Kapitel 13

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Hermine seufzte schwer und versuchte leise zu reden, weil Scorpius erst seit wenigen Minuten endlich schlief. „Du kannst es drehen und wenden wie du willst. Dein Plan hat einen Haken." „Ach ja und welchen?" fragte Draco nach und fuhr sich müde über die Stirn. Hermine setzte sich zu ihm an den Küchentisch: „Egal ob wir aus England mit dem Zug oder dem Flugzeug abhauen, wir haben keine Pässe." „Verdammt wir hätten apparieren sollen als es noch ging." schimpfte Draco und zog eine der Landkarten näher zu sich. „Ich weiß nicht ob das apparieren so gut für Scorpius wäre. Er ist doch noch ein Baby." „Wir hätten es trotzdem versuchen sollen. Jetzt stecken wir fest. Wenn du deinen echten Pass benutzt, dauert es keine zwei Minuten und die Todesser sind da um dich mitzunehmen."

Hermine wusste das Draco seit Tagen daran arbeitete um einen Weg zu finden das Land zu verlassen. Das apparieren ins Ausland war seit drei Tagen nicht mehr möglich, zumindest nicht ohne Greifer auf sich zu ziehen, die einen dann sofort wieder zurück nach England brachten. „Du weißt nicht einmal wohin wir hin sollen. Geschweige von was wir leben wollen. Du kannst nicht einfach so in ein fremdes Land gehen ohne irgendwelche Mitteln. Du hast selbst gesagt, dass es zu auffällig wäre wenn du eine zu große Summe aus Gringotts holst." Er verschränkte die Hände vor der Brust: „Schön, hast du einen besseren Plan?" „Nein habe ich nicht." erwiderte sie ruhig und er nickte siegessicher. „Na also." „Aber trotzdem können wir nicht einfach so..." Draco unterbrach sie sofort: „Wir verhexen sie einfach." „Denkst du nicht, dass dort vielleicht auch Spitzel vom Ministerium rumlaufen und das sie es ein wenig seltsam finden wenn wir Muggel verhexen um das Land zu verlassen?"

Er wollte gerade den Mund aufmachen als es klingelte und er zusammenschreckte. Was war momentan nur mit ihm los? Es war so als würde er hinter jeder Ecke eine Gefahr erwarten. „Beruhig dich. Das ist Smith." Draco fuhr sich erschöpft durch die Haare: „Den habe ich ja schon wieder ganz vergessen." Hermine hatte ihn nicht vergessen. Sie hatte ihn heute angerufen und Smith hatte mehr als verwundert gewirkt als Hermine ihn gebeten hatte nochmal zu kommen und Scorpius zu untersuchen. Natürlich nur zur Routine. Hermine öffnete dem Arzt die Tür, der sich von dem kalten und nassen Wetter etwas schüttelte. „Danke das sie nochmal gekommen sind. Aber jetzt schläft er endlich." erklärte Hermine und hoffte das Smith nicht sauer war.

„Das macht nichts. Ich habe Zeit." erklärte der ältere Mann und sah sie freundlich an „Wie geht es ihnen? Alles in Ordnung? Sie waren etwas schwach nach der Geburt." Hermine lächelte: „Danke der Nachfrage. Aber es ist alles in Ordnung. Wirklich. Draco hat mich die letzten Tage kaum rumrennen lassen. Er hat sich gut um mich gekümmert. Um mich und unseren Sohn." „Das hört man gern." Sie führte ihn in die Küche und Draco begrüßte Smith ebenfalls. Hermine fragte vorsichtig: „Wollen sie vielleicht einen Tee? Das Wetter ist momentan wirklich sehr kalt." Smith nickte dankend und setzte sich an den Tisch, während Draco die Karten zusammenlegte. „Sie wollen verreisen?" fragte der Mann und Draco nickte: „Ja. Ja ein wenig." „Für lange?" hakte der Arzt nach und Draco zuckte die Schultern: „Wissen wir noch nicht."

„Nun..." Die Stimme des Arztes war langsam „England zu verlassen über den Flughafen oder mit dem Zug würde ich lassen. Es ist einfacher per Schiff an den Todessern vorbeizukommen. Den sobald man oben ist, hat man sie nicht mehr an den Fersen." Die Stimmung schwang sofort um. Hermine die gerade noch die Tasse Smith gereicht hatte, wich zurück. Ihr Herz schien stillzustehen. Todesser. Woher wusste er davon? Wie konnte er davon wissen? Sie erwachte aus der Starre als Draco seinen Zauberstab zog und Hermine hinter sich schob. „Wer sind sie?" fragte er mit bedrohlicher Stimme, was Smith nicht im Geringsten zu stören schien. „Leg deinen Stab weg Junge." erwiderte er gelassen und nippte an seiner Tasse.

Draco rührte sich keinen Zentimeter und auch Hermine bewegte sich nicht. Sie fühlte sich hilflos ohne ihren Stab. Schutzlos und ausgeliefert. „Denkst du nicht, wenn ich euch etwas tun hätte wollen, dass ich es schon längst gemacht hätte?" sagte Smith und sah Draco fragend an. „Woher wissen sie, wer wir sind?" hakte Draco nach und ließ seinen Stab weiterhin auf den älteren Mann gerichtet. Smith gluckste resigniert: „Ich bitte dich. Deine Ähnlichkeit mit der Familie Malfoy ist doch eindeutig. Und sie wird gesucht. So ist es doch Miss Granger, oder? Zumindest werden sie immer noch auf den Fahndungsseiten im Propheten abgedruckt. Ich muss zugeben es hat mich verwirrt sie beide zusammen anzutreffen als sie mich gerufen haben. Besonders in dieser Lage."

Hermine wollte nach vorne gehen, doch Draco hielt sie zurück. „Nicht." „Ich habe nicht vor ihnen etwas zu tun. Keinen von ihnen." „Was wollen sie dann?" fuhr ihn Draco aufgebracht an und Nigel lächelte matt: „Helfen. Nur helfen. Ich muss zugeben ich war skeptisch. Ich hätte nicht gedacht, dass sie sich so um das Kind einer Muggelgeborene sorgen. Aber auch ein erfahrener alter Mann, kann sich in Menschen täuschen und anscheinend habe ich sie völlig falsch eingeschätzt. Ich dachte sie wollten nur warten bis der Kleine auf der Welt ist um ihn... nun zu beseitigen oder wegzubringen. Was Reinblüter in der Regel mit so etwas tun." Ein Schauer lief über Hermines Rücken. Draco wollte nie dem Kind etwas antun. Nie.

„Ich wollte ihn wegbringen. Aber nicht weil ich ihn loshaben wollte. Ich wollte ihn nur in Sicherheit wissen. Weg von hier. Weg von uns." erklärte Draco und seine Stimme klang dabei rau. „Nun ich weiß nicht ob ich ihnen gratulieren sollte, dass sie so vernünftig gehandelt haben und es nicht getan haben. Oder ob es Leichtsinnig ist. Wieso haben sie nicht vorher das Land verlassen?" fuhr ihn Smith an und Draco steckte seinen Stabe ein. „Ich weiß es nicht. Es war vorher alles anders geplant." Er sah kurz zu Hermine. „Wir wussten nicht wirklich wie wir mit der ganzen Situation umgehen sollten und Hermine wollte ihn die ganze Zeit schon behalten. Ich hielt es für Hirnrissig und zu Gefährlich. Aber als ich ihn im Arm hatte und er mich angeschaut hat.... Ich konnte es nicht tun. Ich konnte es nicht und ich will es auch nicht. Das ist auch mein Kind."

Hermines Augen regten sich und sie berührte Draco leicht am Arm. „Draco..." wisperte sie leise und ihre Finger berührten kurz seine Hand, bevor er sich ihr entzog. Es war ein kleiner Stich und sie wusste nicht wieso. Sie waren nicht zusammen und wahrscheinlich Meilen davon entfernt Freunde zu werden. Nur Scorpius, ihr gemeinsamer Sohn verband sie miteinander. Smith seufzte: „Mein Gott Kinder. Was habt ihr euch dabei nur gedacht?" Hermine setzte sich an den Tisch und Draco tat es ihr gleich. „Was denkt man schon dabei, wenn man in dem Alter Kinder kriegt?" warf sie ein und Dracos Stimme war eindringlich. „Es ist egal was wir vorhatten. Wir müssen hier weg und zwar so schnell wie möglich." „Leichter gesagt als getan." erwiderte Smith.

„Woher wussten sie das alles? Sind sie ein Heiler?" fragte Hermine interessiert nach einiger Zeit Stille und Smith schüttelte den Kopf: „Nein. Ich bin Arzt. Meine Familie sind Zauberer und Hexen. Schon seit vielen Generationen. Mein Vater war auch Arzt. Meine Mutter eine Hexe, ihre Familie hatte schon lange nicht mehr auf das Reinblut geachtet und bisher war das auch kein Problem. Meine Schwestern und Brüder sind alle magisch veranlagt. Nur ich konnte damit nie richtig umgehen." „Sind sie ein Squib?" fragte Draco und Smith schmunzelte: „Vielleicht? Vielleicht auch nicht? Ein paar simple Zauber bekomme ich zusammen das ist aber auch schon alles was ich kann. Ich hab mich dann mehr auf die Muggelwelt konzentriert. Bin Studieren gegangen und hab die Praxis meines Vater übernommen."

„Sie haben aber noch Kontakt zur magischen Welt nicht wahr?" „Ja." bestätigte Smith Hermines Frage. „Ich weiß was da draußen vorgeht und ich weiß auch, dass ihr drei hier in Lebensgefahr seid. Es war dumm in dieser Zeit zusammenzukommen." Hermine schüttelte den Kopf: „Wir sind nicht zusammen." „Merlin bewahre." fügte Draco hinzu. „Das war eine einmalige Sache." „Definitiv." erklärten die Beiden weiter und Smith sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an: „Wirklich?" „Wirklich." erwiderten die Beiden gleichzeitig. „Nun wie sieht dann ihr Plan aus? Trennen sie sich auf ihrer Flucht?" Ihr Hals fühlte sich enger an und sie sah Draco deshalb erstaunt an als dieser antwortete: „Das ist keine Option. Wir werden gemeinsam das Land verlassen oder gar nicht."

„Und wo wird es hingehen, wenn ich fragen darf?" hakte Smith nach und Draco zögerte. „Ich dachte Frankreich oder Deutschland. Hauptsache raus aus England." „Vergiss es. Viel zu offensichtlich und zu gefährlich. Viele fliehen in diese Länder. Es ist zu nah an England dran. Es gibt sogar Greifer, die dort drüben auf Jagd gehen und Entflohene wieder zurück nach England bringen. Ihr braucht ein sicheres Land, weitgenug weg von England, wo man euch nicht findet und nicht vermutet." „Und was schlagen sie vor?" sagte Draco leicht arrogant und Smith fuhr den Rand seiner Tasse nach. „Amerika? Kanada? Alaska? Hauptsache weitgenug weg. So weite Strecken appariert fast niemand. Das Risiko ist zu hoch sich zu zersplintern."

„Das löst nicht unser Hauptproblem. Mit unseren Pässen kommen wir nicht weit." warf Hermine ein und Smith Stimme war ernst: „Das mit den Ausweisen lässt sich schon regeln. Ihr solltet nur nicht noch länger warten. Es ist nur eine Frage der Zeit bis sie euch finden und ich möchte mir nicht ausmalen was mit euch passiert wenn die Todesser davon erfahren." Hermine schluckte. Sie konnte sich ausmalen was passieren würde. Soweit durfte es nicht kommen. Ihr Leben alleine war ihr nicht mehr wichtig. Hier ging es um ihren Sohn. Er würde nicht akzeptiert werden. Nicht einmal Draco könnte ihn retten, wenn sie ihn die Hände von Todesser fallen würden.

Smith hatte lange erzählt. Er hatte anscheinend Erfahrungen darin Zauberer und Hexen bei der Flucht zu verhelfen. Was vor allem daran lag, dass er genügend Kontakte ins Ausland hatte. Besorgt musterte sie Draco der schon seit Stunden schwieg und jetzt wohl an Scorpius kleinem Bettchen angefroren war. „Dir gefällt der Gedanke nicht mit Hilfe von Dr. Smith zu fliehen, oder?" begann sie vorsichtig und Draco seufzte ohne sich von dem Kind abzuwenden „Es ist nicht die Hilfe die mir missfällt." Hermine trat weiter in ihr Schlafzimmer ein: „Was dann?" Seine Miene war ausdruckslos als er sich endlich von dem Bettchen abwandte: „Das Land. Amerika." Hermine runzelte die Stirn: „Was gefällt dir daran nicht?"

„Du verstehst es nicht." erwiderte er schlicht und ging wieder nach unten. Hermine schloss leise die Tür, bevor sie ihm hastig folgte: „Ich versteh es nicht? Dann erkläre es mir." Sie hielt ihn am Arm zurück als er die Küche betrat: „Rede mit mir. Du kannst nicht immer vor mir davon laufen." „Das hat bisher auch immer geklappt." entgegnete er schlicht und entzog erneut seinen Arm. „Malfoy!" fuhr sie ihn an und sie merkte wie er zusammenzuckte als wäre er es nicht mehr gewöhnt, dass sie ihn so nannte. „Du willst mit uns das Land verlassen und glaub mir ich danke dir dafür. Für alles. Aber wir müssen uns vertrauen wenn das Funktionieren soll. Nur so können wir Scorpius beschützen." „Du willst es also wirklich wissen?" fragte er emotionslos nach und Hermine nickte stumm.

Hermine wich nicht zurück, obwohl sie es innerlich wollte als er rasch auf sie zuging und seinen linken Arm freimachte. Natürlich wusste sie das er ein Todesser war aber das dunkle Mal wirklich an seinem Arm zu sehen war erschreckend. „Deshalb. Viele Todesser sind nach dem Sturz des dunklen Lords geflohen und Amerika war alles andere als begeistert davon. Mein Vater hat mir davon erzählt. Die Zauberer und Hexen dort haben schon vor langer Zeit der Reinblutsache abgeschworen. Dort gibt es Dörfer und ganze Kleinstädte wo Zauberer und Hexen mit Muggel zusammenwohnen. Verstehst du? Ich kann da nicht hin. Nicht mehr. Nicht als Todesser."

„Du bist kein Todesser." Er schnaubte abfällig. „Zumindest kein richtiger oder? Du konntest Dumbledore nicht töten. Du hast mir das Leben gerettet. Einem Schlammblut." „Hör auf dich so zu nennen." presste er ärgerlich hervor. „Du hast sogar ein Kind mit mir." fuhr sie unbeirrt fort. „Also bitte. Das muss doch diesen Zauberern und Hexen genügen." „Du gibst wohl nie auf, was?" fragte er gereizt. Sie griff nach seinem linken Arm: „Du wolltest das nicht freiwillig oder?" Er ballte seine Hand zur Faust und Hermine verstärkte ihren Griff. Sie sah die Narben, die sich um das dunkle Zeichen rankten. „Was hast du da getan?" „Ich hab versucht es loszuwerden. An dem Tag... bevor ich auf dich in der Bibliothek getroffen bin." erklärte er leise während Hermines Finger über die dünnen Narben fuhren. „Wolltest du es rausschneiden?" „Das war der Gedanke."

Sie zuckten zusammen als ein Klackern vom Fenster zu hören war. Eine schwarze Eule saß davor und Dracos Blick sprach Bände. „Das ist der Vogel meiner Mutter." „Deine Mutter?" fragte Hermine und Draco öffnete kurz das Fenster und nahm der Eule den Brief ab. Er riss ihn auf: „Irgendetwas ist passiert. Ich soll sofort nachhause kommen. Sie brauchen meine Hilfe." „Was heißt passiert?" „Das weiß ich nicht." antwortete Draco und knüllte den Brief zusammen. Er eilte in den Flur und nahm seinen Mantel vom Haken. „Was hast du vor?" fragte Hermine ängstlich.

Draco rollte mit den Augen: „Na was schon? Nach sehen was los ist bevor sie anfangen mich zu suchen. Du bleibst hier und verlässt nicht das Haus." Er wollte schon die Haustür aufreißen als er stehenblieb und Hermine ernst ansah. „Ich will das du deinen Zauberstab holst. Er ist oben in meinem Zimmer. In der untersten Schublade der Kommode." „Aber..." fing sie an und wurde je unterbrochen. „Tu einfach was ich dir sage Hermine. Bitte." Sie nickte still und Dracos Stimme war leise: „Ich bin bald wieder da. Versprochen." Sie sah einige Minuten auf die Haustür bevor sie nach oben rannte und ihren Stab suchte.

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