Kapitel 41

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"Alles wieder gut?" fragte ich sie.

"Alles wieder gut!" sagte sie.

Eylül's Sicht

"Zehra! Komm endlich raus. Ihr geht eh nur frühstücken. So schön musst du gar nicht mal sein." klopfte ich an der Badezimmertür.

"Kannst du nicht einmal warten!" verließ sie das Badezimmer. Ich äffte ihr genervt nach und betrat das Badezimmer. Ich ging schnell unter die Dusche und putzte danach meine Zähne. Als nächstes zog ich mir meinen Jumpsuit an und verkroch mich in mein Zimmer. Zehra und Ümmü zwangen mich alles nachzuschreiben. Normale Menschen haben Samstags Spaß und ich muss hier lernen. Ich setzte mich auf meinen Schreibtisch und fischte aus meiner Tasche alles was ich brauchte. Ungefähr 2 Stunden lang war ich mit dem Zeug beschäftigt. Ich setzte mich wieder auf und wollte mein Zimmer verlassen als ich etwas in meiner Tasche bemerkte. Ich hob meine Tasch auf und suchte nach dem zusammengekneulten Zettel, den ich gesehen habe. Letztendlich fand ich ihn und faltete ihn wieder auf. Es war der Zettel. Der Zettel, der auf meinen Spind raufgeklebt wurde. Ich las nochmal die Notiz durch. Was kann denn 'Warte es ab! Die Lügen werden bald ein Ende haben.' bedeuten? Und dann gibt es noch diesen komischen Traum mit meinem Opa. Was waren nochmal seine Worte? Irgendwas mit Eltern.

Ich warf meine Tasche auf den Fußboden und betrachtete nochmal diesen Zettel. Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich nicht mal bemerke, dass jemand seine Hände um meine Hüfte legte und mich von hinten umarmte. Ich ließ aus Reflex den Zetteln fallen und hob schon mein rechtes Bein um meinem Gegenrüber einen Tritt zu verpassen. Doch die Stimme, die mein Gegner besaß, ließ mich wieder tief ausatmen.

"Na ja, wenigstend muss ich mir keine Sorgen mehr machen, wenn dich jemand angreift. Anscheinend kannst du dich ja selber beschützen." lachte Deniz.

"Ja sicher! Ich kann jeden fertig machen." ballte ich meine Hände zu Fäusten.

"Ich hab mehrmals an deiner Tür geklopft. Wieso hast du mich nicht gehört?" fragte er.

"Tut mir leid. Ich war irgendwie mit..." Ich warf einen Blick nach unten. Worauf Deniz meinen Blicken folgte und sich kniete um den fallengelassenen Zettel aufzuheben.

"Was ist das?" hob er eine Augenbraue hoch. Ich überlegte nicht lang und erklärte ihm die Sache.

"Vermutlich wollte jemand mir einen Streich spielen." fügte ich zum Schluss hinzu und setzte mich auf mein Bett.

"Denkst du? Ich wär nämlich zu faul um nur für einen Streich diese Buchstaben auszuschneiden." nahm er neben mir Platz.

"Ich habe manchmal so komische Gedanken." sagte er und betrachte meinen weißen Teppich, der einen schönen Kontrast zum dunkelen Laminat machte.

"Nein, ich werde diese Dinge, die du dir vorstellst, nicht mit dir machen." wehrte ich mich.

"Eylül!..." warf er mir einen Blick zu. "...Ich hab nicht so perverse Gedanken wie du." Mein Kinnlade fiel mie beinahe herunter.
"Ich habe solche Vorstellungen auch nicht." verschränkte ich meine Arme vor meiner Brust.

"Wie du meinst." sagte er nun und eine Stille machte sich unter uns breit. Mit meinem Rücken an meiner Bettlehne fing ich an Deniz zu betrachten. Ohne es zu bemerken neigte ich meinen Kopf ein bisschen an die Seite und begann mit meinen Blicken auf Deniz herumzutanzen. Seine fast schon schwarzen Haare wurden nur durch das Durchgehen von Deniz's Händen frisiert. Seinen Bart, den er schon seit einer Woche wachsen lässt, zeigte ihn vielleicht ein oder zwei Jahre älter als er wirklich war. Seine dicken Augenbrauen, für die manche Mädchen einen Mord begehen würden, ließen sein Gesicht zur Geltung kommen. Sein grünen Augen, die mit langen Wimpern umgeben waren, begannen nun mich anzuschauen. Seine vollen Lippen wurden zu einem Lächeln verwandelt, weil ich ihn schon bereit anstarrte bevor er es getan hatte. Er näherte sich mit seinen großen Händen zu meinem Gesicht und strich mit den Finger die Strähnen weg, die meine Sicht eigentlich stören sollten, aber ich hatte sie nicht bemerkt. Ich warf einen kurzen Blick auf meine Hände, die mit einander verschränkt waren, um meine Aufregung zu senken. Danach suchten meine Augen die von Deniz, die aber nun meine Hände anstarrten. Er trennte meine Hände voneinander und nahm sie in seine. Meine Handrücken wurde leicht von seinen Däumen gestreichelte und bekamen jeweiles einen sanften Kuss. Darauf kam sein Kopf meinem immer näher, aber es passierte etwas. Etwas was alles zerstörte. Etwas weshalb wir in Gelächter ausbrachen. Mein Magen knurrte.

Die Lufmengen, die ich noch einatmete, waren einfach zu wenig und erstickte fast schon. Ich konnte nicht mehr aufhören zu lachen. Das Gute war, dass es Deniz genauso ging und er schon auf dem Boden lag. Ich versuchte tief durch zu atmen, aber das Szenario spielte sich vor meinen Augen immer wieder und wieder ab. Die nächsten 5 Minuten leideten wir beide an körperlichen Schmerzen, weil das Lachen bei uns Bauchschmerzen ausgelöst hatte und gleichzeitig lachten wir weiter.

"Gib es zu. Du hast den romantischten Moment, den wir je haben werden ruiniert." stand Deniz auf den Füßen.

"Jaja. Führ mich zum Essen aus. Wir haben ja gehört wie sehr ich hunger hab." grinste ich wieder, weil mir der Gesichtsausdruck von Deniz wieder eingefallen war.

"Ich wär mal für was chinesisiches." meinte er.

"Ich habe gesagt, dass ich hunger habe. Ich will was gescheites essen und nicht was noch roh ist." sagte ich.

"Du kannst es ja probieren und danach können wir auch woanders hingehen." schlag er vor.

"Na gut, aber geh dich umziehen. Ich will nicht so mit dir herumlaufen." grinste ich.

"Keine Sorge! Wenn du mit mir bist, dann muss ich mich nicht mal schön machen um besser als du auszusehen." diesmal war er derjenige, der lachte. Ich zeigte ihm meinen Mittelfinger und er verließ endlich auch meinen Zimmer. Ich stand auf und fischte aus meinem Schrank eine Jeans, die unten hochgekrempelt war. Noch dazu zog ich mir ein weißes langärmliges Shirt und war schon fertig. Da es heute wirklich sehr sonnig war, nahm ich mir nur einen Cardigan in die Hand und zog mir schnell meine Schuhe an und verließ die Wohnung. Ich nahm nur mein Handy und Schlüssel, weil ich eh nicht mehr brauchte. Deniz, der schon wartete, war an die eigene Wohnungstür gelehnt und stellte sich wieder gerade hin als er mich rauskommen sah.

"Du bist immer noch hässlich. Kannst du nicht einmal schön machen?" meckerte er.

"Also wenn ich jetzt mit einem sehr heißen Junge mit Muskeln und so essen gehen würde, würde ich mich auch schön machen. Aber ich geh ja nur mit dir wohin." meinte ich und beobachtete seine Reaktion. Erst verarbeitete er, dass was ich gesagt habe. Danach konnte man einen ganz kleinen Funken Eifersucht in seinen Augen sehen und nun machte er wieder auf cool.

"Gut, dass wir alle wissen, dass ich dieser heise Typ mit den Muskeln bin und du einfach faul bist." steckte er seinen Hände in die Hosentasche und versuchte damit lässig rüberzukommen. Ich haute ihm auf den linken Arm, weil er mich faul genannt hatte und weil ich zu faul war noch irgendetwas dazu zu sagen. Er rieb sich die Stelle, legte dann aber seinen linken Arm auf meine Schulter. Ich nahm seine linke Hand in meine und so gingen wir die Stiegen runter. Sowie wir die Stiegen von unserem Appartment runtergangen sind, gingen wir nun die paar Stufen des Restaurants hinauf nur ohne dieses Händchenhalten. Als nächstes suchten wir uns einen Platz und wurden schnell fündig. Wir setzten uns an einem Tisch in einer Ecke und der Kellner kam auch gleich. Deniz bestellte für mich auch, weil ich mich kein bisschen auskannte.

"Als wir noch bei mir waren, hast du gesagt, dass du komische Gedanken hast. Was waren die?" stellte ich ihm die Frage nachdem der Kellner gegangen war. Seine Laune senkte sich sofort. Er betrachtete seine Finger und dann meine Augen.

"Wenn ich dich und Emir immer sehe, hab ich das Gefühl ihr wärt Verwandte. Vielleicht sogar Geschwister."

Hayatım (Mein Leben)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt