Kapitel 43

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Ohne nachzudenken machte ich die Tür auf und spürte auf die nächste Sekunde wie zwei große Hände meinen Hals umklammerten.

Deniz's Sicht

Ich schaute ihr noch nach bis sie im Stiegenhaus drin war. Nachdem ich mein Handy aus meiner Hosentasche herausgefischt hatte, wählte ich die Nummer von meiner Mutter. Beim zweiten Klingeln hob meine Mutter auch ab und ich fing sofort an zu sprechen.

"Hi Mom! Ich komm zu euch okay?" sagte ich.

"Gut, aber ist was passiert? Normal kommst du uns nie besuchen." kam es aus der anderen Leitung.

"Nein alles in Ordnung." antworte ich knapp.

"Dein Onkel und seine Familie wird uns besuchen. Sie wollten dich auch sehen. Ist wirklich gut, dass du kommst." sagte meine Mutter. Ich legte auf und startete den Motor von meinem Auto. Die Sonne war schon fast untergegangen und ein leichter Wind wehte durch das offene Fenster in mein Gesicht. Nach einer halben Stunde parkte ich schon mein Auto und wollte in das Haus hineingehen als ich sah wie mein Onkel sein Auto neben meinem parkte. Ich stoppte und wartete bis er und seine Familie ausgestiegen waren. Die Hintertür öffnete sich und ein kleiner 6-jähriger Junge versuchte mit seinen kurzen Beinen zu mir zu laufen. Ich kniete mich hinunter und breitete meine Arme auf. Schon befand er sich hochgehoben in meinen Armen. Er war der kleinste Sohn von meinem Onkel und wurde wie mein Opa Arda benannt. Das Mädchen der Familie, die 12 Jahre alt war, hieß Ayla und bewegte sich nun zu mir. Ich ging ihr durch die Haare und legte einen Arm auf ihre Schulter. Zum Schluss stieg der älteste Bruder der Familie, der 18 Jahre alt war und Murat hieß. Er begrüßte mich, aber starrte weiterhin auf sein Handy. Gemeinsam mit meinem Onkel und seiner Frau gingen wir nun ins Haus hinein. Vor der Tür warteten meine Eltern schon und ich setzte Arda ab um meine Eltern zu begrüßen. Nachdem sich jeder begrüßt hatte, gingen wir in das Wohnzimmer wo auch ein riesiger Esstisch stand. Meine Eltern deuteten uns, dass wir uns setzen sollen. Die Helferinnen kamen schon mit dem ganzen Essen und ich bemerkte, dass ich schon wieder hunger hatte. Jeder genoss das Essen und war in Kürze fertig. Meine Eltern und mein Onkel und seine Frau setzten sich auf die Couch und tranken dort ihr Kaffee. Ich blieb bei den Kindern am Esstisch. Murat konnte man nicht mehr als Kind einschätzen, aber trotzdem ist er kleiner als ich. Ayla und Arda spielten irgendein Kartenspiel was Ayla vorhin ausgepackt hatte. Seit wann ist meine Familie so fad? Wenn Eylül jetzt da sein würde, würde sie mich zum Lachen bringen.

Ich blickte kurz zur Murat, der ein fettes Grinsen im Gesicht hatte. Ich stupste ihn an und schaute ihn fragend an umzuwissen was so witzig war. Er jedoch schüttelte seinen Kopf und konzentierte sich weiter auf sein Handy. Ich schielte leicht auf das Display und sah, dass es sich um ein Mädchen handelte. Dieser Anblick brachte mich zum Grinsen. Wenig später kam von ihm die Frage woher man weiß, dass man verliebt ist. Ich setzte meine Stirn in Falten und grübbelte nach einer Antwort.

"Vergiss es. Dein Gesichtausdruck sagt mir schon, dass du keine Antwort hast." sagte er.

"Warte warte...du musst verstehen, dass solche Dinge zu erklären einfach schwierig ist." war meine Antwort.

"Warst du je verliebt?" fragte er mich. Ich musste leicht grinsen und bemerkte wie meine Gedanken wieder bei Eylül waren.

"Eylül heißt sie. Als ich sie zum ersten Mal wegen mir lächelte, erzählten ihre Lippen mir eine Geschichte. Ihre Geschichte. Sie hatte zwar eine harte Vergangheit, aber ihre Augen hatten nie aufgehört zu leuchten. Du musst dir ein Mädchen vorstellen, die manchmal männlicher ist als manche Jungs, aber doch immer noch weiblich und zu schön ist. Vielleicht findest du sie nicht schön, aber du siehst sie nicht in meinen Augen. Ihre Art wie sie ist, wie sie redet, wie sie mit Dingen umgeht, wie sie versucht sich durch das Leben zu kämpfen, lässt dich staunen. Der Grund wieso es jetzt so schwer war Liebe zu erklären, ist, dass es für mich Liebe nicht mehr existiert. Für mich existiert Eylül. Ich schreibe überall ihren Namen statt Liebe." erzählte ich und blickte auf meine Hände.

"Ich muss schnell mit jemanden telefoniern." entschuldigte sich Murat und stand auf. Ich nickte als ein "Okay" und versuchte meine Gedanken von Eylül wieder zu trennen. Nach einer Weile setzte Murat sich wieder auf seinen Platz.

"Ich hab ihr gesagt, dass ich nichts von ihr will. Ich liebe sie nicht. Ich finde sie nur schön. Ich kann das ihr und mir nicht antun. Eine Beziehung auf Schönheit würde sie noch mehr verletzen als wenn sie jetzt nur für paar Tage traurig ist." blickte er zu mir. Ich klopfte ihm auf die Schulter und versuchte ihm durch meine Miene zu sagen, dass er das richtige getan hat, obwohl man nicht per Sms oder Anruf Schluss machen sollte. Ich blickte auf mein Handy und sah, dass es schon fast 23 Uhr war. Ich verabschiedete mich von jedem einzeln und ging zur Tür. Während ich meine Schuhe anzog, stellte sich jemand neben mich. Ich blickte kurz rauf und sah, dass es nur Murat war.

"Lass sie nie los." sagte er. Zuerst war ich verwirrt, doch dann registriete, dass er Eylül meinte. Ich nickte und verabschiedete mich nochmal von ihm. Und schon verschwand er hinter der Haustür. Ich bewegte mich langsam zu meinem Auto als ich bemerkte, dass mein Handy klingelte. Ich fischte ihn aus meiner Hosentasche heraus und sah, dass es ein unbekannter Teilnehmer war. Ich überlegte ob ich abheben sollte oder nicht, tat es aber dann doch.

"Das ist unsere letzte Ermahnung. Gib uns die CD." kam es aus dem Hörer.

"Wie oft soll ich das noch sagen. Ich habe diese CD nicht mehr. Ich habe sie verloren." sagte ich ganz ruhig. Gleich darauf legte die Person auf und ließ mich allein mit einem lauten Piep. Ich steckte mein Handy wieder in meine Hosentasche und nahm stattdessen meine Schlüssel in die Hand. Diese Drogengang hatte mich heute schon mal angerufen. Da war ich mit Eylül und musste sie deshalb auch anlügen und sagen, dass es meine Mutter war. Sie wollten die CD, mit der ich Eylül überzeugen konnte, dass ich aber nicht mehr hatte und nicht wusste wo es ist.

Ich schüttelte leicht meinen Kopf um diese Gedanken loszuwerden und startete den Motor. Wenig später befand ich mich auf der Autobahn, welches leer war. Nach einer Weile bemerkte ich auch, dass hinter mir vier Autos waren und, dass sie immer schneller wurden. Zwei von denen überholten mich und die anderen zwei parkten ihre Autos so, dass sie den Weg hinten absperrten. Die vorderen zwei machten das gleiche und somit konnte ich nicht mehr rausfahren. Ich sperrte mich selber ein und wartete bis sie was taten. Da ein Blick auf mein Handy mir zeigte, dass ich hier keinen Empfang habe, gab es für mich keinen Ausweg. Aus jedem Auto steigten jeweils vier Männer aus. Jeder von ihnen besaß eine Maske außer einer. Der Anführer der Drogengang.

Hayatım (Mein Leben)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt