Kapitel 23

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Er streckte sich leicht und wandte seinen Kopf leise zu dem Fenster. Draußen dämmerte es bereits. Dracos Augen wanderten zu dem Wecker auf seinem Nachtkästchen. Eine Stunde könnte er noch schlafen, bevor er aufstehen musste um rechtzeitig bei der Arbeit zu sein. Er seufzte leicht und drehte sich auf die andere Seite. Ganz automatisch schlang er seine Arme um seine Frau und zog sie näher zu sich. Sie streckte sich müde: „Viel zu früh." Er küsste sie entschuldigend auf ihr kleines Ohr und den Hals: „Verzeih." Hermine drehte sich in seinen Armen leicht und blinzelte ihn dann verschlafen an. „Wie spät ist es?" „Du kannst noch schlafen. Du hast noch Zeit." Sie kuschelte sich an ihn: „Kannst du heute nicht frei nehmen?" „Werden wir faul Mrs. Malfoy?" fragte er spöttisch und sie kniff ihn in die Seite.

Er lachte leise und küsste sie zärtlich. Seine Hand wanderte langsam zu ihrem flachen Bauch und blieb dort liegen. Er setzte sich leicht auf und musterte sie sanft: „Was es wohl wird?" Sie lächelte leicht und legte ihre Hand auf seine: „Es ist zu früh. Man erkennt es noch nicht." „Es wird ein Junge. Wetten?" Hermine lachte und schlang ihre Arme um seinen Hals, um ihn näher zu ziehen und ihn erneut zu küssen. „Das würde dir gefallen, nicht wahr?" „Ich wäre mit einem Mädchen auch völlig zufrieden." Sie grinste ihn an, während er ihr eine Strähne hinters Ohr strich: „Welchen Namen?" „Bei einem Mädchen Maja." „Und bei einem Jungen?" Draco senkte leicht den Blick: „Blaise."

Er sah erst wieder auf, als sie ihn leicht an der Wange berührte und nickte: „Ja. Blaise." Es fühlte sich zwar wie eine halbe Ewigkeit an, doch der Schmerz aufgrund des Verlustes war immer noch spürbar, wie damals als er von dem Tod seines besten Freundes erfuhr. Es war immerhin schon eine ganze Weile her, Scorpius wurde Anfang dieses Jahres immerhin schon acht Jahre alt. „Er wäre so stolz auf dich Draco." Er küsste sie intensiv und sie strich ihm durch sein vom Schlaf zerzaustes Haar. „Wer soll Pate werden?" „Auf gar keinen Fall ein Potter." entgegnete er ernst. Sie schüttelte amüsiert den Kopf: „Das ist dir bis heute ein Dorn im Auge." „Wie kommst du nur darauf? Harry und ich sind immerhin die besten Freunde." erwiderte er ironisch.

Hermine rollte leicht mit den Augen und er zwinkerte sie an. „Nein, wirklich. Es macht mir nichts aus. Aber es wäre nett, mal jemanden anderes auszuwählen. Wie wäre es mit Matt?" „Na schön. Wenn es ein Junge wird, dann Matt. Aber bei einem Mädchen, nehmen wir Matts Frau." Draco ließ sich zurück in die Kissen fallen: „Nein. Nicht Kelly." Hermine legte sich leicht auf seine Brust: „Was hast du gegen Kelly?" „Dann lieber die Frau von deinem Wieselfreund." „Tracey? Nein. Wir kennen sie doch kaum. Da ist mir Kelly lieber. Wir sehen sie jeden Tag und sie ist die Frau deines Arbeitskollegen und besten Freund." „Na schön. Ich gebe mich geschlagen. Aber das ist sowieso egal." „Wieso?" fragte Hermine misstrauisch. „Weil es ein Junge wird. Darum." Hermine lachte klar: „Das kannst du gar nicht wissen." „Ich hatte bei Scorpius auch Recht, oder?" Er nahm sie wieder in den Arm und Hermine murmelte leise „Spinner." bevor sie wieder einschlief.

Draco schlich aus dem gemeinsamen Ehebett, als es Zeit war aufzustehen. Normalerweise standen sie immer zusammen auf, doch heute wollte Draco früher anfangen, um pünktlich ins anstehende Wochenende zu starten. Er duschte, trank seine Tasse Kaffee und machte seinen Rundgang durchs Haus. Zuletzt in das vor kurzen begonnen neue Kinderzimmer. Er hatte vor neun Wochen damit begonnen, nachdem Hermine bemerkt hatte das sie ein Kind wieder erwartete. Nachdem Kontrollgang betrat er gutgelaunt die Veranda, wo ihn die aufgehende Sonne schon begrüßte. Leicht pfeifend und mit einem beschwingten Gang, ging er zum Wagen und fuhr in die Stadt.

Es war seltsam, er hätte nie gedacht so zu leben. So normal und dabei so glücklich zu sein. Doch genau das war der Fall. Er hatte wie Matt eine Lehre als Auror abgeschlossen. Es gab zwar hier in der Gegend, nicht gerade spannende Kriminals Fälle, aber es genügte ihm. Besonders nach der ganzen Aufregung im Krieg. Wie Potter damals vorhergesagt hatte, wurde er nicht eingesperrt. Es gab eine Verhandlung und Draco wurde darin freigesprochen, als Mitläufer der nicht aus freien Stücken gehandelt hatte. Sie besuchten immer wieder mal England und so auch alte Freunde. Ebenso besuchten Freunde von Hermine immer wieder sie. Das einzige was er nicht geklärt hatte, bis zum heutigen Tag, waren die Angelegenheiten betreffend seiner Eltern.

Harry hatte Recht gehabt. Sein Vater bekam eine Bewährungsstrafe. Draco war mit Hermine in der Verhandlung gewesen. Doch sein Vater hatte ihn keines Blickes gewürdigt. Selbst als Draco versucht hatte, mit seiner Mutter zu reden, hatte Lucius es verhindert. Nachdem hatte Draco nicht mehr versucht Kontakt aufzunehmen. Er vermisste seine Mutter, mehr als alles anders. Aber er hatte jetzt eine eigene Familie. Seine Familie und das war was zählte. Hermine drängte ihn zwar ab und zu dazu, es nochmal zu versuchen, doch er ließ es. Wieso etwas nachrennen, was nie eintreten würde. Sein Vater würde Hermine nie akzeptieren und schon gar nicht an Dracos Seite.

Er verdrängte diesen unliebsamen Gedanken, als er seine Arbeitsstelle betrat. Matt grinste ihn verschmitzt an: „Spiel gestern gesehen?" „Na klar." erwiderte Draco und zog eine Akte zu sich, die neu auf den Tisch lag. „Gerade reingekommen. Ein paar Jugendliche, die Autos von Muggel leicht verhexen und sich darüber lustig machen." Draco las sich die Unterlagen kurz durch und sah dann Matt an: „Wie geht's deinem Großvater?" David war letztes Jahr in Rente gegangen. Sie sahen ihn trotzdem regelmäßig, was unvermeidbar war durch den engen Kontakt zu Matts Familie und der engen Gemeinschaft in dieser Gegend. „Besser. Er macht schon wieder Pläne, was er alles unternehmen will, wenn er aus dem Krankenhaus kommt." „Ach ja?" fragte Draco verwundert und Matt nickte. „Ja. Er will mit uns Beiden, Scorpius und Danny einen Angelausflug machen."

„Ist denn das gut für ihn?" fragte Draco besorgt. „Immerhin war das echt eine heftige Herzattacke." „Du kennst ihn doch. Er ist unverwüstlich. Außerdem liebt er es, etwas mit seinem Urenkel zu unternehmen. Wieso also nicht, einen Männerabend." Draco grinste: „Na schön. Von mir aus. Scorpius und ich sind dabei." Draco stand auf und haute Matt leicht auf den Hinterkopf mit der Akte. „Ich weiß genau, dass das dein Fall ist." Matt lachte und Draco machte sich auf den Weg, um ein paar Jugendliche den Spaß zu verderben. Er wollte pünktlich zurück, zurück zu seiner Familie.

Als er gegen Abend vor seinem Haus wieder parkte, sprang Scorpius schon gutgelaunt aus dem Haus. „Hey Dad!" begrüßte ihn sein Sohn und Draco wuschelte ihm durchs Haar. „Hey Großer." „Mama sagt, es gibt bald essen." „Ja, ich komm gleich." erwiderte Draco und Scorpius folgte ihm in den Schuppen. Er arbeitete momentan an einem neuen Kinderbettchen. „Darf ich helfen?" „Wenn du willst?" Scorpius klatschte begeistert in die Hände und Draco gab ihm einen Schleifklotz. „Wie war die Schule?" „Ganz gut. Ich glaub die Arbeit habe ich mit einer soliden zwei bestanden." „Nun kein Wunder mit einer Lehrerin als Mutter, die dir Nachhilfe gibt." witzelte Draco und Scorpius grinste frech zurück. Er sah ihm wirklich sehr ähnlich.

