Kapitel 25

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Vorletztes Kapitel. Viel Spaß!


Draco war unruhig und aufgebracht. Ein Blick auf seine Armbanduhr verriet ihm, dass es bereits nach dreiundzwanzig Uhr war. Er sollte wieder reingehen. Er sollte reingehen und mit ihr reden. Doch er konnte nicht. Er saß jetzt schon seit Stunden vor dieser blöden Werkbank und versuchte sich zu beruhigen. Wenn er jetzt rein gehen würde, würde er ihr nur Sachen an den Kopf werfen, die er später bereuen würde und soweit wollte er es gar nicht kommen lassen. Er fluchte auf, als er sich einen Holzsplitter in den Finger zog und pfefferte wütend die Holzraspel von sich. Warum zum Teufel, fiel sie ihm so in den Rücken? Wieso hörte sie nicht auf ihn? Hatte er nicht oft genug gesagt, dass sie seinem Vater nicht vertrauen durfte? Und was machte sie? Trank mit ihm Kaffee und stellte ihm Rose vor. Wahrscheinlich hätte sie es ihm gar nicht erzählt, wenn Rose nicht so begeistert von ihrem Opa erzählt hätte. Opa. Das war doch ein Witz. Vor Jahren hätte er Rose nicht einmal eines Blickes gewürdigt und mit Hermine nicht einmal ein Wort gewechselt. Mit einer kleinen Muggelgeborenen.

Draco fuhr sich müde über die Stirn und seufzte schwer. Er sah nicht auf, als er hörte wie jemand in die Scheune trat, erst als sein Sohn vorsichtig „Dad?" fragte. Draco wandte sich zu seinem Sohn, der bereits in Pyjama steckte. „Hey, solltest du nicht schon längst im Bett sein?" fragte Draco und versuchte dabei heiter zu klingen. Sein Sohn ging zögernd auf ihn zu und Draco wuschelte ihm durch sein Haar. „Was ist los?" fragte er als Scorpius sich an ihn anlehnte und seinen Kopf an ihn drückte. Eigentlich mied sein Großer momentan solche Zärtlichkeiten. Er war immerhin ein Junge und Jungen in seinem Alter taten so etwas nicht. Das war nämlich total uncool, sagte er zumindest immer. „Mama und du lasst euch doch jetzt nicht scheiden wie die Kettersen, oder?" fragt Scorpius leise und Draco löste ihn von sich und sah ihn an. „Wie kommst du den auf so einen Gedanken Scorp?"

Sein Sohn biss sich auf die Unterlippe und Draco sah ihn weiterhin an. „Naja... Mum und du habt vorhin so schlimm gestritten." Draco seufzte leicht: „Scorpius, Eltern streiten sich nun mal. Wegen so etwas lässt man sich doch nicht scheiden." „Aber ihr streitet nie." warf Scorpius ein. „Doch tun wir. Glaub mir." versicherte ihm Draco. „Und das ist ganz normal. Ich versichere dir, dass man sich wegen so etwas nicht scheidet." „Aber Gabriels Eltern haben auch immer gestritten und jetzt wohnt Gabriel mit seiner Mutter alleine." Draco fuhr sich Schuldbewusst über die Stirn. Hermine hatte ihn mehrmals gebeten nicht so laut zu reden, weil nur die Kinder etwas mitbekamen und wie es aussah hatten sie den Streit mitbekommen. „Ihr redet sonst nie so laut miteinander." warf Scorpius vorsichtig ein und sah Draco wartend an. „Ich war einfach wüten Scorp." „Auf Mama?" fragte sein Sohn nach und Draco schüttelte den Kopf. „Nein. Nein nicht auf deine Mutter." Im Grunde war er das schon gewesen, aber das jetzt Scorpius zu sagen, würde viele Fragen aufwerfen die Draco in kürzester Zeit nicht erklären konnte.

Scorpius sah ihn skeptisch an und musterte ihn aufmerksam mit den gleichen grauen Augen die Draco selbst hatte. Er hob ihn hoch auf die Werkbank und sah ihn an: „Hör zu Scorp, deine Mama und ich, haben nun mal, ab und zu, auch Meinungsverschiedenheiten. Dann Streitet man sich eben mal. Verstehst du das?" Sein Sohn nickte stumm. „Aber das heißt nicht, dass ich deine Mum nicht mehr lieb habe oder sie mich nicht." Scorpius nickt erneut und Draco sah ihn sanft an: „Du bist das nicht gewohnt. Es hat dir Angst gemacht, oder?" „Nun ja... ich hatte Angst, dass ihr euch nicht mehr mögt und du dann gehst wie Gabriels Vater." Draco umarmte seinen Sohn fest: „Ich würde euch nie, niemals in meinem ganzen Leben freiwillig verlassen Scorpius. Ich liebe deine Mama und ich liebe dich und Rose. Ihr seid das wichtigste in meinem Leben."

Er ließ seinen Sohn los und sah ihn fragend an: „Alles wieder in Ordnung?" Scorpius zuckte leicht die Schultern: „Ich denke schon." Draco fuhr ihn erneut über das Haar: „Du solltest schlafen gehen. Na los." Der Junge hüpfte von der Werkbank: „Ich hab dich lieb Dad. Gute Nacht." „Ich hab dich auch lieb mein Großer." erwiderte Draco und sah seinem Sohn nach. Er seufzte leicht und schaltet das Licht aus, bevor er ganz langsam seinem Sohn folgte. Es half alles nichts. Er musste mit Hermine das klären und zwar vernünftig. Es war seltsam gewesen so mit ihr heute zu streiten. Scorpius hatte Recht, sie stritten sonst nie so. Sie diskutierten oft, wobei Hermine meistens dabei gewann. Aber so gestritten... Er dachte darüber nach und kam zu dem Entschluss, dass sie so noch nie miteinander gestritten hatten. Zumindest nicht, seitdem sie hier in Amerika waren.

Bevor er ins Schlafzimmer ging, linste er kurz zu seiner Tochter ins Zimmer und stellte zu seiner Zufriedenheit fest, dass sie bereits schlief. Hermine dagegen schlief nicht. Sie saß mit angezogenen Beinen auf dem großen Ehebett. „Ich dachte schon, du übernachtest heute draußen." sagte sie leise und Draco seufzte, bevor er ins angrenzende Bad ging. Es dauerte nicht lange und sie stand in der Tür. „Redest du mit mir jetzt nicht mehr?" fragte sie und Draco wusch sich die Hände und das Gesicht. „Ehrlich gesagt hatte ich es vor." „Was?" hakte Hermine nach und Draco wandte sich kurz zu ihr: „Das draußen schlafen." Er sah wie sie schluckte und auf ihre nackten Füße sah. „Wieso hast du dich anders entschieden?" „Weil Scorpius da war und gefragt hat ob wir uns scheiden lassen." Ihr Kopf schoss sofort in die Höhe: „Was?" „Ja. Er hat sich Sorgen gemacht, weil wir gestritten haben. Aber keine Sorge, ich hab ihm alles erklärt und er liegt jetzt wieder in seinem Bett. Keine Panik."

„Ich hab dir gesagt, du sollst nicht so rumschreien." murmelte Hermine leise und Draco rollte mit den Augen. „Hast du keine anderen Probleme Hermine?" Sie biss sich auf die Zunge und räusperte sich leicht, bevor sie fragte: „Was hast du ihm gesagt?" „Das ich morgen zum Scheidungsrichter gehe." erwiderte er leicht höhnisch und Hermine boxte ihn in die Seite, als er zurück ins Schlafzimmer ging: „Das ist nicht witzig." Draco seufzte und schlug die Überwurfdecke zurück: „Sag mir nur eins, nur eine Kleinigkeit damit ich es verstehe. Wieso hörst du nicht auf mich und sprichst mit meinem Vater. Noch schlimmer, nimmst Rose mit." „Ich hab dir heute schon ein dutzendmal erklärt, dass es reiner Zufall war und dein Vater mich auf eine Tasse Tee eingeladen hat." erklärte sie und Draco setzte sich schnaubend: „Wieso sollte er das tun?" „Draco, vielleicht hat er sich wirklich verändert." sagte sie vorsichtig und Wut stieg in Draco hoch.

Eigentlich war doch das alles die Schuld seines Vaters. Dieser Streit hier ging auf seine Kappe. Warum konnte er nicht bleiben wo der Pfeffer wächst? Die letzten Jahre hatte er sich auch nicht um seine Familie gekümmert. Wieso fing er jetzt damit an? „Wir könnten uns mit ihnen treffen. Mit deiner Mutter und..." „Nein. Nein auf gar keinen Fall. Ich bring nicht dich oder unsere Kinder in Gefahr, nur weil mein Vater Heiliger spielt." „Draco, bitte." bat sie und Draco stand ärgerlich auf. Er ging aufgebracht im Zimmer umher: „Wieso verstehst du das eigentlich nicht? Er täuscht dich nur Hermine. Er ist ein mieser, rassistischer..." „Gib ihm bitte eine Chance" unterbrach Hermine ihn.

„Wieso sollte ich?" fragte er leise, aber aufgebracht. Hermine knetete ihre Finger ineinander. „Hör zu Draco. Meine Eltern sind tot und du hast wenigstens deine noch. Du hast noch einen Vater..." „Auf den ich liebend gerne verzichte." warf er ein, während Hermine fortfuhr. „Unsere Kinder sollten die Chance haben sie kennenzulernen." „Nein." „Wir sind doch eine Familie. Wir... kannst du ihm keine Chance geben? Bitte Draco." „Den Teufel werde ich tun. Verdammt Hermine, wieso willst du das nicht verstehen. Er ist schlecht. Er ist ein Dreckskerl und du willst ihm wirklich eine Chance geben?" „Aber du hast doch auch gute Erinnerungen von ihm, oder? Er war nicht immer so? Als du noch Klein warst..." „Das war eine Schonfrist. Nicht mehr und nicht weniger. Verdammt, ich fasse es nicht, dass wir dieses leidige Thema wirklich schon wieder durch diskutieren. Er ist nicht einmal hier und schon beginnt er alles zu zerstören, was ihm missfällt."

„Draco!" sagte Hermine aufgebracht und er sah sie an. Ihre Stimme zitterte: „Dein Vater ist krank Draco. Hörst du? Er ist schwer krank." Draco sah sie ungläubig an. Starr vor Schreck und vielleicht auch aus Angst. Sein Herz schien zu stottern. Er sah Tränen, auf den hübschen Gesicht seiner Frau und seine Stimme war kratzig als er fragte: „Wie schlimm krank?" „Er wird sterben Draco. Das steht mit Sicherheit fest. Die Heiler wissen nur nicht, ob es Wochen, Monate oder Jahre dauert. Aber er wird sterben." Draco setzte sich wie in Trance auf das Bett und spürte wenige Sekunden später wie Hermine sich neben ihn setzte. „Was hat er?" fragte er emotionslos. „Es ist die Lunge." Er presste die Lippen zusammen und Hermines Hand legte sich auf seine Schulter. Ihre Finger berührten leicht seinen Nacken: „Dieser Hass Draco, muss aufhören. Wir sind hier glücklich und haben uns unser Leben hier aufgebaut. Aber ich sehe doch auch, wie du jeden Tag deiner Mutter vermisst und sie vermisst dich."

Ihre Hand legte sich in seine: „Und dich bedrückt es, dass du es nie regeln konntest. Das alles. Du hast so viel aufgegeben. Du solltest nicht auch noch deine Eltern aufgeben. Du hast sie immerhin noch. Lass uns zu ihnen gehen und mit ihnen reden." „Wieso hat er nichts gesagt?" wisperte Draco leise und sah auf. „Wieso hat er nicht gesagt, dass er krank ist." „Er wollte nicht, dass du aus Mitleid ihm verzeihst." erwiderte Hermine und Draco zog sie zu sich. Er brauchte jetzt diese Wärme und Geborgenheit. Sein Vater würde sterben. Er hatte ihn Jahrelang ignoriert und zuvor war das Verhältnis zwischen ihnen immer mehr auseinandergebrochen. Er hatte immer nur von Draco gefordert. Wollte Leistungen und keine Schwäche sehen. Und doch spürte Draco eine Angst und einen Schmerz, wenn er daran dachte, dass sein Vater nicht mehr lange unter ihnen weilte. Er war immerhin sein Vater.




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Sein Vater hatte bestimmt mit allem gerechnet, aber nicht das Draco ihn aufsuchen würde. Weshalb er verwundert aufsah, als Draco auf ihn zuging: „Was soll das werden? Willst du dich wie immer verdrücken ohne deine Verantwortung zu stehen?" Lucius Malfoy hatte sich in einem kleinen Hotel außerhalb der nächsten Ortschaft einquartiert und sah nun vollkommen perplex von der Parkbank auf, die im anliegenden Park stand. „Draco?" „Hast du nicht mehr dazu zu sagen?" fuhr ihn Draco aufgebracht an. Er war wütend auf seinen Vater, dass er ihm verheimlichen wollte, dass es schlecht um ihn stand. „Wie hätte das ausgesehen? Hätte ich es erst erfahren, wenn du unter der Erde liegst?" schimpfte Draco weiter.

„Du solltest nicht deshalb mir verzeihen." sagte sein Vater ruhig und Draco sah ihn aufbrausend an. „Hör auf mit dem Blödsinn und deinem Selbstmitleid. Du wolltest dich nur wieder vor einer Aufgabe drücken. So sieht es aus." „Ich hätte wissen müssen, dass deine Frau nicht den Mund hält." murmelte Lucius leise und Draco verschränkte leicht die Hände vor der Brust: „Weißt du, eigentlich ist das ganz normal. Eheleute haben selten Geheimnisse voreinander und besonders Hermine und ich nicht." Er sagte nichts und Draco atmete tief ein: „Wieso hast du es mir nicht gesagt? Was hattest du schon zu befürchten?" „Ich wollte Versöhnung, ohne einen Schatten des Todes über uns zu haben." sagte sein Vater und Draco ballte leicht die Hände: „Und wieso jetzt? Du hast dich Jahrelang einen Dreck um deine Familie geschert." „Das ist nicht wahr." fuhr ihn sein Vater an. „Ich wollte immer nur das Beste für deine Mutter und dich."

„Das Beste? Du hast mich ignoriert als ich wieder in England war. Du hast Mutter verboten mit mir zu sprechen. Ich war da und hab dir die Hand hingestreckt, doch du hast sie ausgeschlagen." sage Draco mit Nachdruck. „Ich war wütend." erwiderte sein Vater und Draco schüttelte verwirrt den Kopf: „Wütend? Weshalb? Weil ich ein Kind mit einer Muggelgeborenen hatte?" „Nicht Hermine war der Grund." sagte sein Vater scharf und stand auf. Draco musterte ihn stumm fragend und Lucius Stimme zitterte: „Ich war verärgert, dass du mir nichts über deinen Sohn, meinen ersten Enkel, gesagt hast. Ich musste es über Dritte erfahren. Ich war wütend darauf, dass du uns nicht zu deiner Hochzeit eingeladen hast. Mein einziger Sohn heiratet und lädt nicht seine Eltern ein. Ich weiß, dass ich vieles falsch gemacht habe, aber das war nicht rechtens."

Draco sagte nichts und sein Vater sprach weiter: „Ja ich war stur und vielleicht hätte ich mich eher melden sollen. Hätte dir die Hand zur Versöhnung viel früher reichen sollen. Doch ich war verbittert und aufgebracht. Ich bin es nicht gewöhnt, zuerst nachzugeben." Lucius setzte sich wieder und Draco zögerte, bevor er sich neben ihn setzte. Sie schwiegen eine ganze Weile und Draco ließ seinen Blick über die grüne Wiese schweifen. „Ist es wahr, wirst du sterben?" „Ja." antworte sein Vater ruhig und Draco rieb sich über die Augen. Seine Stimme wirkte kratzig: „Wieso zum Teufel, hast du dich nicht früher gemeldet? Wieso hast du solange gewartet?" Draco spürte die Hand seines Vaters auf seinen Rücken: „Ach Draco, später ist man immer klüger als vorher. Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich nicht der Vater war, den du gebraucht hättest."

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