Verdutzt und geschockt sah Joshua mich an. Ich war mindestens genauso verwundert. Aber das hatte verdammt gut getan.
Ich holte erneut aus und mit einem „Klatsch" landete meine Hand ein zweites Mal in seinem Gesicht.„Bist du völlig durchgeknallt? Was zur Hölle soll das?!", brüllte er mich an.
„Durchgeknallt? Wer hat ihr den belogen und betrogen?!", schrie ich zurück. So ließ ich nicht mit mir reden! Zum Glück brach meine Stimme diesmal nicht ab.„Betrogen?! Ich warne dich. Verbreite lieber keine Lügen über mich. Du willst mich nicht zum Feind haben", sagte er etwas ruhiger, dafür umso bedrohlicher.
„Du drohst mir? Ich habe dich schon längst zum Feind. Schlimmer kann es also nicht mehr werden. Du solltest lieber die Wahrheit sagen oder...", erwiderte ich.
„Oder was?", unterbrach er mich.
„Oder es wird dir noch leid tun", antwortete ich und fragte mich, wo ich dieses ganze Selbstvertrauen plötzlich her nahm.
„Ach ja? Und wie willst du das anstellen? Ich habe nichts Unrechtes getan", sagte er und spielte das Unschuldslamm. Aber ich wusste es besser. Ich kannte die Wahrheit.
„Lass das mal meine Sorge sein und bereite dich darauf vor, dass alle die Wahrheit erfahren werden", meinte ich, machte auf dem Absatz kehrt und ließ ihn mit offenem Mund stehen.Stolz erfüllte mich. Ich hatte es tatsächlich getan. Und es hatte sich so gut angefühlt. Das hätte ich wirklich schon viel früher tun sollen. Es verschaffte mir zwar keine Gerechtigkeit, aber dafür Genugtuung. Wenn ich an Joshuas verdutztes Gesicht dachte, breitete sich ein zufriedenes Lächeln auf meinen Lippen aus. Ihm hatte ich es wirklich gezeigt. Damit hatte er nämlich nicht gerechnet, was mir ein noch besseres Gefühl gab.
Ich musste dringend Ally davon erzählen. Es gab so vieles, worüber ich mit ihr sprechen musste. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass sie schon wieder Zuhause sein müsste. Dienstags musste sie immer nicht so lange arbeiten. Anstatt sie erneut anzurufen, schlug ich den Weg zur nächsten Bahnstation ein und fuhr direkt zu ihr nach Hause. Während ich in der Bahn saß, musste ich an den ersten Brief vom Weihnachtself denken. Schon komisch, wie sich alles entwickelt hatte.
Zwanzig Minuten später stieg ich aus der Bahn und klingelte wenig später bei Ally.
Der Summer ertönte und ich betrat das Haus. Im zweiten Stock angekommen, stand meine beste Freundin schon in der Tür und sah mich verwundert an. Es schien fast so, als hätte sie jemand anderes erwartet. Doch dann lächelte sie.„Hey, was machst du denn schon wieder hier? Ich dachte, du bist noch in Cullingfield", begrüßte sie mich und nahm mich in den Arm.
„Ich musste wieder zurück. Es gibt so vieles, was ich dir erzählen muss", erwiderte ich und zog meine dicke Winterjacke aus.
Danach machten wir es uns zusammen in Allys Wohnzimmer gemütlich.„Ich hab's getan! Ich habe Joshua eine geknallt. Und nicht nur einmal, sondern gleich zweimal", platzte ich mit der aktuellsten Neuigkeit heraus.
„WAS?!" Meine beste Freundin starrte mich ungläubig an.
„Ja! Du hättest mal sein dummes Gesicht sehen sollen. Der war so verwundert, dass er kein Wort raus bekommen hat", erzählte ich.
„Das kann ich mir vorstellen", grinste Ally.
„Ich bin so stolz auf dich. Das war längst überfällig", meinte sie und umarmte mich.
„Du hattest so recht gehabt. Aber das ist nicht alles, was passiert ist...", fing ich an und erzählte ihr alles von Anfang an. Wie ich dem Weihnachtself geantwortet hatte, wie sich daraus die Brieffreundschaft entwickelt hatte, wie ich Liam kennengelernt hatte und ich plötzlich Gefühle für zwei Typen hatte. Währenddessen schweifte Ally Blick immer wieder zu ihrer Uhr, die an der Wand gegenüber hing. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie unter Zeitdruck stand.„Erwartest du noch jemanden?", fragte ich schließlich und bekam im selben Moment noch eine Antwort, indem es an der Tür klingelte. Ohne zu Zögern ging ich zur Tür und betätigte den Summer für die Haustür unten.
„Hast du vielleicht auch jemanden kennengelernt?", fragte ich sie grinsend und sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue von der Wohnungstür aus an. Ally schien wie erstarrt, erlangte dann die Kontrolle über ihren Körper zurück und sprang hektisch auf.„Ist schon gut. Ich mach auf", sagte ich, aber das schien sie in kleinster Weise zu beruhigen. Ich öffnete die Tür und war gespannt, wen sie erwartete.
„Lizzy, warte, ich muss dir da..." Den Rest ihrer Worte hörte ich nicht mehr. Nun war es an mir zu erstarren. Denn ich hatte mit jedem gerechnet, aber nicht mit dieser einen Person.
Was glaubt ihr, wer vor plötzlich vor Lizzy steht? Wie geht es wohl weiter?
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A Letter for Christmas
Krótkie OpowiadaniaWeihnachten - die Zeit der Liebe, Freude und Magie. Nicht für Lizzy. Seit einem Vorfall letztes Jahr hasst sie diese Zeit. Für sie ist es die reinste Heuchelei und nichts weiter als Kommerz. Nach einem Besuch mit ihrer besten Freundin auf dem Weihna...