Kapitel 16

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Draco sah auf als Hermine aus dem angrenzenden Badezimmer zurückkam und bereits in ihrem Schlafanzug steckte. „Du hättest das nicht tun müssen." sagt er und sie sah ihn fragend an: „Was meinst du?" „Das mit Blaise." Sie lächelte milde: „Ich wollte es aber. Er hat uns geholfen und er ist dein bester Freund. Was läge da näher als ihn zu fragen ob er den Paten für deinen Sohn machen würde?" „Ich mein ja nur." sagte Draco und Hermine nahm ihm Scorpius ab. „Wäre dir Harry lieber gewesen?" fragte sie grinsend und Draco schnaubte: „Merlin bewahre nein." „Außerdem glaube ich, dass er kein schlechter Mensch ist." erklärte sie weiter und legte Scorpius vorsichtig in das Reisebettchen. „Genauso wie du kein schlechter Mensch bist. Obwohl du es wohl jeden weißmachen willst."

Draco lehnte sich zurück auf dem großen Bett auf dem er saß: „Vielleicht irrst du dich ja auch nur?" Hermine sah ihn spottend an. „Das glaube ich nicht. Ich habe eine gute Menschenkenntnis." „Wirklich?" „Ja wirklich." Er foppte sie nicht weiter, er würde die nächsten Tage eine Kabine mit ihr bewohnen müssen und konnte Mord und Todschlag nicht wirklich gebrauchen. Er legte den Kopf leicht schief: „Sag mal Hermine..." „Mmh?" „Was hast du jetzt eigentlich in London gemacht? Ich hab dich nicht mehr gefragt." „Unser Geldproblem gelöst. Zumindest für einige Zeit." Seine Stirn zog sich in tiefe Falten: „Was?" „Du hast schon richtig verstanden." „Und wie?" Sie seufzte und kramte im Schrank umher: „Meine Eltern wollten doch Auswandern." „Australien, richtig?" Sie nickte: „Ja und dafür haben sie das Haus verkauft."

Sie setzte sich mit einer der Reisetaschen aufs Bett: „Also habe ich danach gesucht und nach ein paar Gedächtnisveränderungen habe ich es auch bekommen." „Du hast Muggel verhext?" Draco bemerkte wie sie leicht rot wurde: „Naja das Geld steht mir zu, oder nicht? Aber wie soll ich beweisen, dass sie wirklich meine Eltern waren. Immerhin habe ich ja mich selbst aus ihrem Leben gelöscht. Es ging also nicht anders." „Da tun sich wahre Abgründe auf. Was stellst du sonst noch so an?" erwidert Draco halb ernst und Hermines Augen funkelten leicht: „Gar nichts. Wir hatten fast kein Geld und jetzt haben wir genügend um einige Zeit über die Runden zu kommen. Meine Eltern hätten das bestimmt gewollt."

Er griff nach eins der Geldbündel, nachdem sie die Tasche auf dem Bett ausleerte: „Das ist kein Englisches Geld." „Nein das sind Dollar." Er sah ihr dabei zu wie sie im Schneidersitz auf dem Bett saß und das Geld zusammenzählte. „Also kommen wir einige Zeit durch, ja?" fragte er nach einer Weile und sie nickte leicht. „Ja. Aber wir brauchen einen Plan. Wir müssen Planen wie es weitergeht. Wir wissen nicht wie lange wir in Amerika bleiben." „Du meinst ob wir jemals wieder zurück können nach England. Wenn Potter verliert, dann ist England Geschichte." warf Draco ein und Hermine sah kurz auf bevor sie den Blick wieder senkte: „Darüber denke ich erst nach, wenn es wirklich soweit ist. Was hoffentlich nie passieren wird."

„Schön. Denken wir alle eine Runde Positiv. Aber wir müssen uns auch Gedanken machen wie das in Zukunft weitergeht." Hermine nickte: „Mir ist vollkommen klar, dass wir uns nicht nur verstecken können. Wir müssen versuchen irgendwie normal weiterzumachen." Draco seufzte: „Leichter gesagt als getan." „Wir schaffen das schon irgendwie." warf Hermine ein und Draco sah sie zweifelnd an. „Du hast auch nicht geglaubt das wir Scorpius behalten können und jetzt ist er bei uns und es geht ihm gut. Glaub mir, wir kriegen das schon irgendwie hin." „Meine Eltern werden ihn nie akzeptieren." sagte er leise und Hermine atmete angestrengt aus: „Er braucht nicht deine Eltern. Er braucht dich Draco." Draco räusperte sich leicht und begann das Geld wieder in Tasche einzuräumen. „Wir sollten schlafen. Der Tag war anstrengend genug für heute."

Hermine schlug die Decke zurück und kuschelte sich in die Kissen während Draco die Tasche wieder im Schrank verstaute. Er zögerte bevor er sich zu ihr wandte. „Hermine." „Was ist?" „Es tut mir leid." erwiderte er leise und Hermine sah ihn fragend an: „Was meinst du?" Er schüttelte leicht den Kopf, bevor er sich auf seine Seite des Bettes setzte: „Das alles. All die Jahre in Hogwarts und das ich dich die letzten Monate festgehalten habe." „Aber das hast du gemacht um mich zu schützen und Scorpius." Er stöhnte: „Ja aber es war trotzdem nicht richtig. Ich hätte dich nicht so behandeln dürfen." Sie schüttelte leicht den Kopf: „Ich hab es früher schade gefunden, dass es diesen Hass zwischen den Häusern gab. Ich war mir sicher, dass es interessant wäre sich mit dir zu unterhalten. Weil du wirklich etwas auf dem Kasten hattest."

„Das hat mein Vater anders gesehen." murmelte er. „Und wie soll ich das jetzt wieder auffassen?" hakte Hermine nach und Draco erzählte: „Mein Vater war nicht immer so. Ich hab zu ihm aufgesehen. Viele Jahre lang. Als ich nach Hogwarts kam hat sich alles verändert. Plötzlich waren nur noch Leistungen wichtig und das richtige Benehmen für einen Reinblüter. Du kannst dir nicht vorstellen wie aufgebracht er war, dass ich mich von einer Muggelgeborenen in den Prüfungen schlagen ließ." Die Brünette schüttelte ungläubig den Kopf: „Aber du warst doch nicht schlecht. Soweit ich das beurteilen kann, hast du zu den besten in unserem Jahrgang gehört." „Aber um weiten schlechter als du. Ich hab die Ferien gehasst. Der einzige Grund warum ich Weihnachten doch noch immer nachhause gefahren bin war meine Mutter."

Er sah auf: „Und ich hab dich gehasst. Sehr sogar und das wurde mit den Jahren schlimmer." Er sah ihr dabei zu wie sie ihre Lippen fest aufeinander presste bevor er fortfuhr: „Es hat natürlich nicht zur Besserung beigetragen das du mit Potter immer umhergezogen bist." „Warum hast du mich dann geküsst? Warum hast du mit mir geschlafen? War das alles... war das alles aus Hass und Rache?" fragte sie ihn direkt und Draco schüttelte den Kopf: „Nein. Nein war es nicht." „Aber du sagst, dass du mich hasst und..." fing sie an und Draco unterbrach sie. „Verstehst du es nicht Granger? Du hast mich interessiert. Schon immer. Du warst nicht eins dieser blöden dummen Mädchen. Du bist schlau, sehr schlau sogar und du hast dich verändert. So wie wir alle. Falls es dir nicht aufgefallen ist, du bist erwachsen geworden. Etwas was deine ständigen Begleiter wohl nicht bemerkt haben."

Sie runzelte fragend die Stirn und er fügte hinzu: „Ich muss sagen, ich war in der Bibliothek wirklich erstaunt als ich kapiert habe das du noch Jungfrau bist. Ich dachte Krum oder Potter..." Sie wurde rot wie eine Tomate: „Harry? Bist du verrückt? Er ist wie ein Bruder für mich, ich könnte nie mit ihm... Himmel was denkst du nur von mir?" Er lachte leise „Und Krum? Wir waren im vierten Jahrgang!" „Das heißt gar nichts. Ich kenne viele die schon früher Erfahrungen gesammelt haben." „Dich mit eingeschlossen?" fragte sie spitzbübisch und er lachte erneut. Sie lehnte sich zurück und sah ihn fragend an: „Wann hattest du dein erstes Mal? Und sag mir bitte nicht mit Parkinson."

„In den Ferien nach dem Trimagischen Turnier. Meine Mutter hat mich in der Zeit zu Blaise geschickt und dort war Helena, eine von Blaise älteren Cousinen, sehr interessiert an mir." Er grinste schief und sie rollte leicht mit den Augen: „Heißt sie hat dich eingeführt, ja?" „So ungefähr." Ein unbehagliches Schweigen breitete sich aus und Draco fuhr sich müde über das Genick: „Vielleicht wäre alles anders verlaufen, wenn dieser Konkurrenzkampf zwischen den Häusern nicht wäre oder du nicht..." Er brach ab und Hermine vervollständigte den Satz: „Ein Schlammblut wäre?" „Nenn dich selbst nicht so." bat er und sie schüttelte milde lächelnd den Kopf: „Aber genau das bin ich. Es ist nun mal so und ehrlich gesagt bin ich stolz darauf." Sie legte sich zurück in die Kissen und Dracos Stimme war rau: „Ich war sauer auf dich, nachdem was in der Bibliothek passiert ist."

