Kapitel 14

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Irgendetwas stimmte nicht. Hermine konnte nicht sagen was es genau war. Es war nur so ein komisches Gefühl das mit jeder Minute zunahm. Das sie ganz langsam zu ersticken drohte. Wie üblich versuchte sie einen kühlen Kopf zu bewahren und scheiterte dabei kläglich. Ungeduldig ging sie im Haus umher, Scorpius dabei im Arm. Sie traute sich nicht ihn in einem anderen Zimmer zulassen. Ich bin bald wieder da. Versprochen. Immer wieder klang dieser Satz in ihren Ohren und mit jeder vergangenen Stunde machte sie ausgerechnet dieser Satz noch ungeduldiger. Sie war müde und erschöpft und trotzdem würde sie jetzt kein Auge zubekommen. Im Gegensatz zu ihren Sohn, der in aller Seelenruhe in ihren Armen schlief. Er war viel zu klein um sich Sorgen zu machen.

Was wenn er nicht mehr zurückkam? Was wenn ihm etwas zugestoßen war? Was sollte sie dann tun? Hierbleiben und warten? Das Land auf eigene Faust verlassen? Nein das konnte sie nicht. Sie konnte Draco nicht zurücklassen. Er hatte sie eingesperrt und er wollte Scorpius ihr wegnehmen aber dies alles geschah doch nur zum Schutz von Hermine und ihren gemeinsamen Kind. Er hatte ihr geholfen und sie beschützt. Er war für sie dagewesen. Sie konnte ihn nicht im Stich lassen. Nicht mehr. Nicht nach allem was sie durchgemacht hatten. Sie würde wahrscheinlich Draco Malfoy nie verstehen, aber in einem Punkt war sie sich sicher: Draco Malfoy war kein schlechter Mensch.

Sie schreckte zusammen als es im Flur knallte und atmete fast erleichtert aus als sie Dracos Fluchen hörte. Sie legte Scorpius vorsichtig ab und eilte vom Wohnzimmer in den Flur. „Du meine Güte." keuchte sie erschrocken und eilte auf Draco zu der zusammengekauert auf dem Boden saß. Eine Hauselfe die Hermine nicht kannte tapste fast ängstlich zur Seite. Er war blass. Blasser als für Draco Malfoy üblich. Hermine sah Blut über seine Hände laufen, während er sie selbst gegen seinen Bauch drückte. „Was ist passiert?" fragte sie und versuchte seine Hände von der Wunde zu ziehen, die er anscheinend verdeckte. „Du bist noch hier?" fragte er fast erstaunt und Hermine sah ihn verständnislos an: „Natürlich bin ich noch hier. Wo soll ich denn sonst sein?"

„Ich dachte du würdest die Gelegenheit nutzen und abhauen." erwiderte er und stöhnte vor Schmerz auf. Hermine zog rasch die Luft ein als sie die tiefen Schnitte durch sein zerfetztes Hemd sah. Sie wandte sich an die Hauselfe: „Ich brauche Diptam Essenz. Es ist in der Küche." Die Hauselfe rührte sich nicht und Dracos Stimme war leise: „Tu was sie dir sagt." Die Elfe mit den großen hellen Kulleraugen nickte und tapste eilig davon. „Warum bist du nicht abgehauen?" fragte er und Hermine sah ihn direkt an. War das sein einziges Problem? Er kam schwer verletzt zurück und wollte eine Erklärung warum sie noch da war? Es schien schier endlos zu dauern bis Hermine ihren Blick senkte und erwiderte: „Du hast gesagt das du bald zurückkommst."

Die Hauselfe reichte ihr das Mittel und Draco presste fest die Lippen zusammen als Hermine die Essenz auf die Wunde träufelte. Er atmete schwer und wandte sich wieder an die Hauselfe. „Kehre zurück und sage niemandem etwas. Hast du verstanden?" „Ja Sir." piepste die Hauselfe und verschwand mit einem Knall wieder. „Hilf mir aufstehen." sagte Draco leise und Hermine zog ihn hoch. Sie schwankte kurz unter seinem Gewicht als er sich an ihrer Schulter abstützte. „Wir müssen hier weg." presste er hervor und Hermine merkte wie sein Körper vor Anstrengung zitterte.

„Weg? Wir können nicht weg Draco." warf sie ein und er lehnte sich leicht an der Wand ab. „Wir müssen aber." „Das ist irrsinnig. Smith kommt in wenigen Stunden mit den Pässen und wir haben immer noch keinen Plan von was wir leben sollen. Verdammt Draco du kannst kaum stehen." fügte sie aufgebracht hinzu und stütze ihn erneut als er schwankte. Sie schob ihn unter leichten Protest ins Wohnzimmer und drückte ihn auf das Sofa. „Sag mir endlich was passiert ist." forderte sie und Draco sah auf: „Potter ist passiert." „Harry? Was ist mit Harry?" „Er war in Manor. Man hat ihn geschnappt mit seinen kleinen Freunden." erklärte Draco weiter und Hermine setzte sich langsam neben ihn. „Freunden? Wer ist denn noch alles bei ihm gewesen?"

„Weasley und Dean Thomas. Aber ich glaube den haben sie irgendwo aufgegabelt." sagte er leicht zerstreut und Hermines Stimme war aufgeregt: „Und jetzt? Sind sie noch in Manor?" „Nein. Warum denkst du sehe ich wohl so aus?" Hermine sah ihn ungläubig an als er aufstand und sich sofort wieder zurück aufs Sofa fallen ließ: „Du hast sie befreit?" „Nicht nur sie. Dobby hat geholfen sie alle wegzubringen. Auch die anderen Gefangenen. Ohne Potter sind wir aufgeschmissen. Wenn der dunkle Lord gewinnt ist Scorpius nie in Sicherheit." Hermine kniff ihre Augen etwas zusammen: „Andere Gefangene?" „Lange Geschichte." seufzte der Blonde und Hermine strich sich ihr Haar nach hinten: „Und wie kommt es das du verletzt bist?" „Glaubst du meine Familie war begeistert, dass ich Potter helfe? Bellatrix ist völlig durchgedreht."

„Ich wusste schon immer, dass sie nicht mehr alle Sinne beisammen hat." murmelte Hermine. „Ohne der Hilfe von Mutters Hauselfe wäre ich wohl nicht mehr heil rausgekommen." warf er ein und die Beiden sahen sich erneut an. Hermine wollte gar nicht daran denken. „Wir müssen weg. Jetzt." sagte Draco mit Nachdruck und Hermine schüttelte den Kopf: „Wir dürfen jetzt nicht überstürzt handeln." „Wir müssen von hier verschwinden. Verstehst du das nicht? Umso länger wir bleiben, umso gefährlicher wird es für uns. Ich hab sie verraten." Hermine nickte verständnisvoll: „Ich weiß was du meinst. Aber ein paar Stunden mehr oder weniger bringen uns schon nicht um. Außerdem habe ich eine Idee, was das Geld betrifft." Er sah sie stirnrunzelnd an und Hermines Stimme wurde ernst: „Du musst mir vertrauen Draco." „Was hast du vor?" fragte er leise. „Ich muss nach London." „Was? Bist du verrückt?" „Vertrau mir. Bitte."



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Draco kam sich momentan vor wie ein rotierender Kreisel. Punkt acht Uhr hatte Hermine das Haus verlassen ohne ihn, um zu apparieren nach London. Es war gefährlich und das wusste nicht nur er sondern auch sie selbst. Sie könnte die Greifer auf sich ziehen und würde schneller in Askaban landen als ein Klatscher auf einen Spieler und dieses Mal würde er nichts für sie tun können. Er wurde selbst gesucht. Er war ein Verräter in den Todesserreihen und das war praktisch gesehen ein Todesurteil. Einmal Todesser immer Todesser. Man stieg nicht einfach aus oder verriet den dunklen Lord. Es war ein lebenslanger Dienst bis in den Tod.

Etwa eine Stunde später war Smith aufgetaucht mit den neuen Pässen. Er fragte nicht weiter nach woher er sie hatte. Hauptsache sie hatten sie endlich und konnten ausreisen. Er legte vorsichtig Scorpius in die Maxi Cose und ging nochmal die restlichen Sachen durch. Er hatte versucht alles einzupacken was sie brauchen konnten. Smith sah ungeduldig auf die Uhr: „Du hättest sie nicht gehen lassen sollen." „Granger kann man nichts ausreden. Wenn sie sich etwas vornimmt dann zieht sie es auch durch. Ich hätte sie nicht aufhalten können, dass wäre fast so als würde man versuchen ein Gespenst mit bloßen Händen festzuhalten."

Sein Blick schweifte zur Uhr und er schloss die Gurte der MaxiCose: „Sie wird gleich kommen, ganz sicher." murmelte er mehr zu sich selbst und versuchte das Zittern seiner Hände zu unterdrücken. Draco sah auf als Smith ihm ein Fläschchen reichte: „Für die Schmerzen. Das wird bestimmt noch einige Tage anhalten." Draco nickte dankend und die Beiden sahen auf als die Haustür aufgerissen und wieder zugeschlagen wurde. Draco atmete erleichtert aus als Hermine den Raum betrat und Smith murmelte: „Gott sei Dank." Hermine sah sie verwundert an: „Was ist?" „Wir haben uns Sorgen gemacht." erwiderte Draco und sie sah ihn leicht amüsiert an. „Musst du nicht. Du kennst mich doch." „Eben." entgegnete er ärgerlich.

„Naja jetzt bin ich ja hier." sagte sie ruhig und er hätte sie am liebsten durchgeschüttelt. Wie konnte sie zum Teufel nochmal so ruhig und gelassen sein? Verstand sie den Ernst der Situation nicht? Smith redete sofort auf beide wieder ein: „Ihr müsst euch beeilen damit ihr das Schiff nicht verpasst. Am besten ihr schlagt euch nach eurer Ankunft nach Vermont durch. Die Adresse der kleinen Stadt dort habe ich hier aufgeschrieben." Hermine nahm den Zettel entgegen und nickte still. „Wenn es Probleme geben sollte, versucht David Carter zu kontaktieren. Er wird euch helfen. Er ist ein alter Freund von mir und weiß eure Geschichte." Draco schluckte und Nigel sah ihn aufheiternd an: „Er versteht es und vertraut meiner Einschätzung. Glaubt mir."

Hermine griff nach den Pässen und sah Smith an: „Wie können wir ihnen jemals dafür danken?" „Kommt heil dort drüben an und passt auf den Kleinen auf, damit er nie das erleben muss, was momentan hier in England passiert." „Keine Sorge das machen wir schon." antwortete Draco und Hermine umarmte Smith kurz bevor dieser verschwand. Sie seufzte und Draco sah sie nachdenklich an: „Was ist?" „Ich habe das Gefühl meine Freunde im Stich zu lassen." Er berührte sie kurz an der Schulter: „Du tust das richtig. Du schützt deinen Sohn. Potter würde das verstehen. Glaub mir." Sie sah ihn Kopfschüttelnd an: „Was soll aus uns nur werden Draco?" Er hatte keine Ahnung. Er wusste nur eins, sie mussten hier weg um in Sicherheit zu sein.

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