Kapitel 24

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Hermine summte leise die letzten Zeilen des Guten Nacht Liedes, bevor sie ihre Tochter vorsichtig zudeckte und die Kleine sich fester in die Kissen kuschelte. Hermine strich ihr liebevoll die unbändigen Locken aus dem Gesicht. Die hatte Rose eindeutig von ihr, aber das hübsche Blond war unverkennbar von Draco. Sie sah auf, als ihr ein Bär entgegengehalten wurde und erkannte Narzissa Malfoy. „Den habt ihr unten liegen gelassen. Ich dachte, dass sie ihn vielleicht braucht. Aber wie es mir scheint, schläft sie auch ganz gut ohne ihn." Hermine platzierte den Bären neben Rose. Wenn sie nachts aufwachen würde, hätte sie ihn gleich Griffbereit. Narzissa sah liebevoll auf das kleine Mädchen „Sie ist so ein Goldstück. Beide. Auch dein Sohn. Er sieht aus wie Draco."

Die Beiden blickten sich kurz an und Hermine senkte wieder den Blick. „Es tut mir leid, dass wir das Abendessen gestört haben." entschuldigte sich die Ältere und Hermine seufzte. Die Stimmung war schlimmer gewesen, als auf eine Beerdigung. „Ich hab Lucius gesagt, dass wir uns vorher anmeldeten sollten." „Streiten die Beiden immer noch?" fragte Hermine und sie sah wie Narzissa schwerfällig nickte. Sie verließen leise das Zimmer und die Beiden blieben im Gang stehen. „Wieso erst jetzt?" fragte Hermine sofort. „Ich meine wir... Scorpius ist jetzt acht. Rosi drei Jahre." „Ja ich weiß. Ich... ich wollte schon viel früher kommen, doch Lucius..." „Er hat es verboten?" „Ja. Ja das hat er." entgegnete Narzissa und ein trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen.

„Lucius ist so hartnäckig in solchen Dingen. Als dann das mit Scorpius durchgesickert ist, ist er vollkommen ausgeflippt." Narzissa seufzte „Als ein paar Wochen später die Bilder von eurer Hochzeit erschienen, habe ich die Hoffnung auf Versöhnung vollkommen aufgegeben. Nun ich hab all die Jahre versucht ihn zu überreden, aber es schien fast Sinnlos. Aber als jetzt die Bewährungsstrafe aufgebhoben wurde und er somit England verlassen konnte, wollte er unbedingt Draco sehen." Narzissa hielt inne und fuhr sich leicht an die Stirn: „Er benimmt sich momentan ständig seltsam. Redet über Versöhnung und wie wichtig Familie ist. Ich weiß nicht, was ihn plötzlich zum Umdenken bringt." Hermine umklammerte sich selbst ein wenig, während sie sich ans Treppengelände lehnte. Was sollte sie tun oder sagen? Sie kam sich momentan so dumm vor.

Narzissa deutete auf die offene Tür: „Ihr baut an?" Hermine folgte ihr, als sie das neue Zimmer betrachtete. Es war noch nicht fertig. Es musste noch gestrichen werden und der Boden musste noch abgeschliffen, gestrichen und versiegelt werden. „Ein drittes Kinderzimmer." Narzissa wandte sich schnell zu Hermine und senkte ihren Blick auf Hermines noch flachen Bauch: „Du bist schwanger?" Hermine nickte stumm und ein ehrliches Lächeln erschien auf Narzissas Gesicht, bevor sie Hermine kurz am Arm berührte: „Das freut mich. Wirklich. Wisst ihr schon was es wird?" „Nein. Draco meint es wird noch einmal ein Junge. Nun ja, er hatte auch bei Scorpius recht."

„Es ist seltsam ihn als Vater zu sehen. Ich hab ihn immer noch als den kleinen Jungen von damals in Erinnerung." erzählte Narzissa und räusperte sich: „Ihr wollt eine große Familie?" „Nun Draco ist ein Familienmensch. Scorpius war ja nicht geplant. Rose dagegen schon. Ich hätte zwar gerne noch ein Jahr gewartet mit dem Dritten, aber ich liebe Kinder. Ich wollte schon immer eine große Familie. Draco würde wohl gerne eine Quidditchmanschaft haben." Die beiden lachten kurz. „Nun es ist ungewöhnlich, für einen Malfoy. Sonst haben eigentlich alle Vorherigen Mitglieder der Familie immer nur ein Kind gehabt. Söhne. Es wäre schön gewesen, wenn Lucius damals mit dieser Tradition gebrochen hätte."

Die Beiden zuckten zusammen, als Lucius nach Narzissa rief. Narzissa wollte schon die Treppe nach unten gehen, als sie innehielt und Hermine an der Schulter berührte: „Ich bin froh, dass Draco dich gefunden hat." Hermine nickte und ihr fiel ein kleiner Stein vom Herzen. Immerhin akzeptierte Dracos Mutter diese Verbindung. „Vielleicht sehen wir uns noch einmal die Tage Hermine." sagte die blonde Frau und stieg die Treppe hinab. Es wäre schön, wenn auch Lucius das tun würde. Hermine hatte keine Eltern mehr und sie bezweifelte das Lucius als Schwiegervater, väterlich und liebevoll handeln würde. Nicht bei Hermine und dieser Gedanke schmerzte.

Sie stellte sich hinter Draco, als das Auto von seinen Eltern vom Hof fuhr. „Was will er nur? Was hat er schon wieder vor?" murmelte Draco besorgt und Hermine strich ihm leicht über den Rücken: „Was hat er den gesagt?" „Nicht viel. Er wollte wissen was ich all die Zeit gemacht habe." „Vielleicht will er ja nur Frieden mit dir schließen?" Draco schnaubte: „Vergiss es. Der heckt etwas aus. Du darfst ihm nicht vertrauen Hermine. Mach nicht diesen Fehler." entgegnete Draco und wandte sich von der Tür ab. Es schien ihn doch mehr zu bedrücken, als er zugeben wollte.




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Hermine wusste selbst nicht, wie sie über die Anwesenheit von Lucius und Narzissa denken sollte. Allerdings kam sie am nächsten Morgen auch nicht mehr lange dazu, darüber nachzudenken. Draco würde heute mit Scorpius etwas unternehmen. Es war Samstag und daher hatte er Zeit. Hermine selbst hatte heute in der Stadt einen Termin mit dem Arzt ausgemacht. Das war der Vorteil dieser kleinen Gemeinde. Man kannte sich untereinander und Prof. Berck, der einzige Heiler Schrägstrich Arzt in der Umgebung, hatte seine Praxis jeden zweiten Samstag ebenfalls geöffnet. Rose sollte heute eine Impfung bekommen und Hermine rechnete mit dem schlimmsten, während sie ihre kleine Tochter im Arm hielt.

Der junge Heiler war genauso überrascht wie Hermine, als Rose nicht einmal mit der Wimper zuckte. Berck klebte ihr ein kleines Pflaster mit bunten Drachen auf den Oberarm und sah Rose freundlich an: „Du bist ja sehr tapfer. Ich glaube, ich hatte noch nie einen Patienten, der so gelassen bei der Impfungen ist." Rose grinste breit: „Ich hab keine Angst vor Nadeln. Papa sagt, dass macht nur ein wenig Aua und dann ist es vorbei." „Nun da hat dein Papa wohl Recht. Er ist ein sehr kluger Mann." Hermine lächelte, bevor sie ihrer Tochter einen flüchtigen Kuss auf den Hinterkopf gab und den Heiler fragend ansah: „Ist sonst alles in Ordnung?" „Oh ja. Rose ist vollkommen gesund und die nächste Impfung ist erst in einem Jahr fällig, gegen Drachenpocken."

Hermine ließ Rose runter und stand zufrieden auf: „Wunderbar." Berck reichte ihr die Hand: „Finde ich auch. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag Hermine. Und vergiss nicht, dass du in zwei Wochen wieder zur Kontrolle kommst." Hermine nickte: „Keine Sorge. Draco lässt mich das ganz bestimmt nicht vergessen." Berck begleitete sie aus einen der vielen Behandlungszimmer, verabschiedete sich erneut und betrat gutgelaunt den nächsten Raum, um einen weiteren Patienten zu untersuchen. Anton Berck, war so etwas wie ein Heiler für alles. Seine Praxis war setzt gut gefüllt, da viele Menschen auch aus den Nachbarstädten zu ihm kamen. Er war ein talentierter Heiler und ein Spezialist auf mehreren Gebieten.

Rose hüpfte aufgeregt Richtung Ausgang und ihre hübschen langen, blonden Locken wippten dabei hin und her. Sie war so wie Scorpius, ein rasanter Wirbelwind. Allerdings war Scorpius meist einsichtiger und nicht so starrsinnig wie Rosi, die immer versuchte ihren Willen durchzusetzen und das schon mit ihren drei Jahren. „Rose, warte." forderte Hermine ihre Tochter auf, während die Helferin ihr freundlich das Impfbuch zurückgab. Natürlich hörte ihre Tochter nicht, sondern hopste auf einen Bein, Richtung Ausgang wo sie prompt mit jemanden zusammenstieß, der gerade vom Wartezimmer zum Ausgang wollte. Rose landete auf ihren Hintern mit einem ernüchternden „Au".

Hermine seufzte und verabschiedete sich rasch von der Helferin. Sie zog Rose auf die Beine: „Ich hab doch gesagt, du sollst warten." „Tut mir leid Mami." entschuldigte sich das kleine Mädchen. Hermine wollte sich gerade bei der angerempelten Person entschuldigen, als eine kühle Stimme sagte: „Es ist ja nichts passiert." Hermine richtete sich auf und schluckte hart. „Mr. Malfoy." Sie hatte erst nur Augen für Rosi gehabt, so dass sie gar nicht Dracos Vater wahrgenommen hatte. „Miss... Hermine." entgegnete Lucius Malfoy, der sie anscheinend erst, als Miss Granger begrüßen wollte. Die beiden sahen sich schweigend an, bis Rose ungeduldig an Hermines Arm zog: „Mama was ist jetzt. Gehen wir? Mmh?" Es war Lucius, der zuerst sprach: „Ich würde gerne mit ihnen sprechen. Wenn das möglich wäre?" Hermines Gehirn lief auf Hochtouren. Draco würde das nicht gut heißen. „Nur eine Tasse Kaffee. Bitte." bat Lucius Malfoy.

Hermine hatte keine Ahnung wieso sie jetzt hier in dem kleinen Café saß und Lucius Malfoy sie schweigend musterte, während sie sich gegenüber saßen. Was trieb sie hier eigentlich? Ihre Augen huschten in die Spielecke, wo Rose begeistert mit der Tochter der Inhaberin spielte. Die Beiden Erwachsenen sahen auf, als eine der Kellnerinnen ihre Bestellung brachte. Hermine zog ihren Tee zu sich und umklammerte die Tasse. „Sie verzichten wohl momentan auf Koffein?" hakte Lucius freundlich nach und Hermine sah ihn einfach nur leicht verwirrt an. Was zum Henker, war mit Lucius Malfoy passiert? Er räusperte sich leicht: „Nun Narzissa hat mir gestern mitgeteilt, dass sie ein Kind erwarten. Das ist doch richtig, oder?" Hermine nickte still und sah Lucius dabei zu, wie er zwei Löffel Zucker in seinen Kaffee rührte, wie sein Sohn es auch jeden Morgen tat.

Es machte urplötzlich Klick in Hermines Kopf. Sie legte mit Bedacht ihre Hände neben ihre Tasse und atmete tief ein und aus. „Sie sind krank Mr. Malfoy, nicht wahr?" Lucius Malfoy hielt inne beim Rühren, klopfte leicht den Löffel ab und legte ihn auf den Unterteller. „Ja." erwiderte er knapp und nippte an seiner Tasse. Hermine wusste nicht wieso sie darauf gekommen war. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie verblüfft darüber war das Lucius Malfoy einen Heiler aufsuchte, der in der Provinz seine Praxis hatte. „Mir wurde bereits gesagt, dass sie Leute schnell durchschauen können. Allerdings sind sie bis jetzt die einzige die davon weiß. Ich habe es nicht einmal Narzissa mitgeteilt."

„Wieso?" fragte Hermine bestürzt und Lucius zuckte leicht mit den Schulter: „Sie würde sich nur zu große Sorgen machen. Ich will sie nicht beunruhigen." Beunruhigen? Es musste sich um etwas schlimmes Handeln, wieso sonst sollte er versuchen sich mit Draco auszusöhnen? Und er wollte seine Frau nicht beunruhigen? „Was fehlt ihnen den?" „Die Lunge. Es sieht nicht gut aus." „Und das bedeutet?" hakte Hermine weiter. Lucius Malfoy nippte erneut an seinem Getränk: „Das die Heiler nicht wissen, wie lange es anhält. Heilung ist so gut wie ausgeschlossen. Es kommt nur noch darauf an, wie lange das Ende hinausgezögert werden kann. Wie gut und wie lange die Medikamente helfen." „Und das bedeutet?" fragte Hermine vorsichtig. „Es kann sein das ich nur noch Wochen oder Monate habe. Vielleicht auch Jahre. Man weiß es nicht genau. Diese Heiler wollen sich bei so etwas nie festlegen."

Hermine umfasste wieder ihre Tasse und senkte den Blick: „Wieso sind sie hier Mr. Malfoy?" „Ist das nicht offensichtlich?" Sie blickten sich wieder kurz an und der Ältere seufzte schwer: „Ich habe viele Fehler gemacht. Sehr viele Fehler, die ich jetzt erst begreife. Ich verlange nicht, dass sie mir glauben. Aber es ist tatsächlich so. Ich wollte versuchen..." Er atmete schwer ein. „Familie, ist wichtig. Sehr wichtig sogar. Ich wollte Draco nochmal sehen. Meine Enkelkinder..." Er drehte sich leicht zu Rose und Hermine bemerkte das kleine Lächeln auf Lucius Malfoys Lippen. Er wandte sich von Rose wieder ab und trank erneut. „Außerdem bin ich momentan auf der Suche nach einem Haus in der Nähe von ihrem, für Narzissa. Sie sollte nicht alleine bleiben. Es ist gut, wenn Draco in ihrer Nähe ist, wenn ich nicht mehr da bin. Sie braucht dann jemanden."

Es schmerzte Hermine, Dracos Vater so sachlich darüber reden zu hören. „Ich muss einiges klären." murmelte Lucius mehr zu sich selbst. Hermine presste kurz die Lippen zusammen: „Sie müssen es Draco sagen. Sie müssen..." „Nein." unterbrach er sie. „Nein auf gar keinen Fall. Ich will nicht, dass er aus Mitleid meine Entschuldigung annimmt. Das habe ich nicht verdient." „Sie sind sein Vater. Himmel noch mal. Er muss das wissen. Er wird ihnen das nie verzeihen, wenn sie sterben und er es nicht gewusst hat. Er würde sich selbst das nie verzeihen. Sie müssen mit ihm reden." sagte Hermine entschieden.

Lucius schüttelte den Kopf und sah sie fest an. „Nein. Ich weiß, dass ich der letzte bin der sie um einen gefallen bitten darf, aber bitte sagen sie es ihm nicht." Hermine wollte gerade ihm wiedersprechen, als Rosa auftauchte. „Mama ich will heim." Hermine lächelte sie an und hob sie zu sich hoch. „Gleich meine Kleine." Rosa sah aufmerksam Lucius an und Hermine strich ihr wieder über die hellen Locken. „Rosi, ich will dir erst noch jemanden vorstellen, ja? Das da, ist dein Opa. Der Vater deines Papas." „Wirklich?" fragte Rose und legte ihren Kopf leicht schief. „Ja wirklich." Rose streckte ihre kleine Hand über den Tisch zu Lucius: „Hallo ich bin Rose." Lucius Malfoy blickte verwundert erst Hermine und dann Roses Hand an, bevor er sie leicht schüttelte: „Hallo meine Süße."

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