„Wieso? Weil ich dich verleitet dazu habe Sex zu haben mit einem Schlam... Muggelgeborene?" vervollständigte sie zynisch den Satz als er sie streng ansah. „Nein. Weil du es bereut hast. Deshalb." „Was? Was meinst du damit?" hakte sie nach und er sah sie spottend an: „Komm schon Hermine. Du hast beinahe geheult als wir raus sind. Man hat gesehen das du es bedauert hast, dass es nicht Weaslbee war." Zu seiner Verwunderung schüttelte sie den Kopf: „Es war nicht wegen Ron. Ich hatte Angst. Ich wusste nicht was du tun würdest. Ich hatte Angst, dass du darüber herziehen würdest. Das du es der ganzen Schuler verklickern würdest. Ich wusste nicht wie ich es Harry oder Ron oder sonst jemandem erklären sollte."

Ihre Stimme wurde leiser: „Wir waren erklärte Feinde und wir sind wie von Sinnen übereinander hergefallen. Ich wusste nicht wie ich damit umgehen sollte und ja, ich war enttäuscht. Aber nicht so wie du denkst. Ich hab nur gedacht... ach egal." „Was hast du gedacht?" fragte er vorsichtig und ihre Augen trafen sich wieder für einen Moment bevor sie erneut den Blick senkte: „Ich dachte nur, dass es irgendwann passieren würde mit einem Menschen der es wertschätzen würde. Verstehst du?" Sie lächelte matt: „Tut mir leid. Ich weiß die Vorstellung ist wirklich sehr kindisch." „Ich schätze es wert." erwiderte er und sie blinzelte ihn an. „Wirklich Hermine. Ich... und krieg das jetzt bitte nicht in den falschen Hals. Ich weiß das es etwas Besonderes ist, wenn ein Mädchen das erste Mal mit wem schläft, also verstehe ich was du meinst." „Weil du schon so viele hattest?"

Draco schüttelte den Kopf. „Nein. Du hast recht ich hab schon mit einigen Mädchen geschlafen, aber ich bin bis jetzt solchen Mädchen aus den Weg gegangen." „Solchen Mädchen?" fragte sie leicht irritiert. „Mädchen die vorher noch nicht Sex hatten. Viele die ich kannte neigen nämlich dazu mehr aus einer Sache rauszuschlagen als ich wollen würde." Ihre Wangen färbten sich erneut Rot: „Du meinst heiraten." Er nickte: „Jep." „Na da brauchst du dir ja keine Sorgen machen." „Richtig." „Wir haben das geklärt." „Ausführlich." Die Beiden sahen sich schweigend an, bevor sie kurz lachten. Hermine schnappte nach Luft: „Das ist verrückt. Einfach nur verrückt."

Es dauerte nicht lange und Draco legte sich auf seine Seite des Bettes. Er starrte Minutenlang die Decke an und versuchte darüber nachzudenken, was alles passiert war. Nicht nur heute, sondern seit dem Treffen mit Hermine Granger in der Bibliothek. „Bereust du es denn?" fragte plötzlich Hermine in die Stille hinein und Draco schüttelte im Dunkeln den Kopf: „Nein." Er hatte das Gefühl sie würde erleichtert ausatmen. „Was ist mit Scorpius?" fragte er. „Was soll mit ihm sein?" „Er war nicht geplant." „Vieles im Leben ist nicht geplant. Ich hätte auch nicht geglaubt das Draco Malfoy mit mir in der Bibliothek Sex hat." Er grinste obwohl es Hermine nicht sehen konnte. „Aber ich liebe ihn. Ich liebe ihn über alles Draco. Er ist mein Sohn und das wertvollste was ich besitze. Außerdem ist er jetzt meine Familie. Ihr beide seid jetzt die einzige Familie die ich noch habe."

Familie. Dieser Satz von Hermine würde ihn die nächsten Tage beschäftigten. Beschäftigen wenn er Hermine zusah wenn sie sich um ihren gemeinsamen Sohn kümmerte. Draco würde darüber nachdenken, wenn sie durchplanten wie es weiterging wenn sie in Amerika ankamen. Vor allem wie sie nach Vermont kommen sollten und er dachte auch darüber nach als er in einer Nacht Scorpius vorsichtig zurück in sein Bettchen legte. Er hatte ihn gefüttert bevor Hermine wach geworden war und sah ihm jetzt zu wie er selig vor sich her schlummerte. Das hier war jetzt seine Familie. Nicht geplant und ganz sicher nicht freiwillig ausgesucht, aber es war seine Familie. Er würde dafür sorgen, dass es Scorpius gut ging und das er sich wohl fühlte.

Er würde ihn nie unter Druck setzten, so wie es sein Vater getan hatte und in einem war er sich sicher, Hermine würde ihm dabei helfen. Er strich Scorpius vorsichtig über die Wangen und seinen kleinen Händen. Für Draco war der Kleine immer noch ein Wunder. Wie konnte aus einer so unvernünftigen Aktion, so etwas Liebes und Schönes entstehen? Er schmunzelte bei dem Gedanken. Er liebte Scorpius innig und würde alles für ihn tun. Sie würden das hinbekommen, sie würden das schaffen und gemeinsam durchstehen, weil sie jetzt eine Familie waren und Draco wusste, dass er sich dafür anstrengen musste.

Forced luckWo Geschichten leben. Entdecke jetzt