Kapitel 12

334 15 0
                                    


Als Hermine wach wurde, fühlte sie sich als hätte sie ein halbes Jahrhundert geschlafen. Sie fühlte sich matt und erschöpft und doch regte sich in ihr etwas was ihr Kraft gab. Sie hatte einen Sohn. Einen kleinen Jungen und er war bildhübsch. Er war perfekt in ihren Augen. Sie liebte ihn so sehr, dass es schon wieder wehtat. Er sah so zart und leicht aus. So zerbrechlich und unschuldig, als sie ihn das erste Mal im Arm hatte. Sie konnte das Gefühl nicht beschreiben als er an ihrer Brust trank. Sie war Mutter. Sie blinzelte müde und ihr Lächeln das sie auf ihren Lippen hatte verschwand schlagartig. Draußen dämmerte es schon. Es war als würde die Finsternis über sie hereinbrechen. Sie war eingeschlafen. Wie konnte sie nur solange schlafen? Ruckartig setzte sie sich auf und griff sich an die Stirn als ihr leicht schwindelig wurde.

Sie horchte und hörte nichts. Es war so verdammt still in diesem verfluchten Haus. Panik stieg in ihr Hoch. Draco hatte ihn bestimmt schon weggebracht. Er hatte das Baby mitgenommen um seinen Plan durchzuziehen. Sie spürte diesen Schmerz des Verlustes deutlich als würde man ihr mit einem Messer das Herz herausschneiden. Sie versuchte aufzustehen und merkte, dass sie kaum Kraft in ihren Füßen hatte. Die Geburt hatte an ihren Kräften gezerrt. Doch Hermine wollte nicht aufgeben. Nein sie würde nicht aufgeben. Sie wollte ihren Sohn. Es war ihr Kind. Welches Recht hatte Draco Mafoy ihren Sohn mitzunehmen um ihn herzugeben? Wieso sollte er bei einer fremden Frau aufwachsen? Sie war die Mutter. Hermine wusste, dass ihre Lage mehr als schlecht war. Sie wurde gesucht. Sie war eine Muggelgeborene und sie hatte nichts. Rein gar nichts. Doch irgendwie würde sie das schon schaffen. Sie würde sich irgendwie schon durchkämpfen.

Sie hielt sich krampfhaft an dem weißen Bettgestell fest und atmete tief ein uns aus. Ihr Körper zitterte stark und vor ihren Augen verschwamm alles immer wieder leicht. „Was tust du denn da?" fragte Draco Malfoy ärgerlich als er ins Zimmer trat. „Nach was sieht es den aus? Ich stehe auf." Er packte sie fest am Oberarm: „Verdammt du sollst doch noch liegen bleiben. Du bist noch zu schwach um rumzulaufen." Sie versuchte gegen ihn zu schlagen: „Lass mich los und sag mir lieber wo mein Sohn ist." Er sagte nichts und sie schlug gegen seine Brust. Ihre Stimme hörte sich erstickt an: „Sag mir wo du ihn hingebracht hast. Sag mir was du mit ihm gemacht hast." „Granger." fuhr er sie an und packte ihre beiden Arme. „Hör auf damit verdammt nochmal!"

Doch Hermine dachte nicht daran aufzuhören. Sie wollte zu ihrem Sohn. Sie wollte ihn wieder haben. „Du hast kein Recht ihn mir wegzunehmen. Es ist auch mein Kind!" schrie sie ihn mit Tränen überströmten Gesicht an und versuchte weiterhin sich von ihm zu befreien. „Du darfst ihn mir nicht wegnehmen." schluchzte sie laut und er schüttelte sie leicht: „Ich nehme ihn dir nicht weg. ICH NEHME IHN DIR NICHT WEG!" wiederholte er lauter als Hermine weiterhin um sich schlug. Sie hielt schwer atmend inne, während Draco sie weiterhin festhielt: „Was?" „Ich sagte, ich nehme ihn dir nicht weg." Sie sahen sich an und Dracos Augen wirkten so offen. So milde und sanft, dass Hermine es gar nicht glauben konnte. Seine Stimme war leise: „Ich wollte ihn wegbringen. Wirklich ich wollte es tun. Aber ich konnte nicht. Ich bin bestimmt eine Stunde vor dieser dummen Haustür gestanden und konnte das Haus einfach nicht verlassen. Es ging nicht. Ich hab es nicht über mich gebracht."

Hermine sah ihn ungläubig an, während sie leicht zitterte. Draco ließ sie sachte los: „Ich habe es mir wirklich festvorgenommen. Ich war schon so weit und dann... Verdammt er ist auch mein Sohn. Wie konnte ich nur glauben, dass es leicht werden würde ihn wegzubringen? Wie konnte ich nur annehmen, dass ich das schaffen würde?" Hermine stürzte regelrecht nach vorne und schlang ihre Arme um Dracos Brust. Sie weinte gegen sein dunkles Hemd und es war ihr egal: „Danke Draco. Danke." Er schien zu zögern, bevor er sie langsam in seine Arme schloss. „Schon gut. Alles wird gut. Wir schaffen das schon irgendwie." Er löste sich sachte von ihr: „Du solltest dich hinlegen und ich hole ihn inzwischen, ja?" Hermine schniefte und nickte leicht. Er hatte es nicht getan. Er hatte ihren gemeinsamen Sohn nicht weggebracht.

Als sie zurück in ihr Bett schlich, war es mehr als Erleichterung und Dankbarkeit die sie verspürte. Draco hatte es nicht über sich gebracht. Er hatte ihn nicht weggeben können. Vielleicht hatte er doch mehr als nur ein Gewissen. Vielleicht besaß er auch ein Herz. Es rührte sie, zu sehen wie Draco den kleinen Säugling auf dem Arm hielt als er das Zimmer wieder betrat. Er schien seine Augen von dem Kleinen kaum abwenden zu können. Es war ein ehrliches Lächeln das sein Gesicht zeigte. Etwas was Hermine in Hogwarts nie gesehen hatte. Draco setzte sich kurz zu ihr aufs Bett, um ihr das Baby achtsam in den Arm zu legen. „Vorsichtig, er schläft noch." Hermine nahm ihn mit bedacht. Meine Güte er war so winzig. „Er ist so klein und hübsch." hauchte sie und sah auf ihren Sohn, während Draco den Sessel näher zum Bett zog und sich setzte.

Hermine sah zu ihm auf. „Wie sollen wir das nur hinkriegen? Wir sind viel zu jung um Eltern zu sein. Ich hab keine Ahnung auf was man bei einem Baby alles achten muss. Was wenn ich etwas falsch mache?" Malfoy grinste sie an und ein leichter Hohn lag in seiner Stimme: „Sag bloß du hast Angst?" „Draco das ist mein ernst." erwiderte sie und er lehnte sich im Sessel zurück. „Komm schon. Du bist die klügste Hexe die Hogwarts gesehen hat und nach meinen Noten zu beurteilen bin ich auch nicht gerade auf den Kopf gefallen. Also wenn wir das nicht hinkriegen, wer dann? Außerdem haben das schon ganz andere geschafft." Sie fuhr vorsichtig mit einem Finger über die Wange ihres Jungen: „Und wie sieht dein neuer Plan aus?"

Er sagte nichts und als sie aufsah schüttelte er den Kopf: „Ich habe keine Ahnung. Ich hab nicht einmal genügend Kleidung hier, geschweige ein Bett für ihn. Ich muss unbedingt Sachen besorgen sobald die Läden offen haben. Wir haben kaum Dinge für ihn hier." „Und was dann? Bleiben wir hier und warten den Krieg ab?" Malfoy schüttelte erneut den Kopf: „Nein. Viel zu Gefährlich. Ich weiß nicht wie lange ich dieses Spiel noch spielen kann. Wir müssen hier weg. Wir müssen raus aus England." „Das wird sicherlich ein Kinderspiel." spottete sie leicht und Draco nickte zustimmen: „Natürlich. Was denkst du denn?" Die beiden sahen sich kurz an, bevor der Kleine sich etwas regte. Hermine schaukelte ihn sanft: „Schon gut. Wir sind ja hier."

Sie sah auf, als Draco sich vorbeugte und ihm ebenfalls kurz über die Wange strich. „Wie willst du ihn jetzt nennen?" Hermine sah kurz Draco an, bevor sie wieder auf das schlafende Baby blickte. „Nennen wir ihn Scorpius" antwortete sie leise und drückte dem Baby einen leichten Kuss auf die Stirn. „Ich dachte dir gefällt der Name nicht?" erwiderte Draco und sah sie verwundert an. Hermine blickte ihn sanft an: „Das ist der Name, den sein Vater für ihn ausgesucht hat. Ohne ihn wären wir jetzt gar nicht hier. Weder er, noch ich." Draco grinste leicht und berührte den Kleinen weiterhin sanft: „Scorpius." „Ja Scorpius." bestätigte Hermine erneut und hielt ihren kleinen Sohn ganz fest.

Forced luckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt