Kapitel 3

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Aufgebracht schob Hermine den Teller von sich weiter weg. Der Appetit war ihr heute gehörig vergangen. Sie hätte die Zeitung doch nicht lesen sollen. Es war mittlerweile August und ihr Leben hatte sich drastisch geändert. Ihre Eltern waren weg, irgendwo in Australien ohne einen Gedanken an sie noch verschwendend, weil sie nicht einmal mehr wussten, dass sie eine Tochter hatten. Hermine hauste momentan in einem kleinen, etwas heruntergekommenen Apartment. Es war nicht sonderlich groß oder hübsch, aber für sie genügte es. Genügte es als Versteck. Sie hatte sich zurückgezogen, mied alle magischen Plätze und versuchte so selten wie möglich auf die Straße zu gehen. Sie hatte weder etwas von Harry und Ron gehört, noch von den restlichen Weasleys.

Nur heute musste sie einfach mal wieder auf die Straße. Zu einem tat ihr die frische Luft gut, wobei das Wetter durch die Dementoren einfach nur schrecklich war und zum anderen war sie heute bei einem Arzt zur Kontrolle. Unbewusst fuhr sie sich wie die letzten Tage so häufig über den Bauch. Man sah es ihr noch nicht wirklich an. Einige enge Hosen kniffen bereits etwas, aber eine Art Bauch sah man noch nicht. Wie auch? Der Geburtstermin war Ende Januar angesetzt. Es war noch Zeit. Genügend Zeit. Sie nippte verstimmt an ihrem Glas. Zauberkräfte stehlen? So ein Unsinn. Es diente doch nur dazu die Muggelstämmigen zusammenzutreiben. Ebenso bezweifelte sie das Scrimgeour zurückgetreten war. Es war doch sonnenklar das Voldemort und seine Todesser das Ministerium übernommen hatten.

Sie schlüpfte in ihren dünnen Mantel und legte genügend Geld auf den Tisch, bevor sie das kleine Muggelrestaurant verließ. Den Propheten knüllte sie zusammen und warf ihn in den Mülleimer wo sie ihn vorher herausgefischt hatte. Langsam ging sie den Gehweg entlang. Es war Nachmittag und trotz des leicht regnerischen Wetters waren viele Menschen unterwegs. Sie sah auf ihre Armbanduhr und überlegte gerade ob sie vielleicht noch Einkaufen gehen sollte, dann müsste sie wenigstens übermorgen nicht schon wieder ihre Wohnung verlassen, als ihr ein Mann auffiel der auf sie zukam. Das finstere Gesicht kam ihr irgendwie bekannt vor. Sie blieb abrupt stehen. Das war Yaxley, ein Todesser.

Sie machte auf dem Absatz kehrt, während sie ihren Zauberstab in der Tasche umklammerte. Hastig drängte sie sich an einigen Leuten vorbei und blieb erneut stehen, als sie einen weiteren Todesser erkannte. Sie sah nach links und nach rechts, die beiden Männer immer näher kommend. Eindeutig, sie waren wegen ihr hier. Hermine überlegte nicht lange und bog in eine kleine Gasse ein. Ihre Schritte beschleunigten sich, während sie ein paarmal immer abbog, tiefer in die dunklen Gassen hinein und kleine Stufen hinter sich lassend. Ihr Atem ging schwer, als sie sich umdrehte und horchte. Als Schritte näher kamen wich sie automatisch immer weiter zurück. Saß sie in einer Falle? Wie zum Teufel konnten sie sie finden? Oder hatten sie sie schon die ganze Zeit im Visier gehabt?

Sie wollte gerade weiterlaufen, als eine Hand von hinten sich auf ihren Mund legte und sie in eine dunkle Ecke gezogen wurde. Sie versuchte gegen den Angreifer zu schlagen oder zu schreien, als eine bekannte Stimme forderte:

„Hör auf Granger."

Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken als sie die Person erkannte. Sie wollte sich wieder befreien und keuchte auf als sie die feuchte Wand im Rücken spürte. Dracos Augen blitzten auf.

„Malfoy, was zum...", weiter kam sie nicht, den er legte ihr die Hand erneut auf den Mund und legte einen eigenen Finger an seine Lippen.


Kurze Zeit später hörte man Schritte näher kommen.

„Sie ist hier doch reingerannt oder nicht Yaxley? Ich hab sie erkannt. Das war Potters Schlammblut."

„Wahrscheinlich appariert.", knurrte Yaxley. „Lass uns zurückgehen. Das wird ihn bestimmt interessieren, dass sie alleine unterwegs ist."

„Woher weißt du das?", fragte der andere Todesser.

„Hast du Potter irgendwo gesehen?", fuhr ihn Yaxley an und es knallte zweimal, als sie apparierten.

Hermine atmete erleichtert aus, als Draco sie losließ und er sich ihr gegenüber an die andere Wand lehnte.


Ihr Hals fühlte sich viel zu trocken an. Was wollte er hier?

„Was machst du hier Malfoy?"

„Nach was sieht es denn aus Granger? Ich rette ein Schlammblut."

Ihre Augen verengten sich leicht.

„Wieso hilfst du mir?"

Er ging gar nicht darauf ein, sondern fuhr sich über seinen dunklen Anzug. Er sah immer noch krank aus. Hermine verdrängte den Gedanken sofort und Dracos Stimme war gereizt.

„Sag mir mal eins Granger, wie kann man so dumm sein und am helllichten Tag in der Stadt rumlaufen? Besonders du."

„Was geht es dich an?", giftete Hermine. Er seufzte und sah sie dann mit einem ernsten und herablassenden Blick an.

„Wir müssen reden Granger. Also komm."

Er wollte sich umdrehen und gehen, als er merkte das Hermine sich nicht bewegte sondern ihre Augen nach einem Ausweg suchten.


„Denk nicht einmal im Traum daran wegzulaufen.", ertönte seine Stimme als könnte er ihre Gedanken lesen. „Komm.", forderte erneut und wandte sich erst um als Hermine einige Schritte nach vornemachte.

Doch sie hatte alles andere vor, als ihm zu folgen. Das war Draco Malfoy. Ein Todesser. Er hatte seine Kollegen reingelassen in Hogwarts. Er hatte mehrmals versucht Dumbledore zu töten und war letzten Endes auch Schuld an dessen Tod. Wieso sollte sie ihm vertrauen? Wieso mit ihm mitgehen? Nur wegen einer Nacht? Nein auf gar keinen Fall. Sie folgte ihm einige Meter und als er sich Sicher fühlte stieß sie ihn hart in den Rücken.

Er kam ins Straucheln und Hermine drehte sich hastig um. Sie wollte zurück in ihre Wohnung apparieren.

„Granger.", knurrte Draco und versuchte sie zu packen. Sie merkte wie sie sich auf der Stelle drehte. „Nicht!", rief Draco und bekam sie tatsächlich am Knöchel zu fassen.

Hermine hatte das Gefühl zu fallen, schlug allerdings erst auf dem dunklen Holzboden in ihrer Wohnung auf. Gleichzeitig durchfuhr ein heftiger Schmerz ihren Arm und sie konnte einen Schrei nicht unterdrücken. Sie rappelte sich in eine sitzende Position auf und lehnte sich schwer atmend gegen den dunklen Sessel, als sie merkte wie immer mehr Blut über ihren Arm lief. Sie hatte es geschafft sich zu zersplintern.


Malfoy rappelte sich schimpfend auf.

„Granger, du dummes Biest! Was hast du dir dabei gedacht?! Bist du verrückt und total..."

Er hielt mitten in seiner Schimpfpredigt inne und sah entsetzt auf Hermine. Diese sah nur eins. Draco Malfoy war in ihrer Wohnung. Sie keuchte vor Schmerz auf und schüttelte leicht den Kopf, als er seinen Zauberstab zog. Würde er sie töten? Er durfte sie nicht töten.

„Bitte...", hauchte sie und versuchte vergebens ihre Augen offen zu halten, während immer mehr Blut aus ihr hinausfloss.

Ihr Atem ging schwer und ihr Herz schlug schnell, während sie das Bewusstsein verlor.

Forced luckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt