Türchen Nummer 25: Weihnachten - das Fest der Liebe

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Aufgeregt trat ich von einem aufs andere Bein. Es war kurz nach 14 Uhr und Liam war noch nicht da. Würde er überhaupt auftauchen?

Die beiden Tüten Schmalzgebäck wärmten meine kalten Hände. Der süße Duft stieg mir in die Nase. Ich hoffte, Liam würde gleich auftauchen. Ich hatte die Idee gehabt, ihn mit Schmalzgebäck zu empfangen. Unser Gebäck im Winter, dem niemand von uns widerstehen konnte.

Nervös blickte ich auf die vielen Familien, Freunde und Pärchen, die hier auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs waren. Ich stand etwas abseits am östlichen Eingang und gerade als die Hoffnung immer kleiner wurde, sah ich ihn. Mein Blick traf auf seinen und mir wurde sofort bewusst, was meine Worte bei Ally angerichtet hatten. Sein Blick war traurig, als er mich erkannte.

„Hey", begrüßte er mich.

„Hey", erwiderte ich verlegen.

Jetzt, wo er vor mir stand, schien mir mein Plan doch nicht mehr so toll, wie noch gestern.
„Ich hab uns Schmalzgebäck gekauft", sagte ich und reichte ihm eine der beiden Tüten.
Schweigend nahm er sie entgegen. Eine kurze Zeit standen wir uns nur gegenüber und wussten nicht, was wir sagen sollten.

„Lizzy, warum sind wir hier? Es ist doch alles geklärt", meinte Liam schließlich und sprach das an, was zwischen uns stand.
„Genau das ist es. Es ist noch nicht alles gesagt und noch längst nicht geklärt", antwortete ich und holte den Brief aus meiner Tasche hervor. Ich hielt ihm den Umschlag entgegen. Liam war sichtlich verwirrt, nahm ihn aber schließlich entgegen.
Ich konnte ihm ansehen, wie er mit sich rang, ob er ihn öffnen sollte.
„Lies ihn. Bitte...", sagte ich leise und sah ihm dabei direkt in die Augen.

Einige Sekunden später riss er den Umschlag vorsichtig auf und zog den Brief heraus. Die Zeit verging quälend langsam. Musste er nicht schon längst mit dem Lesen durch sein? Warum brauchte er so lange? Mit jeder Sekunde wurde ich aufgeregter. Was dachte er? War es schon zu spät oder gab es noch Hoffnung? Ich betrachtete Liam. Schließlich faltete er den Brief wieder zusammen.

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll", sagte er.
Was sollte das bedeuten? War das gut oder schlecht? Konnte er mir nicht einfach direkt sagen, was er dachte?

„Ist das gut oder schlecht? Ich meine, ich kann verstehen, dass... immerhin... also, ich war echt blöd und...", stammelte ich. Doch weiter kam ich nicht, denn Liam unterbrach mich.

„Wie wäre es, wenn du aufhörst zu reden?", meinte er und kam auf mich zu bis er nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt war. Ich konnte seinen warmen Atem spüren. Er legte eine Hand unter mein Kinn und hob es an, sodass ich ihn ansehen musste.

Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, ehe er sich zu mir unter beugte und mich küsste. Sein Lippen waren warm und weich und in meinem Bauch spürte ich dieses gewisse Kribbeln. Ein Glücksgefühl breitete sich in meinem ganzen Körper aus und ich brauchte einen Moment, um mich zu sammeln, als wir uns voneinander lösten.

„Jeder verdient eine zweite Chance, vor allem, wenn er etwas riskiert", sagte Liam lächelnd.
„Du glaubst gar nicht, wie glücklich du mich damit machst", sagte ich und strahlte.
„Nicht so glücklich, wie ich bin. Ich dachte echt, du willst nichts mehr von mir wissen. Dabei hatte ich gedacht, dass dir unsere Zeit in Cullingfield genauso gut gefallen hatte, wie mir. Hätte ich gewusst, dass du es auch warst, die meine Briefe beantwortet hat...", erwiderte er.
„Eigentlich war der Brief ja für Ally bestimmt", erinnerte ich ihn.
„Das stimmt, aber ohne diesen Brief hätten wir uns wahrscheinlich niemals kennengelernt." Er zog mich zu sich und küsste mich erneut.

„Wen haben wir denn da?" Eine mir leider allzu bekannte Stimme ließ mich aufhorchen. Ich löste mich von Liam und drehte mich um.
„Joshua", wandte ich mich direkt an das Arschloch, das vor mir stand und meinte, mir diesen Moment kaputt machen zu wollen. Nur diesmal ließ ich das nicht zu.

„Das ist Joshua?", fragte Liam.
Ich nickte und merkte, wie sein ganzer Körper sich anspannte und er seine recht Hand zur Faust Balte. Sein Blick verfinsterte sich.
„Ich mach das schon", meinte ich und legte mein Hand auf sein Faust. Ich wollte nicht, dass er sich für mich prügelte. Mittlerweile war ich stark genug meine Angelegenheiten selbst zu regeln.

„Also, Joshua. Was willst du? Hat dir die letzte Ohrfeige nicht gereicht? Soll ich dir noch eine verpassen?" Ich ging einen Schritt auf ihn zu und ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, als er tatsächlich einen Schritt zurück wich.

„Du kannst mir gar nichts", erwiderte er, aber ich merkte ihm seine Unsicherheit an.

„Halt dich bloß fern von mir. Du bist das größte Arschloch, dem ich je begegnet bin und hast dafür gesorgt, dass ich am Boden war. Aber damit wirst du nicht durchkommen. Ich kann dir nämlich eine ganze Menge. Du wirst schon sehen, was ich meine", redete ich weiter und machte noch einen Schritt auf ihn zu.

„Wir werden ja sehen", meinte er und verschwand dann schnellen Schrittes in der Menschenmenge. Stolz erfüllte mich. Joshua hatte keine Macht mehr über mich.

„Dem hast du es wirklich gezeigt." Liam lächelte mich an.
„Ja, das habe ich. Aber lass uns nicht mehr über ihn reden. Wo waren wir stehen geblieben?", lächelte ich ebenfalls.
„Ich glaube hier." Liam nahm meine Hand und zog mich wieder zu sich heran.
„Ach ja..." Ich zog Liam zu mir runter und küsste ihn voller Leidenschaft.

A Letter for ChristmasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt