Das gute am Montag war, dass meine erste Stunde Englisch mit Summer war und ich mich dort (sogar heute) ziemlich gut konzentrieren konnte.
Ich nahm sogar am Unterrichtsgeschehen teil und beteiligte mich sogar der Diskussion, in der es heute um das Verhalten von Mr. Darcy ging.
Summer lächelte mich immer, wenn ich meine Hand hob, ermutigend an und generell hatte ich das Gefühl, hellwach zu sein, obwohl ich die ganze Nacht wach gewesen war, weil ich nicht wieder hatte einschlafen können, nachdem Blake verschwunden war.
Blöd war nur, dass ich nach Englisch dann Mathe hatte und da war meine Konzentration dann genauso schnell weg, wie sie in Englisch gekommen war.
Es half auch nichts, dass ich das Thema (lineares Gleichsetzungsverfahren und das Lösen von komplexen, linearen Gleichungen mit zwei oder mehreren unbekannten Variablen) eigentlich beim letzten Mal verstanden hatte und sogar von James gelobt worden war, weil ich bei der Hausaufgabe letzte Woche keine Fehler gemacht hatte.
Jetzt ergaben die Zahlen und Buchstaben an der Tafel einfach keinen Sinn mehr und verschwammen hin und wieder vor meinen Augen.
Die tiefe Stimme von James, die gerade das Lösen der komplexen Gleichungen noch einmal erklärte, kam mir das erste Mal auch ziemlich angenehm vor.
Ich stützte meinen Kopf auf meiner linken Hand ab und unterdrückte ein Gähnen. James hatte sich mit dem Gesicht zur Tafel gedreht und erklärte irgendwas von Umstellen und Gleichsetzen. Dabei knallte die Kreide in einer ruhigen, beinahe melodischen Geschwindigkeit auf die Tafel.
Ein Strich, der eine Sieben bildete. Kurzes Absetzen. Aufknallen auf den Untergrund. Wieder ein Strich. Pause. Aufsetzen. Strich. Pause. Aufsetzen...
»Wenn wir dann die Variable X...«
Aufsetzen, Strich, Pause... Gepaart mit der tiefen, wirklich beruhigenden Stimme, war das gerade das reinste Schlaflied.
Mein Gehirn hatte sich bereits verabschiedet, denn die nächsten Geräusche die zu mir durchdrangen, war die Stimme von einem Mädchen.
»Kommt das morgen...«
Die Stimme des Mädchens bettete sich zu den anderen Geräuschen ein, die ein angenehmes Orchester an Hintergrundgeräuschen bildeten.
Jemand stupste mich energisch an und ich schreckte panisch hoch und sah mich um.
»Du gehst jetzt sofort zu Cassiopeia Lynn!«
Vor mir stand James und sah mich ernst an. Ich blinzelte und sah zu der Uhr über der Tür. Es war bereits viertel vor zehn und ich müsste jetzt gerade bei Cedric in Geschichte sitzen. Und überhaupt...
»Die ganze letzte Stunde, um deine Frage zu beantworten«, antwortete James und ich sah ihn an und schluckte.
»Mir geht-«
»Zu Cassiopeia!«
Zu diskutieren war zwecklos. Allein die Tatsache, dass James mich Lynn und nicht Miss Parker genannt hatte, sollte mir zu denken geben.
Langsam stand ich auf und packte meine Sachen zusammen. Draußen vor der Tür warteten die anderen Schüler, die James scheinbar noch nicht in den Raum gelassen hatte.
Ich sah Julian sofort, der mich besorgt anlächelte und im Vorbeigehen spürte ich seine Hand, die meine kurz berührte.
»Rein mit euch«, hörte ich James hinter mir sagen und wahrscheinlich dachten jetzt alle, dass ich mir gerade mal wieder eine Standpauke habe eingefangen, weshalb deren Unterricht verzögert anfing.

DU LIEST GERADE
Silverleaf Academy - Was nach der Wahrheit kommt... (2)
ParanormalBuch Zwei. „Nein Lynn... Denn du bist, genau wie wir, ein übernatürliches Wesen..." Diese Worte veränderten mein Leben schlagartig. Alles, was ich geglaubt hatte zu wissen und zu sein, war aus meinem Kopf verschwunden. Ich wusste nicht mehr, wer ic...