppte mitten in ihrem Rederausch, als ihr auffiel, dass ich ihr von Liam noch gar nichts erzählt hatte.„Lizzy?" Ich erkannte an ihrer Stimme, dass sie alles wissen wollte.
„Liam ist jemand, den ich hier kennengelernt habe", erklärte ich.
„Und du hast ihm von Joshua erzählt?", hakte Ally nach.
„Ja, ich weiß, das hätte ich vielleicht lieber nicht tun soll", sagte ich.
„Im Gegenteil. Du redest mit jemandem außer mir darüber. Du fängst endlich an dich damit richtig auseinanderzusetzen und nicht nur alles in dich hineinzufressen", meinte meine beste Freundin.„Dieser Liam muss wirklich etwas besonderes sein, wenn er dich dazu bewegen kann darüber zu reden", fuhr sie nach einer kleinen Pause fort.
„Er ist auch wirklich toll", gab ich zu.
„Ohhh, könnte es sein, dass da gewisse Gefühle im Spiel sind?", riet Ally und ich konnte ihr Grinsen und ihren Blick vor mir sehen.
„Vielleicht... aber wir kennen uns noch kaum. Dafür ist es doch noch viel zu früh", erwiderte ich.
„Das mag sein, aber wenn er diese Gefühle in dir hervorruft und dir gut tut, solltest du ihn unbedingt weiter kennenlernen", meinte sie.
„Aber was ist, wenn... wenn er mich auch hintergeht... wie Joshua damals." Ich merkte, wie sich meine Augen wieder mit Tränen füllten.
„Lizzy. Nicht jeder ist wie dieses Arschloch. Hab ein bisschen Vertrauen in die Menschen. Nicht alle sind so. Du solltest ihm zumindest eine Chance geben. Du gehst immer ein Risiko ein, wenn du dich anderen Menschen öffnest, aber meistens ist es das wert", versuchte sie meine Zweifel aus dem Weg zu räumen.Ein Klopfen an der Tür ließ mich aufhorchen.
„Ally, ich muss auflegen. Da ist jemand an der Tür."
„Aber du versprichst mir diesem Liam eine Chance zu geben, okay?"
„Okay, versprochen", sagte ich nach einem kurzen Zögern und legte dann mit einem Lächeln auf. Ally kannte mich echt zu gut.Ein weiteres Klopfen war zu hören und ich öffnete die Zimmertür. Irma stand mit einem breiten Grinsen vor mir.
„Du hast Post", lächelte sie und hielt mir einen weißen Briefumschlag entgegen.Mein Herz fing heftig an zu pochen, als ich die handschriftlichen Buchstaben las: An die Geheimnisvolle.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~Was meint ihr, was in dem Brief steht?
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A Letter for Christmas
Short StoryWeihnachten - die Zeit der Liebe, Freude und Magie. Nicht für Lizzy. Seit einem Vorfall letztes Jahr hasst sie diese Zeit. Für sie ist es die reinste Heuchelei und nichts weiter als Kommerz. Nach einem Besuch mit ihrer besten Freundin auf dem Weihna...