Ich erzählte nur Julia von dem Vorfall. Ich traute hier sonst einfach niemandem. In der Zeit wo ich hier war, hatte ich noch nicht wirklich viele 'Freunde' gefunden und das wurde mir in den folgenden Tagen erst richtig bewusst. Sophie und ich verstanden uns immer besser und redeten auch öfters miteinander, wenn Julia einmal nicht in der Nähe war. Noah ließ sich Gott sei Dank gar nicht mehr in meiner Nähe blicken. Julia meinte, dass er die ganze Zeit nicht in der Schule war. Diese Aussage hatte mich ein bisschen zum Schmunzeln gebracht, ihr war es also sofort aufgefallen, obwohl sie ihn doch nicht mehr mochte. Aber ich fand's okay, ich konnte es gut verstehen. Selbst wenn sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, hatte sie bestimmt immer noch Gefühle für ihn.
Ich war jetzt Julias Wahlhelferin und hatte damit wirklich viel zu tun. Wir überlegten uns Sachen für die sie sich einsetzen wollte und Strategien und viele andere Sachen. Auch die ersten Arbeiten hatte ich geschrieben und das alles in nur einer Woche...
In ein paar Wochen waren die Wahlen und spätestens dann würde ich Noah wohl wieder öfters sehen. Ich fragte mich immer noch, was er wohl am meinem Haus gemacht hatte und welche Abmachung er mit Mason hatte. Dieser ging mir aus unerklärlichen Gründen nun immer aus dem Weg. Und da sagt man, Mädchen sind anstrengend...
"Amy kommst du heute Abend mit ins Kino?" fragte Sophie mich, als wir zu ihrem Auto gingen. Ich schüttelte den Kopf:" Hab noch was zu erledigen!" Das war gelogen, ich hatte eigentlich den ganzen Tag Zeit, aber ich wollte nicht. Ich hatte dabei ein schlechtes Gewissen, ich konnte doch nicht meinen Spaß haben, wenn mein Vater im Koma lag! Außerdem hoffte ich jede Minute auf einen Anruf der sagte, dass es meinem Vater wieder besser ging. Mum hatte mir immer noch verboten zu ihm zu fliegen was unser Verhältnis nicht gerade stärkte.
Nun war es Donnerstagnachmittag und aus meinem Fenster beobachtete ich die Möbelpacker, die Irwines ganzes Haus ausräumten. Jetzt war ich genauso wie er und beobachtete was er da tat, aber er hatte angefangen! Ich kannte ihn nicht mal richtig und schon war er wieder weg. Aber ich glaube wir wäre eh keine Freunde geworden, er hatte eine komische Art, mit der ich nicht so gut klar kam. Ein Teil nach dem anderen wurde in den großen Lastwagen getragen. Ihr neues Zuhause sollte Irland werden, das fand ich witzig, der rothaarige Irwine zog nach Irland. Obwohl, was die meisten nicht wussten, die meisten Rothaarigen ja aus Schottland kamen.
Der ganze Umzug zog sich bis in den Abend und ich schaute noch lange zu, da ich ja eh nichts zu tun hatte. Möglicherweise würde ich auch noch die Nacht hier am Fenster verbringen, morgen hatten wir frei. Die Lehrer hatten irgendwelche Konferenzen oder so, hauptsache frei!
"Ich hab dir was vom Chinesen mitgebracht, das isst du doch so gerne!" plapperte meine Mutter als sie ohne Ankündigung in mein Zimmer platzte. Wie jedes Mal sagte ich: "Hab keinen Hunger!" und wie jedes Mal sagte sie: "Du musst doch was essen, sonst fällst du noch um und damit ist dann erst recht keinem geholfen!" Und wie jedes Mal ignorierte ich ihre Aussage und fuhr unbeirrt fort. In diesem Fall schaute ich weiter auf die Straße. Sie verließ mein Zimmer, als sie merkte, dass ihr Gerede nichts brachte. Natürlich schloss sie nicht die Tür, weshalb ich diese genervt extra laut zu schlagen ließ.
Warum war mein Leben immer so kompliziert? Nein anders gefragt warum war das Leben generell immer kompliziert?
Mein Handy vibrierte und eine Nachricht von Sam wurde angezeigt, oh man wie ich meine alten Freunde doch vermisste. Wie ich mein altes Leben vermisste. Schon ein paar Mal war mir der Gedanke gekommen, ob ich nicht einfach meine Sachen packen und einfach heimlich nach Deutschland fliegen sollte, doch jedes Mal packte mich die Vernunft und ließ den Hauch von Träumerei aus meinem Gehirn verschwinden.
Sam wusste auch von der Sache mit meinem Vater und versuchte mich ständig aufzumuntern, vergeblich. Es klopfte und gespannt guckte ich zur Tür. "Hallo Amy, ich wollte dir nur sagen, dass wir morgen zu meinen Eltern fahren, sie waren letztes Wochenende so begeistert von euch gewesen, dass sie euch noch näher kennenlernen wollen. Und deinen Freund sollst du auch mitbringen." Und schwups war Henry wieder weg. Wer zum Teufel waren denn seine Eltern? Die waren mir auf der Feier gar nicht aufgefallen, aber ich hatte ja auch mit anderen Dingen zu kämpfen. Und wer soll den bitteschön mein Freund sein?
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Flight in a new Life
Teen FictionAmy ist 16 und führt ein ziemlich glückliches Leben. Doch dann nimmt ihre Mutter einen neuen Job in England an. Auf dem Flug dorthin lernt sie Josh kennen und er verändert ihr Leben komplett. Ein neues Leben, neue Freunde und eine neue Liebe~Flight...