„Üben wir morgen nochmal das Fliegen?" hakte Scorpius nach und Draco nickte: „Ja. Wenn du deine Aufgaben erledigt hast, dann schon." „Klar. Kennst mich doch." „Eben." warf Draco ein und dachte dabei auch an Danny, Matts ersten Sohn. Die beiden hangen wie Pech und Schwefel zusammen. Wobei Scorpius den ein Jahr jüngeren Spielkammeraden immer in Ärger regelrecht reinzog. Die beiden sahen auf, als jemand in die Scheune trat und keine zwei Minuten später ein lachender, blonder Lockenkopf auf Draco zustürmte. Braune Kinderaugen glänzten vor Freunde, als Draco das kleine dreijährige Mädchen hochnahm. „Nicht so stürmisch Rosi." warf Scorpius ein „Du machst Dad sonst noch kaputt." feixte sein Sohn und Rose grinste: „Nein. Papa geht nicht kaputt. Oder?" „So schnell bestimmt nicht. Wie geht's meiner kleinen Maus?" Rose strich sich eine ihrer wirren Locken nach hinten: „Gut. Mama sagt, ihr sollt reinkommen. Sonst wird das Essen wieder kalt."

„Na dann sollten wir deine Mama wohl nicht warten lassen, oder?" Er drückte seiner Tochter einen Kuss auf die Wange, bevor er sie runterließ und sie raus rannte. Scorpius warf den Schleifklotz zur Seite: „Aber morgen machen wir etwas alleine, ja?" Draco nickte. Er wusste das Scorpius seine Schwester liebte, der Junge aber auch gerne mal etwas alleine mit ihm unternahm. Er dankte jeden Tag für seine Kinder. Für Scorpius, den er fast weggeben hätte und somit all das herrliche in seinem Leben verloren hätte. Als sie Richtung Haus gingen und Rose bereits auf der Veranda auf sie wartete, fuhr ein teures schwarzes Auto auf das Grundstück und parkte dicht hinter Dracos Wagen.

„Wer ist das?" fragte sein Sohn neugierig und Draco schüttelte leicht den Kopf, während Scorpius nach seiner Hand griff: „Ich weiß es nicht." Seine Augen verengten sich, als ein Fahrer die hintere Wagentür öffnete und ein Gesicht das er zuletzt in einem Gerichtssaal in London gesehen hatte hervortrat. Dracos Stimme wurde ernst: „Scorpius, geh ins Haus." „Aber..." Draco sah seinen Sohn ernst an: „Geh bitte ins Haus und nimm deine Schwester mit. Sofort. Na los." Sein Sohn nickte und Draco sah ihm nach, wie er Rose an der Hand nahm und ins Haus ging.




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Hermine sah auf, als Rose auf ihren Stuhl kletterte. Sie küsste das kleine Mädchen auf ihr Haupt und drückte auch Scorpius einen leichten Kuss auf den Kopf, als er sich ans Spülbecken stellte und sich die Hände wusch. Sie sah zur Tür, doch ein Draco kam nicht. „Wo ist euer Vater? Habt ihr gesagt, dass das Essen fertig ist?" Rose nickte und Scorpius trocknete sich die Hände an seiner Jeans ab. „Ja. Aber da ist so ein komisches schwarzes Auto gekommen. Mit einem seltsamen Mann." Hermine runzelte die Stirn, während Rose bestätigend nickte und vor sich her summte. „Ich glaub Dad mag diesen Mann nicht. Er war so komisch auf einmal." warf Scorpius ein und sah seine Mutter besorgt an.

Hermine strich sich kurz ihre dunkle Bluse glatt. „Ich werde nachsehen." „Mum." sagte Scorpius und musterte seine Mutter. „Was ist los?" Hermine strich ihrem Ältesten kurz über die Wange. „Ich weiß es nicht. Ich werde nachsehen. Du bleibst hier und passt auf deine Schwester auf, ja?" Scorpius nickte und Hermine verließ zielsicher die Küche. Sie öffneten die Tür und stieg von der Veranda runter. „Was ist los?" fragte sie Draco, der sich nicht bewegte. Er nickte schweigend Richtung Auto und Hermine staunte nicht schlecht, als eine bekannte Frau aus dem Auto stieg und nun mit dem Mann auf sie zukam. Draco tastete nach ihren Fingern und Hermine verschränkte ihre mit seinen. Ihnen konnte nichts passieren. Er durfte nichts Verbotenes machen und er konnte Draco zu nichts mehr zwingen. Er war frei. Das waren sie alle.

Der Mann ging gestützt auf seinen Stock, der mit einem silbernen Schlangenkopf versehen war. Sie blieben dicht bei ihnen stehen. Hermine sah den liebevollen Blick in den Augen der älteren Frau und lächelte sie milde an. Anders war es mit dem Mann. Draco und er starrten sich lange kalt an. „Lange nicht gesehen." sagte der Ältere gedehnt und Draco atmete tief ein und aus. „Was willst du hier Vater?" Lucius Blick verengte sich: „Ist es jetzt schon verboten die Familie zu besuchen?" Draco schnaubte verächtlich und Narzissa Malfoy räusperte sich leicht: „Vielleicht sollten wir das drinnen besprechen?"

Forced luckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt