Kapitel Vier

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Mit wild klopfendem Herzen und schweißnasser Stirn schreckte ich hoch und saß senkrecht im Bett. Mein Atem ging schnell und ich knipste die Lampe neben meinem Bett an und stellte erleichtert fest, dass ich allein war. Ein Traum... Es war nur ein Traum! Ich atmete tief durch, stand langsam auf und ging zum Fenster, welches ich weit öffnete und kühle Nachtluft hineinließ. 

Es war dunkel und der Himmel war von dichten Wolken bedeckt. Der Wind heulte leise und ließ das spärliche Blätterdach rascheln. Ein Blick auf den Wecker zeigte mir, dass es gerade mal halb eins war und ich noch ganze sechs Stunden Zeit hatte, bis ich wirklich aufstehen musste, um pünktlich beim Essen zu sein. Aber im Moment war ich zu aufgewühlt um schlafen zu können.

Eigentlich hatte mein Traum wirklich schön begonnen. Ich hatte entspannt in der Sonne im Gras gelegen und das warme Wetter genossen. Warmer Wind hatte meine Haut gestreichelt und die Vögel hatten so wunderschön ihre Lieder geträllert.

Dann hatte mich irgendjemand gerufen und ich war, nichts ahnend, in den Wald gelaufen. Das Blätterdach der Bäume war so dicht gewesen, dass es die warmen Sonnenstrahlen verschluckte. Und dann fing es an zu regnen. Wie, als hätte jemand einhundert volle Gießkannen entleert und ich war schnell zurück in Richtung Schule gelaufen. Doch da, wo die Schule normalerweise stehen sollte, war nichts. Nur eine freie, völlig abgebrannte Fläche. 

Trotz des Regens loderten noch an einigen Stellen kleine Flammen und panisch rief ich nach meinen Freunden. Und dann sah ich von der anderen Seite der Lichtung zwei Gestalten auf mich zu kommen. Ich wollte wegrennen, aber meine Füße waren plötzlich so schwer wie Blei. Egal wie schnell ich zu Rennen versuchte, meine Beine bewegten sich wie in Zeitlupe. Meine Schreie waren ein heiseres Krächzen und dann waren die zwei Gestalten bei mir, stießen mich zu Boden und einer von beiden rammte seine spitzen Eckzähne in mein Handgelenk.

Ich war glücklicherweise aufgewacht und jetzt stand ich hier, vor dem Fenster und sah raus in die dunkle, kalte Nacht. Mir hätte klar sein müssen, dass ich nicht ohne Folgen bleiben würde. Natürlich musste mein Unterbewusstsein jetzt das, was Samstagabend geschehen war, richtig verarbeiten. Aber es war das Eine zu wissen, dass es nur ein Traum gewesen war. Der andere (für mich viel schlimmere) Part war, dass mein Traum auf reale Geschehnisse beruhte.

Mein Herzschlag und meine Atmung hatten sich wieder beruhigt und langsam ging ich zu meinem Schrank. Ich musste dringend den nassgeschwitzten Pyjama loswerden. So konnte (und wollte) ich nicht wieder ins Bett. Und morgen früh geh ich sofort duschen!

Ich hatte mir gerade ein frisches Schlafshirt aus dem Schrank genommen und dieses übergestreift, als ich hinter mir etwas poltern hörte. Ich hätte auch laut aufgekreischt, aber jemand packte mich und hielt mir den Mund zu. 

„Schschsch!", zischte mir eine tiefe, samtige Stimme ins Ohr. Die Hand, die noch immer meinen Mund zu hielt, war unnatürlich warm und löste sich langsam von mir. Kaum hatte mich mein unerwünschter Besucher losgelassen, wirbelte ich herum und sah Blake wütend und fassungslos an. 

„Bist du bescheuert?", fragte ich im Flüsterton und war gleichzeitig heilfroh, dass ich es noch geschafft hatte, mir ein frisches Shirt überzuziehen. Auch wenn ich mir wünschte, ich hätte mir nicht erst Shirt und Pyjamahose ausgezogen, bevor ich mir die frischen Sachen angezogen hatte. Lediglich in Schlafshirt und Slip, fühlte ich mich dezent nackt. Auch wenn das Shirt etwas länger war. Trotzdem. 

„Was zum Teufel suchst du hier?", fragte ich und Blake grinste schief. So als wäre es das normalste der Welt, ließ er sich auf mein Bett fallen und lehnte sich gegen die Wand. 

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn abwartend an. Wäre vielleicht jetzt der passende Moment, laut zu schreien? Wahrscheinlich ja. Aber dann würde Blake Ärger bekommen und bei meinem Glück auch ich. 

Silverleaf Academy - Was nach der Wahrheit kommt... (2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt