Kapitel Acht

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Ich hastete auf den Flur, wo die anderen Mädchen bereits den Gang entlang liefen. Dana rannte gerade an mir vorbei, dicht gefolgt von Abby.

»Was ist passiert?«, fragte ich atemlos und folgte den Beiden.

Noch immer war das Schreien eines Mädchens zu hören und kurz darauf sah ich es auch. Ein Mädchen, circa elf, höchstens zwölf Jahre alt, lag zusammengekrümmt auf dem Boden vor der Treppe und schrie.

Es hatten sich bereits einige andere Schülerinnen um sie versammelt und ich hörte das panische Gemurmel und Getuschel.

»Was ist mit ihr?«

»Was hat sie?«

»Geht es ihr gut?«

Mittlerweile tauchten auch einige Jungen auf und ich entdeckte Julian unter ihnen, allerdings verschwand er in der Menge.

»Sie verwandelt sich«, flüsterte Abby dicht neben mir und ich sah sie verwirrt an.

»Wie?«

Sie sah sich kurz um und flüsterte dann: »Sie ist eine Gestaltwandlerin. Ihre erste Verwandlung muss eingesetzt haben. Sie wollte wahrscheinlich zu Cedric...«

Ich sah zu dem Mädchen, was immer noch schrie und sich auf dem Boden krümmte.

Ich sah Nic neben ihr knien, der sie vorsichtig von der Treppe wegzog und dann tauchte Cedric auf, dicht gefolgt von Cassiopeia und Summer.

»Geht zurück in eure Zimmer!«, rief Summer bestimmt, während James die herumstehenden Schüler zurück schob und Cassiopeia neben dem Mädchen kniete und ihr die Hand auf die Stirn legte.

»Ihr habt Summer gehört! In eure Zimmer! Wir kümmern uns!«, rief er und tatsächlich wandten sich nach und nach alle ab.

Das Mädchen hatte mittlerweile aufgehört zu schreien und über meine Schulter hinweg sah ich, wie Cedric sie vorsichtig hoch hob und dicht neben Cassiopeia in Richtung Krankenstation lief.

»Er bringt sie über den Geheimgang im Krankenzimmer nach unten in den Keller, wo die Gestaltwandler sich bei ihrer ersten Verwandlung wandeln können, ohne eine Gefahr darzustellen und von Menschen gesehen zu werden«, erklärte Dana.

Sie flüsterte, damit uns niemand anderes hören konnte. Selbst ich musste mich enorm anstrengen, um sie zu verstehen, da um uns herum noch immer laut gemurmelt wurde.

Ich nickte und rieb mir über die Arme.

»Das war...«, sagte ich, aber mir fehlten irgendwie die Worte.

»Schrecklich?«, fragte Abby leise und sah mich verständnisvoll an.

Wir waren vor meiner Zimmertür angekommen und blieben stehen, während die anderen Mädchen bereits in ihren Zimmern verschwanden.

»Willst du noch kurz mit zu mir rüber kommen?«, fragte Abby.

Ich nickte, auch wenn das bedeutete, dass wir gegen die Regeln verstoßen würden.

»Glaub mir, keiner wird es merken«, sagte Dana und zu dritt gingen wir in Richtung Abbys Zimmer, wo wir uns aufs Bett fallen ließen.

»Die Verwandlung... sie sah schmerzhaft aus«, sagte ich schließlich und sah Abby an.

Diese nickte. »Ist sie auch«, sagte sie leise.

»Aber bei Nic sah es so einfach aus«, murmelte ich.

»Es tut nur beim ersten Mal weh, aber wieso genau kann dir keiner sagen. Es ist auch ein echtes Mysterium, wieso die erste Verwandlung bei Gestaltwandlern schmerzhaft ist und nicht vorhersehbar«, erklärte Abby und seufzte.

Silverleaf Academy - Was nach der Wahrheit kommt... (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt