Kapitel 10

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Diesen Schmerz von damals fühlte sie immer noch deutlich als sie müde blinzelte. Verwirrt bemerkte sie, dass sie auf dem Sofa lag. Wahrscheinlich war sie eingeschlafen. Als warme Finger beruhigend über ihre Wange strichen um die Tränen zu beseitigen, wurde ihr klar das Draco sie geweckt hatte. „Schlecht geträumt?" fragte er während er auf dem Sessel, neben den Sofa saß. Hermine setzte sich auf und schüttelte stumm den Kopf. Malfoys Stirn zog sich in tiefe Falten: „Aber du hast geweint im Schlaf?" „Es war kein Traum. Es war... eine alte Erinnerung." „Eine Schlimme?" fragte er nach und Hermine fuhr sich durch ihre Haare: „Teils, Teils." Er schien zu überlegen und doch nicht weiter nachfragen zu wollen. Verblüfft sah sie auf die Tasse, die er ihr entgegenhielt. „Ich hab Tee gemacht." Hermine lächelte leicht und nahm dankend die dampfende Tasse entgegen: „Bei dem Wetter eine Wohltat."

Seine grauen Augen schweiften zum Fenster: „Ich frage mich wann es wohl zum Schneien anfängt?" „Der Kälte zu beurteilen schon vor drei Tagen." erwiderte Hermine und nippte an ihrem Tee. Sie hielt inne und räusperte sich leicht: „Findest du das ist eine gute Idee?" Er runzelte die Stirn und sie fuhr fort: „Das Kind hier zur Welt zu bringen? Wäre es nicht besser in ein Krankenhaus zu gehen?" „Nein." erwiderte Draco. „Ich weiß das dir das Angst macht. Aber was willst du machen? Im St. Mungo können wir unmöglich auftauchen und wenn wir in ein Muggelkrankenhaus gehen, könnten die Todesser uns sehr schnell finden. Vergiss nicht, du wirst gesucht. Sie haben überall ihre Spitzel." Hermine kaute ungeduldig auf ihrer Unterlippe rum und der Blonde sah sie beruhigend an: „Smith hat doch gesagt, dass alles in Ordnung ist. Nicht wahr? Und er hat schon viele Babys auf die Welt geholt."

Hermine musste ihm Recht geben. Smith hatte ihr die letzten Male versichert, dass alles in bester Ordnung wäre. Sogar eine Ultraschalluntersuchung hatten sie bei seinem letzten Hausbesuch gemacht, mit seinem tragbaren Gerät. Es machte zwar nicht so gute Bilder wie die neusten Apparate, aber um nachzusehen ob alles in Ordnung war, genügte es allemal. Nur das Geschlecht wussten sie immer noch nicht, weil das Kind bei der Untersuchung ungünstig lag. „Denkst du er hat recht?" riss sie Malfoy aus den Gedanken. „Mit was?" fragte sie verwirrt nach. „Das es ein Junge wird." Hermine grinste: „Das kann er gar nicht wissen." „Aber er hat gesagt, dass er anhand des Bauches..." Er brach ab, als Hermine zu lachen begann: „Das ist kein wissenschaftlicher Beweis. Anhand wie sich der Bauch wölbt, kann man nicht bestimmten ob es ein Junge oder Mädchen wird."

„Was denkst du wird es?" fragte er nach und Hermine schüttelte leicht den Kopf, während sie eine Hand auf ihren Leib legte: „Ich weiß es nicht. In meinem Traum ist es immer ein Mädchen." „Ein Mädchen?" „Ja, ein Mädchen." Draco schnaubte halbernst: „Vergiss es Granger, es wird ein Junge. Wir Malfoys bekommen immer zuerst Söhne." „Tja ich bin aber keine Malfoy. Vielleicht breche ich deine Regel?" Die beiden grinsten sich kurz an, bevor Hermine den Blick senkte. Es tat weh darüber zu reden während sie wusste, dass er immer noch nicht von seinem Plan abrückte. „Wie würdest du ihn nenne?" fragte sie leise. „Was?" „Das Kind. Wie würdest du ihn nennen wenn es ein Junge wird?" „Wieso frägst du mich so etwas?" antworte er gequält und es hörte sich eher an wie: „Das spielt sowieso keine Rolle."

Es war eine ganze Zeit still, bevor er sacht sprach: „In der Familie meiner Mutter wurden viele nach Sternenbilder, Sterne und anderen Himmelerscheinungen benannt." „Du auch." warf Hermine ein und Draco nickte bestätigend. „Ja du hast Recht. Nach dem Sternenbild des Drachens. Ich weiß nicht, vielleicht Scorpius." Hermine lächelte leicht: „Scorpius? Ist das dein ernst?" „Ja. Wieso?" „Du kannst doch deinen Sohn nicht Scorpius nennen." „Wäre dir Leonius lieber?" witzelte er und Hermine wiederholte den Namen: „Scorpius?" „Wenn du schon meinen Namen so schlecht machst, dann lass mal deine Vorschläge hören." „Vielleicht Henry oder Edward." „Also bitte" warf er schmunzelnd ein und Hermine sah ihn lächelnd an: „Besser als Scorpius auf jeden Fall."

Draco faltete die Hände zusammen und senkte den Blick: „Und bei einem Mädchen?" Hermines Lächeln war milde. Sie hatte sich schon lange einen Namen für ein Mädchen ausgesucht. „Rose. Nach meiner Großmutter." „Na da kann mein Name auf jeden Fall nicht mithalten." warf Draco ein und sie sah ihn fragend an: „Welchen hättest du denn? Wieder ein Sternbild oder einen Stern?" Er nickte: „Ja. Maja." „Auf jeden Fall besser als Scorpius." zog Hermine ihn auf und Draco lachte leise. Hermine stellte die Tasse auf den kleinen Tisch und atmete angestrengt aus. Sie legte beinahe beschützend beide Hände um ihren Bauch. „Sag es nochmal." „Was?" fragte Draco verwirrt über den plötzlichen Umschwung. Hermine sah mit ihren Augen stark auf: „Deinen Plan. Sag ihn nochmal." Er seufzte: „Hermine..." Sie kniff die Augen zusammen: „Bitte. Ich muss... ich muss es hören. Ich muss es einfach immer wieder hören. Bitte."

Er seufzte erneut, bevor er monoton erklärte. „Du bringst das Kind zur Welt und ich werde es zu dem Waisenhaus bringen wo ich mich informiert habe. Die Beraterin von dort hat gesagt, dass Babys schnell adoptiert werden und das sie bestimmt ein dutzend sehr guter Familien hätte, die auf ein Baby warteten. Es wird also in einer sehr guten Muggelfamilie aufwachsen. Es wird ein gutes Zuhause haben." „Der dunkle Lord wurde nicht adoptiert." warf sie leise ein und sah wie Dracos Stirn sich in Falten zog. „Er ist auch in einem Waisenhaus aufgewachsen. Das weiß Harry von Dumbledore. Ich frag mich die ganze Zeit, ob aus ihm vielleicht nicht dieses Monster geworden wäre, wenn er eine schöne Kindheit gehabt hätte." „Ja aber unser Baby wird bestimmt adoptiert." „Woher willst du das wissen?" fragte sie ihn und er zuckte überfordert mit den Schultern. „Das ist unser Baby nicht der dunkle Lord. Den würde ich bestimmt auch nicht adoptieren."

„Er hat nicht immer so ausgesehen, weißt du. Er war gutaussehend. Ein hübscher, charmanter Junge der nur Missverstanden wurde." „Nimmst du ihn gerade in Schutz?" fragte er ungläubig und Hermine schüttelte wütend den Kopf: „Nein. Ich will nur... ich will nur das du verstehst, dass nicht alles immer so läuft im Leben wie man sich es wünscht." Er lachte hol auf: „Glaub mir das weiß ich zu genüge. Ich hätte bestimmt nicht gedacht, dass ich mit dir schlafen würde." „Wieso hast du es eigentlich getan? Wieso hast du mit mir in dieser Nacht geschlafen?" „Ich weiß es nicht... ich... keine Ahnung. Wieso fragst du mich das eigentlich?" „Weil ich es wissen will. Darum. Ich will viel wissen. Ich würde gerne wissen wieso du mich nicht verpfiffen hast. Wieso du mich nicht einfach ausgeliefert hast, dann wäre das Problem beseitigt gewesen." „Du kennst den Grund. Das Kind kann nichts dafür." erwiderte er einen Hauch eisiger. „Ist das wirklich alles?" „Ja." sagte er kalt und war in dem Moment wieder der Malfoy den sie kannte.

Obwohl sie ganz genau wusste, dass er nicht so war. Die Anschauung auf Draco Malfoy änderte sich für Hermine täglich. An manchen Tagen musste sie sich sogar fragen, ob der Draco Malfoy aus der Schulzeit überhaupt dieser Draco Malfoy war der sich um sie kümmerte. Er hatte Seiten an sich, die Hermine nie vermutet hätte. Wer würde schon glauben, dass er sich mit Muggel auskannte? Ausgerechnet er, der Inbegriff eines Reinblüters und Muggelhasser. Sie konnte ihn so schlecht durchschauen und verstand auch oft seine Gedankengänge kaum. Ihr ging einfach nicht in den Kopf, wie er immer noch an den Plan festhalten konnte? Selbst wenn es ihm um die Sicherheit des Kindes ging, wie konnte er es bereitwillig einfach so aufgeben?

Den in einem Punkt war sich Hermine inzwischen sicher, das ungeborene Baby war Draco Malfoy wichtig. Zweifelsohne. Sonst hätte er nicht so viele Hebel in Bewegung gesetzt um es zu schützen. Es war ihm nicht gleichgültig zumindest dachte sie das. Sie hatte vor kurzem Babykleidung entdeckt. Er hatte sie vor ihr versteckt und Hermine tat immer noch so, als wüsste sie von nichts. Sie konnte sich mit dem Gedanken nicht anfreunden, dass ihr dieses kleine unschuldige Wesen entrissen werden sollte. Obwohl sie den Plan bestimmt jetzt schon hundertmal gehört hatte und mit Sicherheit nichts dagegen tun konnte. Hermine wusste nur eins, sie würde daran zugrunde gehen.

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